Marokko wirbt mit Sonne, Strand und Meer. Marokko wirbt mit urwüchsiger Gnawa-Musik für sich, mit seiner kulturellen Tradition. Marokko wirbt auch mit Natur und abwechslungsreichen Landschaften. Das Land hat viel zu bieten. Aber in den Tourismus-Gebieten des Landes wächst die Furcht, dass immer weniger Gäste kommen.
Mathilde Richard hat im Südosten Marokkos in einem Palmenhain des Drâa-Tals ein schönes Hotel für umweltfreundlichen Tourismus aufgebaut. In einer schönen, aber strukturschwachen Region. Hier kommt das Reisegeschäft erst langsam in Gang und die Menschen fürchten, dass es schon wieder Schaden nehmen könnte:
"Die Bevölkerung hier hat Angst, dass die Europäer Angst haben. Dabei würde ich sagen: In Marokko ist es sicherer als in Frankreich."
Gemessen an der Zahl der Terror-Anschläge stimmt das. Und dennoch kommen ausgerechnet immer weniger Franzosen nach Marokko. Das räumt auch Tourismusminister Lahcen Haddad ein.
"Seit Juli 2014, mit dem Islamischen Staat, mit den Ereignissen in Frankreich, in Tunesien, in Algerien, sehen wir einen gewissen Rückgang in unseren wichtigsten Märkten. Und der wichtigste Markt für uns ist Frankreich."
Natürlich sagt Minister Haddad auch: "Marokko ist ein sicheres Land." Die Sicherheitsdienste hätten alles im Griff. Und dennoch: Im vergangenen Jahr kamen erstmals weniger Besucher ins Königreich. Zwar nur ein Prozent weniger, aber der Trend ist beunruhigend.
Bisher 10 anstelle von 20 Millionen Besuchern
Marokkos wollte eigentlich bis 2020 jährlich 20 Millionen Besucher anlocken. Bisher sind es gerade mal 10 Millionen. Der Tourismus sollte bis zum Ende Jahrzehnts ungefähr 1 Million Arbeitsplätze bieten. Bisher sind es eine halbe Million Jobs. Große Pläne kamen ins Stocken: Sechs riesige Hotelanlagen an der Mittelmeer- und an der Atlantikküste waren geplant, Investitionen von insgesamt 9 Mrd. Euro. Ausländische Investoren waren auch zunächst neugierig, sprangen dann aber einer nach dem anderen wieder ab. Zu wenige Touristen kamen, zu viele Schwierigkeiten wurden nicht überwunden. Niemand scheint so recht zu wissen, wie der gordische Knoten aus Unsicherheitsgefühl und Investoren-Zurückhaltung durchschlagen werden kann. Die Sprecherin des Nationalen Tourismus-Büros sagt:
"Bis 2020 sollen 20 Millionen Touristen kommen. Unglücklicherweise ist es im weltweiten Kontext, mit dem Terrorismus, normal, dass es einen Rückgang gibt."
Minister Haddad sucht sein Heil in der Suche nach neuen Märkten. China, Südasien und Afrika:
"Wir sehen, dass etwa 300.000 Westafrikaner pro Jahr nach Marokko kommen. Aus Brasilien haben uns etwa 100.000 Menschen besucht. Und ungefähr 200.000 Russen kamen. Das sind wichtige Märkte in den Schwellenländern, da wollen wir diversifizieren."
Das wird allerdings kaum ausreichen, um die hochfliegenden Pläne der Regierung für den marokkanischen Tourismus-Sektor rasch Wirklichkeit werden zu lassen. Jetzt wurde erst einmal eine Studie in Auftrag gegeben, berichten marokkanische Medien. Die soll prüfen, wo genau die ehrgeizigen Pläne für den marokkanischen Tourismus haken. Und wie sie eventuell "angepasst" werden könnten.