Dem Präsidenten kam diese Nachricht gar nicht zupass: Donald Trump setzt alles daran, auch die heimische Autoindustrie unter dem Motto "America first" zu stärken – jetzt konnte er seinen Ärger über die angekündigten Entlassungen bei General Motors, über die Schließung von Werken und über das milliardenschwere Sparprogramm bei Amerikas größtem Autobauer nur mühsam zurückhalten.
Er finde diese Entwicklung überhaupt nicht gut, sagte Trump zu Reportern vor dem Abflug zu einer Wahlkampfveranstaltung in Mississippi – er habe mit GM-Chefin Mary Barra telefoniert und mit ihr ein paar sehr ernste Worte gewechselt. Er kündigte ihr gegenüber sogar den politischen Druck von Seiten einflussreicher republikanischer Senatoren an.
GM will fünf Montagewerke schließen
General Motors hat besonders Absatzprobleme bei den konventionellen viertürigen Limousinen – insgesamt will das Unternehmen fünf Montagewerke schließen, unter anderem in Hamtramck in Michigan und Lordstown in Ohio. Und damit just in jenen alten Industriezentren des Mittleren Westens, denen Donald Trump auch im jüngsten Wahlkampf das Blaue vom Himmel versprochen hatte.
Erst im Oktober hatte General Motors Gespräche über ein Abfindungsprogramm für 50.000 Beschäftigte begonnen – jetzt kommt für mindestens 8.000 Arbeiter und damit für etwa 15 Prozent der Gesamtbelegschaft das Aus. Statt die defizitäre Produktpallette aufrecht zu erhalten, will General Motors künftig in die Entwicklung von Elektrofahrzeugen und selbstfahrenden Autos investieren. In der Pose des Geschäftsmannes empfahl Trump dem Unternehmen, andere und bessere Autos zu bauen, wenn sich etwa der Chevrolet Cruise nicht mehr verkaufen lasse.
Kein Wort verlor der Präsident darüber, dass der Kostendruck für GM auch wegen seiner Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte gestiegen ist. Angeblich führten die gestiegenen Stahlpreise bei GM bereits zu Kostensteigerungen in Höhe von einer Milliarde Dollar.
Trump kündigte Anhebung von Strafzöllen gegen China an
Firmenchefin Mary Barra stellte zwar keinen unmittelbaren Zusammenhang zu Trumps Handelspolitik her, sprach aber doch von einem erheblichen Gegenwind. Den Präsidenten ficht das jedoch nicht an: In einem Interview mit dem Wall Street Journal kündigte Trump nur drei Tage vor dem G20-Gipfel in Buenos Aires an, die Strafzölle auf chinesische Produkte im Gesamtwert von 200 Milliarden Dollar von zehn Prozent auf 25 Prozent anheben zu wollen.
Besonders hart treffen die schlechten Nachrichten aus Detroit auch die kanadischen Arbeitnehmer in Ontario – die Stilllegung des Montage-Werkes in Oshawa sei beschlossene Sache, teilte die GM-Führung Kanadas Premier Justin Trudeau mit. Der konnte gegenüber dem Management dann nur noch seine tiefe Enttäuschung über diese Entscheidung zum Ausdruck bringen.