Die Proteste gegen die chinesische Regierung in Hongkong gehen weiter. Auch heute demonstrierten Tausende Menschen in der Sonderverwaltungszone für mehr Demokratie und überschatteten damit Feierlichkeiten zum chinesischen Nationalfeiertag. Während des traditionellen morgendlichen Flaggenhissens drehten die Aktivisten der Zeremonie demonstrativ den Rücken zu.
Nach Angaben der Organisation Human Rights Defenders führen die Proteste auch auf dem Festland zu Verhaftungen. In den Metropolen Schanghai, Guangzhou und Shenzhen seien Unterstützer abgeführt worden seien - insgesamt mehr als 20 Bürger. Sie hätten Informationen und Fotos über die Demonstrationen in Hongkong ins Netz gestellt oder sich zu Solidaritätskundgebungen an öffentlichen Plätzen getroffen.
"Funke könnte überspringen"
Die chinesische Zensur versuchte zudem, die Verbreitung von Berichten über die Demonstration im Fernsehen zu unterbinden. So wurde zum Beispiel der Satellitenempfang des amerikanischen Senders CNN und der britischen BBC gestört, wenn Berichte zu Hongkong kamen. Der chinesische Publizist Shi Ming sagte dagegen im Deutschlandfunk, was in Hongkong passiere, lasse sich auf dem Festland nicht mehr wegzensieren. Durch die starke ökonomische Verflechtung wisse man in Südchina über die Proteste in Hongkong genau Bescheid. Er betonte: "Der Funke könnte auf Festlandchina überspringen."
Die Demonstranten drohen damit, die seit Tagen andauernden Proteste auszuweiten, wenn die umstrittene Wahlreform nicht bis Donnerstag zurückgenommen wird. Kritisiert wird vor allem, dass bei der nächsten Abstimmung über einen Regierungschef für Hongkong im Jahr 2017 nur ausgewählte Kandidaten antreten dürfen. Die Menschen forderten zudem den Rücktritt des Hongkonger Verwaltungschefs Leung Chun-ying.
Bisher rund 80 Menschen festgenommen
Die Menschen demonstrierten den sechsten Tag infolge. Am Wochenende war die Polizei mit Tränengas und Pfefferspray gegen die Protestierenden vorgegangen. Dabei wurden 41 Menschen verletzt, darunter zwölf Polizisten. 78 Personen wurden festgenommen.
Seit der Rückgabe 1997 an China wird die frühere britische Kronkolonie Hongkong nach dem Grundsatz "ein Land, zwei Systeme" als eigenständiges Territorium Chinas autonom regiert. Für die sieben Millionen Einwohner gelten Presse- und Meinungsfreiheit.
(hba/tön)