Olympia 2024
Kein Ringen ohne Ringe

Um als Sportart überleben zu können, brauche es Olympische Spiele, sagt der Sportjournalist Martin Krauß. "Sie müssen attraktiv für die Zielgruppen sein und sich verkaufen können" sagt Krauß. Ringen und Gewichtheben genügen da nicht mehr.

Martin Krauß im Gespräch mit Matthias Friebe | 27.07.2024
Aline Rotter-Focken (rechts) hat sich bei Olympia in Tokio 2021 die Goldmedaille erkämpft (hier im Finale gegen Adeline Maria Gray aus den USA).
Aline Rotter-Focken (rechts) hat sich bei Olympia in Tokio 2021 die Goldmedaille erkämpft (hier im Finale gegen Adeline Maria Gray aus den USA). (dpa / picture alliance / Jan Woitas)
Für den Sportjournalisten Martin Krauß ist es eine große Umsortierung im Sport derzeit - und über allem steht der dominante Fußball. "Andere Sportarten haben in der Tat nur noch eine Chance zu überleben, wenn es Olympische Spiele gibt", sagt Martin Krauß. Als Grund nennt er staatliche Fördergelder, die mediale Aufmerksamkeit und den Nimbus, einmal Olympiasieger zu sein.

Breakdance, Kitsurfen und Marathon-Staffel im Gehen

Doch das ist für viele Athleten aus Randsportarten gar nicht so einfach. Denn der Kanon der olympischen Sportarten ist in einem stetigen Wandel. Beispiel Karate: Die Kampfsportart wurde bei den Olympischen Spielen in Tokio 2020 aufgenommen. 2024 ist die Sportart wieder raus. Stattdessen werden bei den Olympischen Spielen in Paris erstmals Medaillen im Breakdance vergeben. Neu sind auch die Disziplinen Kitesurfen im Segeln und die Marathon-Staffel im Gehen.
Dass sich die Sportwelt ändert, liegt nach Angaben von Martin Krauß in der Natur der Sache. Der Sportjournalist und Publizist sieht allerdings eine stärker werdende Konkurrenz zwischen Olympia und Fußball mit der Verschiebung der Machtverhältnisse in Richtung FIFA und UEFA. "Das IOC hat zwar dieses große Ereignis, diese große Marke Olympische Spiele, aber es muss stark strampeln. Und da versucht das IOC natürlich, so modern wie möglich zu sein und dann auch Sportarten wie Klettern und so weiter mit zu integrieren", sagt Krauß.

Sportarten müssen attraktiv für Zielgruppen sein

Sportarten wie Breakdance setzen nach Angaben von Krauß viel auf Inzenierung, auf Individualität und auf gute Bilder. "Diese Sportarten müssen in gewisser Weise marktförmig werden, müssen sich auf dem Markt der Sportarten behaupten. Und das heißt, sie müssen sich auf dem Medienmarkt behaupten", so Krauß.

Geringer Stellenwert für Ringen in Deutschland

Das bedeutet, so Krauß, Sportarten müssen, um erfolgreich zu sein, attraktiv für Zielgruppen werden und sich verkaufen können. "Da genügt so ein klassischer Ringverein oder Gewichtheben nicht mehr. Zumindest in der hiesigen Gesellschaft", sagt Krauß. Für die genannten Sportarten sieht er in Deutschland wenig Potenzial, auch wenn in anderen Gesellschaften Ringen oder Gewichtheben noch einen sehr hohen Stellenwert hätten.

TV-Rechte für Cricket und Baseball bringen Geld

Bei den Spielen 2028 in den USA kehrt Baseball wieder ins olympische Programm zurück. Auch Cricket wird dann olympisch sein. Beides sehr profitable Sportarten - und da "will das IOC immer rein, um sich Fernsehrechte zu sichern", sagt Krauß.

Olympia hat noch einen hohen Stellenwert

Für ihn haben die Olympischen Spiele aber noch immer einen hohen Wert. "Einerseits steht das IOC mit seinen Spielen mit Rücken zur Wand. Das muss sich modernisieren. Andererseits hat es diesen Zwang zur Modernisierung auch immer wieder genutzt, auch jetzt bei diesen Spielen und präsentiert sich bemerkenswert modern", sagt Krauß.