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Maryse Condé wird geehrt
"Aber das ist kein Nobelpreis"

Nur weil das Original versagt, ist die Alternative noch lange kein Ersatz: Thomas Steinfeld von der Süddeutschen Zeitung sieht in der Vergabe des Alternativen Literaturnobelpreises an die Schriftstellerin Maryse Condé vor allem eines: "Prestige-Diebstahl".

Thomas Steinfeld im Gespräch mit Karin Fischer |
    Das Bild zeigt die Schriftstellerin Maryse Condé aus Guadeloupe im Jahr 2015.
    Das Bild zeigt die Schriftstellerin Maryse Condé aus Guadeloupe im Jahr 2015. (AFP / Adrian Dennis)
    Zwar sei die 81jährige Maryse Condé aus Guadeloupe eine hoch respektable Schriftstellerin. Ihre Texte über das Schicksal der Schwarzen in der Karibik und ihre Auseinandersetzung mit Rassen-Stereotypen seien beeindruckend, sagte der Literaturkritiker Thomas Steinfeld im Dlf.
    Die Vergabe an sie durch die "Neue Akademie" werde aber nur im Ausland ernst genommen, nicht in Schweden. Dort werde von einer peinlichen Geschichte gesprochen; von Prestige-Diebstahl. Der japanische Schriftsteller Haruki Murakami habe zu Recht "die Finger davon" gelassen.Wegen interner Streitigkeiten und einem Mitgliederschwund wird der offizielle Literaturnobelpreis 2018 nicht vergeben.
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    Kritikpunkt Steinfelds: Die Vergabe sei eine scheinbar demokratische Aktion einer Prominenten aus dem schwedischen Vorabendfernsehen namens Alexandra Pascalidou, aber eben nicht der kriselnden Schwedischen Akademie in Stockholm. Von ihr könne man eine Runderneuerung erwarten.
    Im Audio können Sie das ganze Gespräch nachhören.