Die Fahrt geht vorbei an abgeernteten Feldern, durch die flachhügelige Landschaft rings um Wolfenbüttel, südlich von Braunschweig. Mittendrin liegt, dicht bewaldet, der Höhenzug Asse. 500 Meter unter der idyllischen Landschaft laufen jeden Tag über 13.000 Liter Wasser ins einsturzgefährdete Atommülllager Asse II. Die Menschen in den kleinen Dörfern am Fuße der Asse sind alarmiert.
"Es sind ja nicht wenige Mengen. Wenn man sich alleine überlegt: diese 102 Tonnen Uran, 87 Tonnen Thorium, dann diese 28 Kilogramm Plutonium. Und dann haben wir noch einen Mix von ganz vielen verschiedenen chemotoxischen Mitteln, Pflanzenschutzmitteln. Wir haben circa 500 Kilogramm Arsen. Und Plutonium ist ja nicht nur radioaktiv, es ist ja schon in Staubkorngröße tödlich. Darüber darf man gar nicht nachdenken, was passiert, wenn dieser Schacht absaufen sollte, das wäre ja noch möglich. Und der Berg durch seinen Druck das wirklich nach oben presst. In das Grundwasser. Das ist eine Katastrophe."
Mehr als zehn Jahren Recherche
Auf dem breiten Holztisch von Heike Wiegel in ihrer Küche im kleinen Remlingen liegen Broschüren voller Grafiken, Flugblätter und "Asse II"-Aufkleber. Seit über zehn Jahren recherchiert sie zusammen mit ihren Mitstreitern vom Verein "AufpASSEn", welche Gefahren vom maroden Atommülllager ausgehen und wie sich die Gefahr aus der Tiefe am schnellsten bannen ließe. Denn Asse II wäre nicht das erste Bergwerk in der Gegend, das nach unbeherrschbaren Wassereinbrüchen absäuft.
"Wir haben ja Nachbarschächte gehabt, die sind in wenigen Tagen, Stunden abgesoffen. Man kann sich das ansehen in Hedwigsburg. Da ist dann oberirdisch ein sehr großer See entstanden. Und das wäre die Verbindung nach oben, in die Umwelt. Das ist das Schlimmste, was passieren kann."
Von Remlingen aus sind es fünf Autominuten bis zum Bergwerksgelände auf dem bewaldeten Hügel. "Glück auf" steht in großen Lettern auf dem Förderturm der über 100 Jahre alten Anlage.
Von hier aus bringt eine Seilfahrtanlage, ein vergitterter, etwas ramponierter Fahrstuhl Besucher in die Tiefe.
Ganz dicht hinter dem vergitterten Förderkorb rauscht die Schachtwand vorbei. Es geht hinunter in das Stollensystem von Asse II.
"Jetzt fahren wir mit der Höchstgeschwindigkeit, mit zehn Metern pro Sekunde. Vielleicht haben sie einen leichten Druck auf den Ohren. Einmal schlucken, dann geht das weg. Und dann sind wir gleich untertage und kommen auf der 490-Meter-Sohle an."
Abbau von Kalisalz bis Mitte der 60er-Jahre
Manuel Wilmanns arbeitet für den Betreiber der Anlage, für die Bundesgesellschaft für Endlagerung. Diese BGE leitet die Rückholung der schwach- und mittelradioaktiven Stoffe aus dem Bergwerk, in dem bis Mitte der 1960er Jahre Kalisalz für die Düngemittelproduktion abgebaut wurde. Danach landete hier radioaktiver Müll aus deutschen Kernkraftwerken, aus Forschungsinstituten und Krankenhäusern. Dass schon damals Wasser von außen in die Stollen drückte, wurde der Öffentlichkeit verschwiegen.
Die Helmlampen durchleuchten die Enge im Förderkorb, langsam wird es wärmer, unten im Salz herrschen konstante 30 Grad. Wie alle anderen Bergleute, die in Asse II unterwegs sind, tragen auch wir die weiße Bergmannskluft, Sicherheitsschuhe, einen Bauhelm. Und einen so genannten Sauerstoffselbstretter, der im Brandfall eine Stunde lang Atemluft liefert. Zwingend vorgeschrieben ist auch ein Dosimeter in der Brusttasche, das auf radioaktive Strahlung reagiert, erklärt Manuel Wilmanns kurz vor dem Start der Rundfahrt durch die grau gefurchten Stollen im Salz, 490 Meter tief unter der Erde.
"Die Mitarbeiter haben sogar zwei. Einmal das elektronisch auslesbare und dann noch eins mit einer Filmplakette, die regelmäßig eingeschickt wird und dann noch mal separat ausgewertet wird, damit man dort nochmal eine höhere Sicherheit hat."
Unten im Eingangsbereich zeigt eine Schautafel das verwinkelte Stollensystem von Asse II, die 131 Abbaukammern des alten Kalibergwerks. Rot markiert sind die 13 Kammern, in denen insgesamt 126.000 Fässer mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen lagern. Dazu kommen noch Pflanzenschutzmittel und große Mengen Arsen.
Offizielles Versuchsendlager
Ende der Sechzigerjahre war Asse II offiziell als Versuchsendlager deklariert worden. Verwaltet vom Bund. Offiziell galt das Bergwerk als trocken und standfest. Als perfekter Ort für strahlenden Müll. Es galt Bergrecht, nicht das strengere Atomrecht.
"Und was wir jetzt machen: wir bewegen uns hier durch diese Wendelstrecke langsam nach unten bis zur 750-Meter-Ebene. Und auf dem Weg gucken wir uns zusammen ein paar Sachen an."
Manuel Wilmanns führt zu einem Kleintransporter, mit dem uns seine Kollegin noch tiefer ins Bergwerk bringt, an den Ort, an dem ein Großteil des ins Bergwerk eindringenden Wassers aufgefangen wird.
Ende der Siebziger Jahre warnten Geologen öffentlich vor einem Absaufen des Bergwerks, ohne Erfolg. Damals sickerten Tag für Tag schon 700 Liter Wasser in die Stollen ein.
Wilmanns Kollegin Annette Parlitz steuert den Laster durch die Wendelstrecke, immer tiefer hinunter in die Grube. Parlitz parkt den Laster vor einer breiten, durch ein Maschendrahttor gesicherten Halle im Salz, steigt aus, öffnet das Vorhängeschloss. Manuel Wilmanns geht voraus, deutet auf den hinteren Teil der Halle: "Das Wasser tritt irgendwo dort hinten in diesen Bereich ein, fließt durch diesen Kies, landet auf dieser Folie. Und über diese Folie, das eine Rohr, was wir hier noch haben, fließt es dann hier in diesen größeren Tank."
Der stählerne Tank ist groß wie ein Bauschuttcontainer, abgedeckt mit schwarzer Folie. Die soll verhindern, dass das radioaktive Tritium in der Grubenluft nicht das Wasser kontaminiert. Beim Einatmen ist dieses Tritium zwar nicht gefährlich. Im Wasser angereichert wird der Stoff aber zum Problem. Dann darf es nicht mehr ohne weiteres an die Erdoberfläche gepumpt und entsorgt werden.
Problematischer als die nicht-kontaminierte Lauge sind die Wasserzuflüsse auf der 750-Meter-Sohle.
"Das sind Wässer, die direkten Kontakt mit den radioaktiven Abfällen haben, die laufen durch eine Einlagerungskammer und dort haben wir selbstverständlich andere Belastungen als bei diesem Wasser, was wir hier oben auffangen…"
…und diese radioaktiv verseuchten Wasser, jeden Tag kommen etwa 20 Liter dazu, bleiben im Bergwerk. Mit ihnen werde zum Beispiel Beton angerührt, erklärt Manuel Wilmanns. So würden die radioaktiven Stoffe gebunden werden, ihre Strahlung könne langsam abklingen.
Gute Abschirmwirkung des Salzes
Wir brechen auf zur nächsten Station des Rundgangs. Zu Kammer Nummer 8a, in der rund 1.300 von insgesamt 126.000 Müllfässern in der Asse lagern. Dort angekommen zeigt Manuel Wilmanns die alten, mit einer dicken Staubschicht überzogenen Schaltpulte. 15 Meter tiefer türmt sich der Strahlenmüll. Bis Ende der 1970er Jahre wurde an dieser Stelle Fass für Fass per Kran durch die kreisrunde Öffnung im Boden in die Kammer darunter versenkt. Heute ist die Öffnung mit einem Stahlschott fest verschlossen.
"Das Salz hat eine sehr, sehr gut abschirmende Wirkung. Das heißt, wir können hier die Strahlung der Fässer unter uns nicht messen. Wir können uns hier aufhalten, ohne dass wir das auf dem Dosimeter direkt sehen. Da sehen wir noch mal, wie gut diese Abschirmwirkung des Salzes ist."
120 Bergleute arbeiten daran, die Bergung des Mülls irgendwann einmal möglich zu machen. Nach den Plänen des Betreibers, der Bundesgesellschaft für Endlagerung, wird diese Bergung aber erst in 15 Jahren beginnen. Vorher muss erst noch ein neuer Schacht in die Tiefe getrieben werden. Nur so können die Abfälle sicher und in großer Menge nach oben transportiert werden. Am besten untersucht ist bisher das Innenleben von Kammer Nummer 7. Unter hohen Sicherheitsvorkehrungen wurde die Kammer erst angebohrt. Dann schoben die Bergleute Kameras und Messfühler durch das über 30 Meter lange Bohrloch.
"Wir haben Bilder aus der Kammer, wo wir unter anderem ein gelbes Metallfass sehen, das zwischen einem Betonfass und einer Kammerwand zusammengequetscht wurde, also über den gebirgsmechanischen Druck total zerstört wurde. Und wir haben auch beschädigte verlorene Betonabschirmungen gesehen."
Abfälle über Kransysteme aus der Kammer transportieren
Menschen sollten die Kammern nicht betreten – das steht fest. Auf der Fahrt zurück zum Förderkorb erklärt Manuel Wilmanns, wie ein Bergungskonzept aussehen könnte:
"Da planen wir, mit deckengeführter Technik hineinzugehen und dann mit so genannten Tripod-Baggern zu arbeiten, die auf drei Beinen stehen. Sie sind gleichzeitig an der Decke befestigt, so dass man sie in der Kammer bewegen kann. Und die Abfälle wird man auch firstgeführt, also über Kransysteme aus der Kammer heraustransportieren."
Noch werden aber erst die unterschiedlichen Konzepte geprüft. Immerhin handele es sich um ein weltweit einzigartiges Pilotprojekt, betont Wilmanns. Die entscheidende Frage ist aber, wie viel Zeit den Bergleuten, den Planern und Ingenieuren überhaupt noch bleibt.
Denn Salz ist kein statisches, festes Gestein, sondern plastisch und beweglich. Alle Hohlräume werden durch den Gebirgsdruck zusammengepresst, Jahr für Jahr müssen die Stollendecken nachgefräst werden. Und überall im hundert Jahre alten Bergewerk entstehen Risse, die ständig überwacht werden müssen. Manuel Wilmanns greift sich seine Grubenlampe, legt den Kopf in den Nacken, leuchtet in Richtung Decke.
"Hier sehen wir ganz schön diesen wirklich großen, und wenn wir hier so reinleuchten, auch wirklich tiefen Riss, der sich hier einmal diagonal direkt über die Strecke bewegt. Und wir sehen hier rechts und links wieder diese massiven Betonbauwerke, um diese Strecke weiter zugänglich zu halten."
Wie entwickeln sich die Wassermengen?
Entscheidend sei aber nicht nur die Standfestigkeit des Grubengebäudes, sondern auch, wie sich die eindringenden Wassermengen entwickeln. Seit einigen Monaten sind es nicht mehr 12, sondern 13,5 Kubikmeter, die jeden Tag aufgefangen werden müssen, erklärt Wilmanns. Mit den schon installierten Pumpen und Auffangbecken wäre es aber möglich, sogar tägliche Wassereinbrüche von 500 Kubikmeter in den Griff zu bekommen. Für alle Fälle gewappnet sei man aber nicht.
"Es gehört zur Wahrheit dazu: wir wissen es nicht, ob wir es schaffen. Denn wenn wir höhere Wassermengen haben, die zutreten, schaffen wir es gegebenenfalls nicht.
Dann müssten alle Vorarbeiten für eine Bergung eingestellt, die Stollen kontrolliert geflutet werden, damit der marode Salzstock nicht in sich zusammensackt wie schon so viele andere in der Gegend. Das Grundwasser rings um Asse II könnte radioaktiv verseucht werden. Es wäre der Worstcase, den die Bergleute untertage, die Geologen und Ingenieure unbedingt verhindern wollen.
Zurück aus der Tiefe. - Zweihundert Meter vom Bergwerksgelände entfernt liegt die "Infostelle Asse II". In einer Ecke ein 3D-Modell des Bergwerks, auf dem Tisch daneben belegte Brötchen, eine Kanne Kaffee. Stefan Studt ist um größtmögliche Offenheit bemüht. Der Geschäftsführer der Bundesgesellschaft für Endlagerung weiß um die Ängste der Bürgerinnen und Bürger in der Umgebung des Bergwerks. Zum Beispiel wegen der Häufung von Leukämiefällen in der Gegend, ganz ähnlich wie rings um das mittlerweile stillgelegte Atomkraftwerk Krümmel in Schleswig-Holstein.
"In der Tat ist das eine Häufung, die festgestellt wurde, statistisch hat man es wahrgenommen. Aber es hat nie kausale Ursachenfeststellung gegeben, dass das hier mit der Region zusammenhängt. Insofern – ich komme ja selbst auch aus Schleswig-Holstein – ich kenne die Diskussion, die wir dort, vor Ort gehabt haben."
Wohin mit den verpackten Abfällen?
Studt verweist auf die vielen Messsonden rings um die Asse, auf die regelmäßigen Kontrollen der landwirtschaftlichen Produkte aus der Region, die belegen: die radioaktiven Stoffe aus dem Untergrund gelangen zwar schon heute in die Biosphäre. Ihre Konzentration in Lebensmitteln liegt aber weiter unter den Grenzwerten.
Neben den Unwägbarkeiten bei der Bergung des Mülls geht es derzeit auch um die Frage: wenn die Bergung trotz der vielen Probleme gelingen sollte, wo könnten dann die neu verpackten Abfälle oberirdisch gelagert werden:
"Unter logistischen Gesichtspunkten liegt es natürlich nahe, dass es hier in unmittelbarer Nähe ist. Wenn ich es quer durch die Republik transportieren würde, erstens da natürlich entsprechende Belastungen auftreten, gar nicht wissend, wo dann da finale Endlager ist. Aber das ist gerade eine spannende Diskussion, die wir dann hier vor Ort natürlich mit den betroffenen Bürgerinnen und Bürgern führen. Darum wird es am Ende des Tages auch gehen."
Selbst wenn irgendwann die Frage nach einem Zwischenlagerstandort geklärt ist, ist nach wie vor offen, wo der Asse-Müll danach endgültig landen soll. Bislang gibt es erst ein einziges Endlager für schwach- und mittelradioaktiven Müll in Deutschland. 40 Kilometer entfernt vom Schacht Asse II, in Morsleben. 1998 wurden dort die letzten Abfälle eingelagert, neuer Müll kann in Morsleben nicht entsorgt werden. Mitte der 2020er Jahre, nach jahrelangen Genehmigungsverfahren und Klagen soll das Lager Schacht Konrad betriebsbereit sein. 20 Kilometer von der Asse entfernt, aber reserviert vor allem für Abfälle aus deutschen AKW.
Bis ein Endlagerstandort für den strahlenden Asse II-Müll gefunden ist, muss er also in einem Zwischenlager aufbewahrt werden. Dass dieses Lager aber direkt neben dem Bergwerksgelände gebaut wird – dagegen kämpft Heike Wiegel vom Verein "AufpASSEn". Keine fünf Minuten dauert die Fahrt nach Remlingen, auf den Hof von Heike Wiegel.
Ablehnung von Zwischenlager direkt am Bergwerk
Am großen Holztisch in der Küche ihres alten Fachwerkshauses erklärt sie, warum sie ein Zwischenlager direkt am Bergwerk ablehnt, ein Zwischenlager, das nur einen Kilometer von Remlingen entfernt wäre:
"Was passiert denn bei einem Störfall über Feuer mit verschiedenen Szenarien?"
Mit Szenarien, die von offizieller Seite errechnet wurden und zeigen, wie weit sich radioaktive Stoffe bei einem Brand ausbreiten.
"Dann kann ich mir die Kurven ansehen, wo sie die höchsten Belastungen haben und wo die Belastungen abnehmen. Und selbst anhand dieser Grafiken kann ich eben ganz klar erkennen, dass über vier Kilometer bei allen diesen Szenarien die Belastungen für die Bevölkerung deutlich abnehmen."
Und genau deshalb fordert Heike Wiegel einen Mindestabstand des Zwischenlagers von vier Kilometern bis zum nächsten Wohnhaus. Der Standort neben dem Bergwerk, in Nachbarschaft zum kleinen Remlingen, fiele dann aus. Endlich müsse auch mehr Tempo gemacht werden, zum Beispiel beim Bau eines neuen, für die Rückholung ausgelegten Schachts. Und warum werden nicht schon längst die Hightech-Maschinen getestet, die einmal den Müll aus den Kammern bergen sollen, fragt sich Heike Wiegel.
"Man könnte weiter sein. Man hätte auch schon viel, viel weiter sein können in der Rückholungsplanung. Wir wissen, dass bis heute noch nicht eine ferngesteuerte Maschine wenigstens mal in Auftrag gegeben wurde zur Erprobung gefahren wird. Sondern da existiert noch nichts."
Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies hörte sich die Kritik der Asse II-Initiative Anfang Dezember an. Erst stand eine Befahrung des Bergwerks auf dem Programm, dann eine Bürgersprechstunde.
"Ich glaube, dass ist das erschütterndste Beispiel der Umweltpolitik, das wir haben. Denn das, was hier passiert ist vor Jahrzehnten, mit dem beschäftigen wir uns noch mehr Jahrzehnte als es eigentlich passiert ist. Das ist eigentlich erschreckend. Das zeigt übrigens, dass man solche Fehler wie sie hier passiert sind, A: nicht wiedermachen darf, Zweitens aber auch, dass es richtig und notwendig ist, dass man genau diese Rückholung, die wir ja auch beschlossen haben, auch wirklich konsequent umsetzt. Vielleicht ist das für viele nicht so wahrnehmbar, weil man es nicht sieht, weil es tief unten in der Erde ist."
100 Millionen Ausgaben jährlich
Dass beim Asse-II-Projekt alles zu langsam laufe, will Olaf Lies nicht gelten lassen. Jedes Jahr würden immerhin 100 Millionen Euro dafür ausgegeben:
"Deshalb ist natürlich Sorgfalt geboten. Das ist ja kein Experimentierraum hier, wo wir sagen: ‚Wir probieren das mal!‘ Und wenn es dann nicht geklappt hat, haben wir Pech gehabt. Sondern wir müssen so sorgfältig überlegen und lieber drei Mal überlegen: ‚Ist der Schritt, den wir gehen an der Stelle richtige oder könnte das negative Folgen und Konsequenzen haben. Aber das muss man auch immer wieder vermitteln."
Sorgfältig untersucht werden müsse auch der Standort des geplanten dritten Schachts, durch den die Abfälle sicher und in großer Menge an die Erdoberfläche gebracht werden können. Dieser Schacht könne, so Lies, eben nicht überall in die Tiefe getrieben werden, sondern nur dort, wo er die Standfestigkeit des Bergwerks nicht gefährdet. Heike Wiegel ist mit Olaf Lies‘ Sicht auf die Dinge zwar nicht zufrieden. Dafür sei der Minister aber offen für die Ansichten der AufpASSEn-Initiative:
"Ich denke schon! Er hat uns, als wir ihm unser Asse-Symbol, unser gelbes ‚A‘ überreicht haben, sehr deutlich gesagt, dass er an einem Folgegespräch interessiert. Wir waren vor ein paar Wochen auch bei ihm im Ministerium und werden die Gespräche da fortsetzen."
Ob es gelingt, die Atommüllberge aus der Tiefe wieder ans Tageslicht zu holen, steht noch lange nicht fest. Klar ist aber: es wird, wenn es denn klappt, noch Jahrzehnte dauern und Milliarden kosten.