Volksfeststimmung beim Wahlkampf in Peru – in Valle Amauta, einem armen Vorort von Lima, warten rund 400 Anhänger mit orangefarbenen Fähnchen auf ihre Kandidatin.
Da ist sie mit einem markigen K auf dem Poloshirt. K für Keiko. Keiko Fujimori. Sie verspricht Investitionen in Infrastruktur, Gesundheit und Transport – aber auch einen gnadenlosen Kampf dem Verbrechen. Ein Herz fürs Volk, aber eine harte Hand – das schrieb sich schon der Vater auf die Fahnen. Alberto Fujimori, der Autokrat, regierte Peru von 1990 bis ins Jahr 2000. Heute allerdings sitzt er wegen Korruption und Menschenrechtsverbrechen im Gefängnis. Ein problematisches Erbe für Tochter Keiko:
"Genauso wie ich die positiven Errungenschaften meines Vaters bekräftige, sage ich auch, dass Fehler, dass Straftaten begangen wurden. Und das verpflichtet uns dafür zu sorgen, dass so etwas nicht mehr passiert. Denn um nach vorne zu schauen, müssen wir einen objektiven Blick haben."
"Eine neue Politik, ohne Klüngel und Korruption."
Mindestens die Hälfte der Peruaner kann Keiko davon aber nicht überzeugen – das Land erlebt eine Welle von Massenprotesten: gegen eine Rückkehr in die Vergangenheit. Angeheizt werden diese auch durch ein zweifelhaftes Auftreten der Obersten Wahlkommission. Die nahm mehrere Kandidaten wegen Unregelmäßigkeiten aus dem Rennen, Kandidaten, die Keiko Konkurrenz zu machen drohten. Dabei steht diese selbst im Verdacht, Geldgeschenke gemacht zu haben – doch für sie scheinen andere Regeln zu gelten. Die Peruaner schütteln nur noch mit dem Kopf.
"Das ist wie auf einem Narrenschiff, jeden Tag ändern sich die Regeln, niemand weiß mehr, wen er wählen kann. Die Mehrheit der Kandidaten ist unter Druck geraten oder wurde ausgeschlossen. Die Wahlkommission selbst hat alle Glaubwürdigkeit verloren. Statt über Ideen zu diskutieren, gucken alle wie bei einem Pferderennen zu, wer überhaupt antreten kann."
Das wahrscheinlichste Szenario ist eine Stichwahl gegen Keiko. Um den zweiten Platz leisten sich zwei ein Kopf-an-Kopf-Rennen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Da ist die 35 Jahre junge Aufsteigerin Veronika Mendoza, die frischen Wind in Perus Linke bringt und einen radikalen Kurswechsel fordert.
Peruanische Wähler sind noch unentschlossen
"Für ein neues Peru braucht es eine neue Politik, ohne Klüngel und Korruption. Es braucht einen Staat im Dienst der Menschen, nicht nur im Dienst der multinationalen Unternehmen. Einen, der die kleinen und mittleren Unternehmen unterstützt, die 60 Prozent unserer Arbeitsplätze schaffen und die Bauern, die für den Boom unserer Gastronomie gesorgt haben."
Ihr gegenüber: Der bereits 77-jährige Ökonom Pedro Pablo Kuczynski, kurz PPK genannt. Er wirbt für einen Mittelweg.
Weder die Rechtspopulistin Keiko noch ein Linksruck à la Mendoza, deren Ideen Kuczynski mit dem Modell in Venezuela vergleicht und als eine Gefahr für die Wirtschaft sieht. Denn deren Wachstumsraten sind nach Jahren des Booms gefallen, von sechs auf immer noch rund zwei bis drei Prozent. Knapp ein Drittel der Peruaner hat sich laut Umfragen bisher noch nicht entschieden – kein Wunder, bei dem Wahlchaos.