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Maßnahmen im Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit

Sechs Milliarden Euro haben die europäischen Staats- und Regierungschefs für den Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit zur Verfügung gestellt. Die Frage ist nur, wie diese möglichst sinnvoll eingesetzt werden können. Fest steht: Erfahrungen mit Gastarbeitern früherer Jahrzehnte können nicht auf die heutige Situation übertragen werden.

Von Stefan Maas | 03.07.2013
    Für Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen ist sie heute gekommen

    "Die Stunde der Praktiker"

    Denn dass Staas- und Regierungschefs und Minister zusammenkommen, ist längst europäischer Alltag, aber, sagte die CDU-Ministerin im ARD-Morgenmagazin:

    "Zum allerersten Mal haben wir die Arbeitsverwaltung da. Also diejenigen, die in den Jobcentern vor Ort sitzen und wo die Jugendlichen da sind und fragen, was kann ich denn machen, dass ich Arbeit und Ausbildung kriege."

    Hier heißt eine Devise, sagt von der Leyen: den Arbeitsmarkt Europäisch denken. Zunächst einmal soll die Mobilität junger Menschen in Europa gefördert werden. Eine Idee, die auch Eric Schweitzer, der Präsident des Deutschen Industrie und Handelskammertages im Südwestrundfunk unterstützt:

    "Das wird helfen, denn wir haben in Deutschland über 70.000 Ausbildungsplätze unbesetzt. Zweitens, was hilft es uns in den südlichen Ländern, wenn dort junge Menschen arbeitslos sind, wir sie hier dringend brauchen."

    Der deutsche Arbeitsmarkt alleine könne das Problem sicher nicht lösen, sagte Werner Eichhorst vom Forschungs-Institut zur Zukunft der Arbeit im Deutschlandfunk:

    "Aber wir sollten auf jeden Fall weitergehen als diese 5000 beispielsweise Spanier, die jetzt nach Deutschland kommen sollen. Das ist sicher ein Tropfen auf den heißen Stein. Hier müssen wir in wesentlich größeren Dimensionen denken. Und dann auch versuchen auch durch Stellenvermittlung, durch die Vermittlung von Ausbildungsplätzen mehr nach Deutschland zu bekommen."

    Das dürfe aber nicht dazu führen, dass die besten Köpfe nach Deutschland abgeworben werden, deren Fähigkeiten dann in ihren Ländern fehlten, warnte Michael Sommer, der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Eine Sorge die Arbeitsmarktforscher Eichhorst nicht teilt – Erfahrungen mit Gastarbeitern früherer Jahrzehnte könnten nicht eins zu eins auf die heutige Situation übertragen werden:

    "Die jetzt jungen, die sind sicherlich mobiler. Und sind, wenn sich die Situation in ihren Heimatländern verbessert, auch eher wieder bereit, zurückzugehen."

    Auf diese Weise könne das Problem auch kurzfristig angegangen werden. Denn die Schaffung eines dualen Ausbildungssystems nach deutschem Vorbild, über das heute auch diskutiert wurde, sei zwar grundsätzlich empfehlenswert, aber sicher keine Sofortmaßnahme, sagt Eichhorst:

    "Das würde mehrere Jahre oder Jahrzehnte dauern und würde den jetzt arbeitslosen Jugendlichen sicher nicht helfen."

    Mittelfristig sinnvoll sei die Verbindung von betrieblichem Engagement und schulischer Ausbildung – die fehle in vielen Ländern.

    "Ich denke, das sind Maßnahmen, die vielleicht innerhalb der nächsten zwei bis fünf Jahre greifen können. Und die zu einer deutlichen Verbesserung der Situation bei den Jugendlichen führen können."

    Und die sechs Milliarden Euro, die in den kommenden Jahren zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit aus EU-Töpfen zur Verfügung stehen? Sind sie eine absurd niedrige Summe, wie SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück sagt?

    "Diese sechs Milliarden sind sicher für eine Verbesserung der Mobilitätshilfen einzusetzen. Und teilweise auch für Projekte, die Ausbildungsgänge in Gang zu bekommen. Das wird aber eher eine Anschubfinanzierung sein."

    Allerdings spreche auch nicht viel dafür, sagt Arbeitsmarktforscher Eichhorst, einfach 20 Milliarden, von denen die Sozialdemokraten sprechen, einzusetzen ohne notwendige Reformen des Arbeitsmarktes anzugehen.