Vom "Zuhälter-Benz" ist gleich im ersten Satz des ersten Songs die Rede. Im Refrain des zweiten prahlt Shindy mit "70.000 Euro am Handgelenk". Wird die Aufschneiderei und das Halbwelt-Getue den Gangstarappern und ihren Fans nicht allmählich langweilig?
Wohl nicht, meint Martin Seeliger, Mitherausgeber eines Buchs über den deutschen Gangstarap: "Die Kulturgeschichte lehrt uns, das werden wir uns noch öfter anhören müssen."
Eloquent prahlender Aufsteiger
Rap sei von Anfang an eine Musik der Underdogs gewesen und erzähle von Aufstieg und Selbstermächtigung, erklärt Seeliger - in den USA von randständigen Schwarzen, in Deutschland eben von Einwandererkindern.
Bei Shindy sei das zum Stilmittel geronnen, "wo es dann eben darum geht, dass man besonders eloquent oder besonders witzig darüber redet, welche hochpreisigen Produkte man sich leisten kann."
Zur Schau gestellte Arroganz
Nicht zuletzt dank dieser Eloquenz hat es Shindy auch ins Feuilleton geschafft, bei aller "zur Schau gestellten Arroganz": Seeliger findet bemerkenswert, wie kühl der Rapper sich gibt. "Die Figur Shindy hat immer von ihrer Unnahbarkeit gelebt."
Wir haben noch länger mit Martin Seeliger gesprochen -
hören Sie hier die Langfassung des Corsogesprächs
Indem er Berlin und das kriminelle Umfeld von Bushido verlasse und in seine Provinzheimat Bietigheim-Bissingen zurückkehre, drehe Shindy gleichsam einen Gründungsmythos des deutschen Rap um.
Einst habe Sido über seinen Block im märkischen Viertel in Berlin gerappt, nun folgere Shindy: "Sozialer Aufstieg impliziert im weiteren Verlauf auch ein Eigenheim in unmittlelbarer Nachbarschaft zum Bietigheimer Kieferorthopäden."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.