So blendend die Fortschritte in den Biowissenschaften sein mögen - einen gerichtsfesten Beweis dafür, dass Markus Söder die Reinkarnation von Franz Josef Strauß ist, haben sie niemals erbracht. Aber warum sonst beherrscht Söder den politischen Dicke-Hose-Stil, der FJS' Markenkern war, derart authentisch?
Über dem Bett seiner Jugend: ein Strauß-Poster
Einen Grund verrät er bei Facebook: Über dem Bett seiner Jugend hing ein gigantisches Poster, aus dem überlebensgroß das Gesicht seines Idols Franz Josef auf ihn herabblickte. Zwar geht Söder in seiner Bild-Erläuterung mit Rechtschreibung, Zeichensetzung und Satzbau so merkwürdig um, dass ein ernster Schatten auf den Wert des bayerischen Abiturs fällt. Aber egal!
Dank des Postings steht fest: Söders "Bayern, das bin ich ich""-Attitüde ist keine akute Schizophrenie, sondern die Folge einer posttraumatischen Belastungsstörung. Denn wer könnte schon jahrelang - beim Einschlafen, beim Aufwachen, beim Kuscheln mit der Freundin - Blickkontakt mit Strauß halten, ohne ein Söder zu werden?
Der Herr Söder ist mein Hirte
So oder so: Der Auftritt des bayerischen Ministerpräsidenten bei Instagram, Facebook und Twitter kann als Psychogramm gelten.
Passend zum Landtags-Wahlkampf zeigt sich Söder breit grinsend und breitkrempig behutet mit einem Schaf auf dem Arm vor einer großen Schafherde. Offenbar darauf spekulierend, dass dem Wahlvolk angesichts der treu-doofen Tiere Psalm 23 einfällt, in dem es tröstlich heißt: Der Herr Söder ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Dabei vertritt der Protestant schon mal Ansichten, die von der christlichen Lehre weiter abweichen als Luthers Thesen vom römischen Katholizismus.
Das Kreuz: ein Zeichen bayerischer Identität
Das Kreuz, ab 1. Juni Pflicht in allen bayerischen Landesbehörden, sei kein religiöses Zeichen, sondern ein Zeichen bayerischer Identität - hat Söder das staunende Publikum wissen lassen. Und bekommt für seinen symbolpolitischen Amoklauf gegen die abendländische Geschichte nicht nur von den Kirchen den Scheibenwischer gezeigt. Aber verschweigt der Post-Junkie Söder den Fall deshalb in den sozialen Medien?
Gemach! Man muss wissen: An diesem Freitag gewährt Söder dem Papst in Rom eine Privat-Audienz. Und wenn Markus dem Franziskus erst beigebracht hat, dass das christliche Kreuz eine verfrühte Kopie des bayerischen Identitäts-Zeichens ist - was glauben Sie, auf welchem Kanal er das nicht verbreiten wird?
Da will einer mehr Lederhose wagen
Im Übrigen lassen Söders Accounts erkennen, dass ihm das Laptop-Lederhose-Gleichgewicht in Bayern nicht zusagt. Nein, da will einer, wie einst Willy Brandt mehr Demokratie, mehr Lederhose wagen. Ob beim Further Drachenstich in der Oberpfalz, beim Patronatstag der Kompanien der Bayerischen Gebirgsschützen, bei der zünftigen Paulaner Salvator-Probe oder den Ritterschauspielen der Theatergesellschaft Kiefersfelden... Man kann sich in Bayern anscheinend überhaupt keine Trachten mehr anziehen, ohne dass Söder auf ein spontanes Foto vorbeischneit.
Arme bayerische AfD, sagen wir! Um neben so einem Volkstums-Fanatiker sichtbar zu bleiben, muss man sich wirklich tüchtig rechts lehnen.
Fotos von Knoblauchbrot und dem "Söder-Taler"
Fotos von dem, was sein Bäuchlein rund erhält, findet Söder auch wichtig: Wiener mit scharfem Senf, Knoblauchbrot mit Röstzwiebeln, Pistazieneis, solche Sachen. Und weil kein Follower vom Knoblauchbrot allein lebt, streut er geistvolle Aphorismen zur Lebensweisheit ein: "Es gibt gute Freunde und Bekannte, aber nur eine Mutter im Leben."
So hat es Söder redlich verdient, dass ihn der Bayerische Beamtenbund mit einer Goldmünze ehrt, die sein eigenes Porträt zeigt. Und ist es da etwa falsch von ihm, sie auf Instagram "Söder-Taler" zu taufen?
Gewiss, wenn Söder etwas postet, platzen die Accounts vor Söder-Bashing. Aber das kommt sicher nur von Norddeutschen, Sozen und abgelehnten Asylbewerbern. Als echter Söder-Follower kann dagegen Hermann Folberth gelten, der seine Söder-Liebe auf Facebook kundtut:
"So einen Menschen muss man mögen. Er […] ist einfach Spitze in allen Hinsichten."