Hätte uns vor einem halben Jahr jemand gesagt, dass wir uns alle eine staatliche App herunterladen, der wir Gesundheitsdaten anvertrauen, wir hätten ihn wohl für verrückt erklärt. In ein paar Wochen könnte aber genau das passieren – zwar freiwillig, nicht staatlich verordnet - und doch ein sehr weitreichender Eingriff in unsere Privatsphäre. Überhaupt sind wir in Deutschland und weltweit bereit, viele unserer Grundrechte aufzugeben für das oberste Ziel - der Eindämmung der Pandemie.
Die App - Maßnahme einer soften Cyber-Diktatur
Pro: Markus Gabriel, Professor für Erkenntnisphilosophie an der Uni Bonn
Die Tracing-App ist die Maßnahme einer soften Cyber-Diktatur. Der Cyberraum funktioniert nicht vollständig nach den Prinzipien des demokratischen Rechtsstaates. Das war auch vor der Krise so. Wenn wir jetzt aus dem Cyberraum eine Tracing-App in unseren Alltag eingreifen lassen, ist das eine an eine Cyber-Diktatur grenzende und nur teilweise demokratisch legitimierte Maßnahme.
Die App für mehr Sicherheit im Corona-Alltag
Contra: Jan Wetzel, Wissenschaftszentrum für Sozialforschung in Berlin
Wir sind in einer Situation enormer Unsicherheit, wo nicht nur unklar ist, wie sich das Virus verbreitet, sondern auch unklar ist, wie man es am besten aufhält. Ob nun eine App oder andere Einschränkungen im Alltag besonders wirksam sind, ist unklar. Deshalb sollte man die App zumindest ausprobieren.