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Maschmeyers Erbe und was davon bleibt

Vor vier Jahren hatte der Schweizer Versicherer Swiss Life den Finanzdienstleister AWD aufgekauft und sich damit ein Problemkind ins Haus geholt. Nun zieht die Konzernleitung die Notbremse, die Marke AWD wird verschwinden und durch Swiss Life Select ersetzt. Alleine in Deutschland gehen 300 Jobs verloren.

Von Hans-Jürgen Maurus |
    Reinemachen war bei der Swiss Life Pressekonferenz heute angesagt. Und zwar gründlich. Die deutsche Tochtergesellschaft AWD, einst als Coup der Swiss Life bejubelt verhagelt dem Schweizer Lebensversicherer durch einen Abschreiber in Höhe von 576 Millionen Franken die komplette Jahresbilanz, Swiss Life wird 2011 nur noch einen zweistelligen Millionengewinn erwirtschaften. Die Folge: Die Konzernleitung zieht die Notbremse, die Marke AWD wird verschwinden, und durch Swiss Life Select ersetzt, 300 Jobs gehen allein in Deutschland verloren. Eine bittere Bilanz, die auch Swiss Life CEO Bruno Pfister wehtut:

    "Das schmerzt mich, das ist so. Auf der anderen Seite muss man auch zur Kenntnis nehmen, dass die AWD-Gruppe, da ja jetzt integriert wird, strategisch nach wie vor sehr wichtig ist, weil sie eine alternative Betriebsform darstellt, klar positioniert ist, wir werden deswegen auch den Best Select Ansatz und die freie Produktwahl weiterführen und so das Kundenversprechen auch weiter anbieten."

    Ein sang- und klangloses Ende hochfliegender Pläne und Schaumschlägerei. Der Kauf der Ex-Firma von Carsten Maschmeyer 2007 für 1,2 Milliarden Euro erwies sich als ein Deal, der Maschmeyer zum schwerreichen Mann kürte, aber die Schweizer nur Geld kostete. Auch die Hoffnungen, in Osteuropa groß einsteigen zu können, haben sich in Luft aufgelöst. Aus der Slowakei und Ungarn zieht sich AWD ganz zurück. Ernüchterung bei CEO Bruno Pfister auch bezüglich der Lage in Österreich und Deutschland:

    "Wir haben auch die Erwartungen nicht erreicht in Österreich, wegen der Immobilienkrise und wir sehen jetzt auch dieses Jahr einen Umsatzrückgang in Deutschland."

    In Deutschland werden alle Swiss Life Töchter unter einem Dach zusammengefasst und unter eine Führung gestellt. Ein Trostpflaster: Die beiden Standorte München und Hannover sollen erhalten bleiben, so Swiss Life Chef Pfister, der Arbeitsplatzabbau sozialverträglich gestaltet werden:

    "Das wird in Deutschland bis zu 300 Stellen ausmachen, wobei ich noch unterstreichen möchte, dass Stellenreduktion nicht gleich Entlassung ist. Wir werden wie auch in der Vergangenheit in der Schweiz natürlich versuchen, die Fluktuation zu nutzen, Wohlstandsregelungen dafür zu verwenden, aber auch den möglicherweise betroffenen Mitarbeitern im internen Stellenmarkt Alternativen anpassen und so eigentlich die sozialen Kosten möglichst klein halten."

    Einen Seitenhieb gegenüber Firmengründer Carsten Maschmeyer konnte sich CEO Pfister nicht verkneifen. Der AWD habe sich von der Vaterfigur Maschmeyer emanzipiert, so der Topmanager, auf gut deutsch: Maschmeyer hat bei der Tochter nichts mehr zu sagen. Abgehakt ist das Thema AWD aber noch nicht. Denn noch immer sind Klagen und Schadenersatzforderungen frustrierter AWD Kunden anhängig.