Merkel war kritisiert worden, weil sie den Tatort in Orlando bislang nicht als Homosexuellen-Club beschrieben und die schwulen und lesbischen Opfer nicht hinreichend gewürdigt habe. Dazu sagte sie nun: "Wir wissen ja, dass die genauen Hintergründe noch nicht vollkommen bekannt sind. Aber eines wissen wir: Der Attentäter war sich vollkommen klar, dass er in dem Nachtclub lesbische und schwule Menschen antreffen wird. Und genau auf diese Menschen war das Massaker gezielt."
In mehreren Erklärungen von Regierungsseite seien "erstaunlicherweise die Worte lesbisch, schwul, bisexuell und transgeschlechtlich vermieden" worden, hatte der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) Berlin-Brandenburg erklärt. Man vermisse "ein deutliches Zeichen der Solidarität" mit den Opfergruppen, sagte Stefan Mielchen vom Verein "Hamburg Pride" im Deutschlandfunk. Bisher seien alle öffentlichen Solidaritäts-Aktivitäten zu Orlando "ausschließlich von der Zivilgesellschaft ausgegangen".
Merkel fordert gegenseitigen Respekt
Die Bundeskanzlerin bezeichnete es außerdem als Warnsignal, dass auch in Deutschland homophobe Einstellungen wieder zunähmen. Sie versicherte, ihr Denken und Handeln sei davon geprägt und geleitet, "dass unser Leben in offenen und freien Gesellschaften geprägt sein muss von Respekt gegenüber dem jeweils anderen - egal, was er glaubt, egal, wie er aussieht und egal, wen er liebt." Nur so könne man in einer Gesellschaft Hass bekämpfen.
Merkel hatte in der Vergangenheit bereits Homosexuellen-Verbände gegen sich aufgebracht, als sie die vollständige Gleichstellung der sogenannten Homoehe mit einer normalen Ehe ablehnte - unter Verweis auf ihr Bauchgefühl.
(tzi/tj)