Serbien
Massenproteste gegen Regierung in Belgrad

In der serbischen Hauptstadt Belgrad haben mehr als 100.000 Menschen gegen die Regierung protestiert. Der Protest richtet sich vor allem gegen die aus Sicht der Teilnehmer weit verbreitete Korruption auf Regierungsebene. Gefordert wird etwa die konsequente Durchsetzung von Rechtsstaatlichkeit und die Bestrafung korrupter Akteure.

    Die Aufnahme zeigt eine Großdemonstration in Belgrad aus der Vogelperspektive. Tausende Demonstranten stehen im Dunkeln auf einem Platz.
    Zehntausende Menschen beteiligen sich an den Protesten in Belgrad. (AFP / ANDREJ ISAKOVIC)
    Beobachter bezeichneten die Kundgebung als die größte Demonstration in der Geschichte des Balkanlandes. Laut Innenministerium hatten sich bereits gestern Abend mehr als 30.000 Menschen im Zentrum der Stadt versammelt, um die Ankunft der Demonstranten aus dem ganzen Land zu feiern. Dabei gab es den Angaben zufolge 13 Festnahmen. Auslöser der Protestwelle, die von Studenten angeführt wird, war der Einsturz des Bahnhof-Vordachs in Novi Sad, bei dem 15 Menschen starben. Am Mittag hatte es eine Mahnwache für die Opfer gegeben.

    Gewaltsame Zusammenstöße mit Vucic-Anhängern befürchtet

    Auch Anhänger von Präsident Vucic versammelten sich am Nachmittag in Belgrad. Unter ihnen waren nach Angaben von Korrespondenten Ultranationalisten und Mitglieder militanter Gruppen. Sie errichteten in der Nähe des Parlaments Barrikaden. Es werden gewaltsame Zusammenstöße befürchtet. Hunderte Polizisten sind im Einsatz.
    Vucic hatte gestern Abend erklärt, er werde nicht zulassen, "dass die Straße die Regeln diktiert und sich nicht unter Druck setzen lassen". Er drohte mit Festnahmen und harten Strafen. Zugleich rief er alle Seiten zum Gewaltverzicht auf.

    Belgrader Zentrum für Sicherheitspolitik besorgt

    Srdjan Cvijic vom Belgrader Zentrum für Sicherheitspolitik sagte, man frage sich, ob die Regierung versuchen werde, Gewaltsituationen herbeizuführen, um anschließend einen Vorwand für die Ausrufung des Ausnahmezustands zu haben. "Wir können seit ein paar Tagen sehen, dass das Regime versucht, die Spannungen zu eskalieren." Die Regierung baue ein Potemkinsches Dorf vor dem Präsidentenpalast auf, mit bezahlten Pro-Regierungs-Demonstranten. Kritiker werfen Vucic vor, seine Macht auf korrupte Netzwerke, eingeschränkte Medienfreiheit und manipulierte Wahlen zu stützen.
    EU und UNO forderten die Regierung in Belgrad dazu auf, das Demonstrationsrecht zu respektieren und Gewalt zu vermeiden.
    Diese Nachricht wurde am 15.03.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.