Zur Eröffnung präsentierte sich Marrakesch völlig ungewohnt: Regen, am Vorabend sogar ein Gewitter. Die normalerweise sehr trockene Metropole Marrakesch präsentierte den Gipfelteilnehmern Schlammlawinen zur Eröffnung. Zwei Wochen werden die Delegierten in einer improvisierten Zeltstadt darum ringen, wie es nach dem Abschluss des weltweiten Klimavertrages von Paris weiter geht. Am vergangenen Freitag war das Abkommen in Kraft getreten, nicht einmal ein Jahr nach dem Abschluss. 100 Staaten haben es bisher ratifiziert. Patricia Espinoza, die Chefin des UNO-Klimasekretariats:
"Das schnelle Inkrafttreten des Abkommens von Paris ist natürlich ein Grund zum Feiern. Aber es erinnert uns auch rechtzeitig an die hohen Erwartungen, die jetzt auf uns allen lasten. Die Ziele des Pariser Abkommens werden nicht von allein Wirklichkeit werden."
Ursprünglich hatte die Staatengemeinschaft fünf Jahre für die Ratifizierung veranschlagt. Doch der Erfolg von Paris hat Schwung in die internationalen Klimaverhandlungen gebracht. In den vergangenen Monaten gab es Einigungen über den Ausstieg aus der Verwendung von halogenisierten Kohlenwasserstoffen, das sind technische Gase, die das Klima besonders stark schädigen und über Klimaschutz in der Luftfahrt.
Genaue Regeln gibt es noch nicht
Doch genaue Regeln, wie das Pariser Abkommen umgesetzt werden soll, gibt es noch nicht. Sie sollen in Marrakesch verabredet werden. Umstritten ist etwa die Frage, wie die nationalen Selbstverpflichtungen untereinander vergleichbar gemacht werden können. Oder wie der Ausstoß von Treibhausgasen gemessen wird. Dies berührt die nationale Souveränität der Staaten und könnte deshalb heikel werden.
Und es geht ums Geld. Noch immer sind die 100 Milliarden Dollar jährlich nicht zusammen, die die Industrieländer ab 2020 für den Klimaschutz in Entwicklungsländern versprochen haben. Sven Harmeling von der Hilfsorganisation Care:
"Das wird sicherlich eine wichtige Rolle spielen, wobei Geld dann eben eingebettet ist in einen breiteren Kontext: Was kann man wirklich konkret tun? Das Thema Anpassungsfinanzierung muss hier klar auf die Agenda kommen. Und es wird hier sicher auch von den afrikanischen Ländern stärker in die Debatte gebracht werden."
Marokko präsentiert sich in Marrakesch als Staat, der ganz eigenen Klima-Ehrgeiz hat. Das Land setzt stark auf erneuerbare Energien, riesige Windparks an der Küste und große Solaranlagen sollen den wachsenden Energiebedarf befriedigen. Dieses Beispiel soll auf ganz Afrika ausstrahlen, sagt Sven Harmeling:
"Soweit ich das beurteilen kann, haben die Marokkaner viel in die Vorbereitung investiert, haben viel im eigenen Land angestoßen, sowohl im Bereich erneuerbare Energien als auch in der Anpassung. Und wollen auch hier eine Anpassungsinitiative in der afrikanischen Landwirtschaft vorstellen. Da werden wir mal gucken, wie die konkret aussieht. Aber ich glaube, sie haben viel dafür getan, dass es eine einigermaßen erfolgreiche COP werden kann."
Entscheidungen werden in der zweiten Konferenzwoche fallen. In der ersten Woche schaut auch Marrakesch mit Spannung in die USA. Sollte dort Donald Trump am Dienstag zum Präsidenten gewählt werden, wäre dies für den Klimaschutz ein herber Rückschlag. Trump hält Klimaschutz für überflüssig. Und die USA sind weltweit der zweitgrößte Emittent von Treibhausgasen.