"Wir haben natürlich auch einen Umbruch eingeleitet mit dieser deutschen Mannschaft", sagt Martina Voss-Tecklenburg über die Leistungen der deutschen Männermannschaft in den letzten Jahren. "Und da muss man vielleicht auch zwingend in Kauf nehmen, dass bestimmte Ergebnisse und Ergebniserwartungen nicht mehr die gleichen sind. Oder man muss sich auch die Zeit nehmen, sich da wieder hin zu entwickeln. Das haben andere große Nationen auch gehabt zwischendurch. Ich bin mir aber sicher, dass wir eine gute EM spielen können."
"Geben der Mannschaft das Gefühl 'ihr seid nicht gut genug.'"
Das Ziel ins Halbfinale zu kommen bewertet Voss-Tecklenburg als hochgesteckt und richtig und tippt, dass ein oder zwei der zwischenzeitlich nicht mehr eingeladenen Thomas Müller, Mats Hummels und Jerome Boateng beim Turnier dabei sind. Die Diskussion um das Trio sieht sie allerdings kritisch:
"Das ist eben auch schade, dass wir eigentlich in Deutschland der Mannschaft das Gefühl geben ‚ihr seid nicht gut genug‘. Und ich finde, das haben andere Nationen besser gemacht. Die haben so einen Umbruch eingeleitet und haben dazu auch gestanden und haben sich zum Teil auch die Zeit gegeben. Und sie stehen trotzdem mit Enthusiasmus hinter ihrer Mannschaft. Und das würde ich mir ein Stück weit auch für Deutschland wünschen, dass man diesen Weg gemeinsam geht und dass man sagt: Okay, man nimmt vielleicht auch mal in Kauf ein oder zwei Jahre oder ein oder zwei Turniere nicht zu den Top-Top-Titelfavoriten zu gehören."
Turniererfahrung nicht zu ersetzen
Voss-Tecklenburg sagt, dass aus ihrer eigenen Erfahrung mit einer jungen deutschen Mannschaft Turniererfahrung nicht zu ersetzen sei. Spielerinnen und Spieler müssten lernen, mit dem Druck umzugehen. Der Druck für Joachim Löw sieht sie nach dessen Rücktrittsankündigung als gleich oder sogar noch größer, weil er unbedingt ein gutes Turnier spielen wolle. Die Entscheidung den Rücktritt vorher zu kommunizieren findet Voss-Tecklenburg dennoch gut und sauber.
Die Verbandsquerelen sollten für die Mannschaft beim Turnier kein Problem sein, glaubt sie. Es sei für die Spieler nun die Möglichkeit für positive Schlagzeilen zu sorgen.