Wasserträger allüberall. Immer wieder sieht man zum Beispiel Jugendliche, die während der kurzen Straßenbahnfahrt zur Schule aus schicken Plastikbehältnissen trinken – es sieht ein wenig aus wie Nuckeln an der Flasche. Und die Getränkehersteller dürfte es freuen. Amerikanische Wissenschaftler, die enge Verbindungen zu dieser Branche unterhalten, haben an der Empfehlung mitgewirkt, der Mensch müsse täglich zwei, besser noch drei Liter Flüssigkeit zu sich nehmen.
"Für einen normalen Menschen würde ich sagen, der soll nach seinem Durst trinken, da wird er keinen Schaden nehmen," widerspricht Professor Andreas Pfeiffer vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung:
"Ist es gesund oder bleibt man gar schöner, wenn man mehr trinkt, ist es gut für die Haut – das ist eine Frage, die glaube ich nicht sehr eindeutig beantwortet ist von der Medizin."
Neuere wissenschaftliche Überprüfungen der Mehr-ist-besser-Hypothese ergaben, dass diese nicht nur unbewiesen ist, sondern dass zu viel Trinken sogar schädlich sein kann.
Selbstverständlich ist Wasser einer der Grundbausteine des Lebens. Der Körper ist darauf angewiesen, um seine Temperatur zu regulieren, Nährstoffe zu transportieren und Gifte auszuscheiden. Und dazu benötigt ein gesunder Mensch eine tägliche Trinkmenge von etwa eineinhalb Litern. Einen weiteren Teil Flüssigkeit, etwa einen Liter, nimmt er mit der festen Nahrung auf. Allerdings gibt es Situationen, in denen mehr als üblich getrunken werden sollte.
"Hält eine Hitzewelle mehrere Tage an und achten wir nicht darauf, dass wir entsprechend Flüssigkeiten wieder auffüllen, die durch das Schwitzen verloren gegangen sind, dann sind wir relativ schnell nicht nur gefährdet, sondern lebensbedrohlich gefährdet," erläutert Professor Hans-Christian Gunga vom Institut für
Physiologie der Charité. Und Dr. Angela Alei Abaei, Notärztin in derselben Berliner Uniklinik, ergänzt, dass besonders zwei Gruppen in Gefahr sind, einen Kreislaufkollaps oder einen Hitzschlag zu bekommen:
"Kinder im Alter bis zu vier Jahren und ältere Menschen sind betroffen, bei den älteren Patienten ist es auch so, dass diese Regulationsmechanismen, die eben dieses Durstgefühl, was ja normalerweise auftritt – also das bemerken sie nicht, und deswegen haben die immer ein Flüssigkeitsdefizit im Winter wie im Sommer, und gerade unter den warmen Außentemperaturen, auch wenn die Heizperiode beginnt, vergessen die einfach das Trinken und dann kommt es eben zu diesen Krankheitsbildern."
Bei Sommer denken Viele auch an Bewegung im Freien, einige Menschen betreiben sogar Hochleistungssport in der prallen Sonne. Wenn sich dann vermehrt Durst einstellt, sollte man darauf vertrauen und Wasser oder Saft trinken. Professor Gunga warnt allerdings vor Übertreibung:
"Gerade bei sportlichen Aktivitäten – da besteht heute teilweise auch schon eine große Gefahr, dass die Teilnehmenden zu viel des Guten tun, zu viel vorher trinken. Das heißt, dass sie manche unserer Elektrolyte, insbesondere das Natrium, zu sehr verdünnen, man füllt den Körper übermäßig mit Flüssigkeit, ist auch nicht gut, sondern kann auch lebensbedrohlich sein."
Bei bestimmten Erkrankungen jedoch ist es oft sinnvoll, mehr zu trinken als der Durchschnitt. Wenn zum Beispiel jemand eine Nierenfunktionsstörung hat, "dann braucht er mehr Flüssigkeit, um seine Schadstoffe loszuwerden, und dann ist es oft hilfreich, wenn wer ein bisschen mehr trinkt. Dann kommt es aber sehr darauf an, wie stark seine Nierenfunktion eingeschränkt ist, wenn die höhergradig eingeschränkt ist und er das Wasser auch nicht mehr ausscheiden kann, dann kann es wiederum ein Problem geben, und da sollte man mit seinem Arzt drüber reden."
Anderereits kann ständiger, übermäßiger Durst auch ein Hinweis auf eine Zuckerkrankheit sein. Professor Andreas Pfeiffer ist auch Diabetologe:
"Beim Diabetes hat man durch den hohen Blutzucker eine hohe Ausscheidung von Zucker im Urin, den Harnzucker, und der zieht Wasser an, sodass man eine sogenannte Diurese bekommt: Man scheidet mehr Wasser aus und verliert Wasser und dann muss man mehr trinken, man bekommt dann auch Durst, und das ist eines der Symptome, was auftritt, doch es ist bei einem beginnenden Typ-II-Diabetes im Allgemeinen nicht der Fall, das ist erst, wenn es schon ein bisschen weiter fortgeschritten ist, es ist typisch eigentlich für den Typ-I-Diabetiker. Die können da große Probleme kriegen durch den Wasserhaushalt und die Störung durch den erhöhten Blutzucker."
Wasser – ob aus dem Bach, dem Hahn im Haushalt oder der Selters-Flasche – enthält zahlreiche notwendige Spurenelemente und Mineralstoffe. Deshalb gehört es zu den wichtigsten Regeln, nach starken Durchfällen viel zu trinken, um den Elektrolytverlust auszugleichen.
Ansonsten ranken sich allerlei Mythen um das Thema Trinken und Flüssigkeitsbedarf. So zum Beispiel, dass Kaffee dem Körper Flüssigkeit entziehe.
Pfeiffer: "Die Inhaltsstoffe von Kaffee haben eine diuretische Wirkung, also man muss dann etwas vermehrt auf die Toilette, das kommt aber auch drauf an, wie viel Kaffee man trinkt, wenn man den dauernd trinkt, dann verliert sich diese Wirkung, dann gewöhnt man sich daran. Und wenn man da was ausscheidet auf der Toilette, dann sind da auch die Stoffe drin, die man ausscheiden muss, die harnpflichtigen Substanzen. Also insofern ist Kaffee durchaus Flüssigkeit, und es ist nicht so, dass er dem Körper nur Wasser entzieht und man dann austrocknet vom Kaffee, sondern wer seine sechs Tassen Kaffee am Tag trinkt, der kann das ruhig machen, ist auch nicht ungesund, und wird dann entsprechend auf die Toilette gehen und das ausscheiden, ja."
Alkohol hingegen ist gar nicht gut. Nichts gegen ein zischendes Bier gegen den Durst. Aber zu viel Promille bringen den Wasserhaushalt heftig durcheinander – man merkt's spätestens am nächsten Morgen an der trockenen Kehle.
Wer hingegen den Geschmack von sprudelndem Mineralwasser mag, der tut sich nichts Schlechtes an. Anders sieht es mit industriellem, stillem Mineralwasser aus, wie die Stiftung Warentest im Juli 2012 festgestellt hat. Deren Projektleiterin Dr. Birgit Rehlender:
"Wir haben festgestellt, dass jedes seine Mängel hat. Die einen bieten nur wenig Mineralstoffe, andere eignen sich nicht für Immunschwache, manche haben leichte Geschmacksfehler; Hinzu kommt: Der Preis von Leitungswasser ist unschlagbar. Wer beispielsweise in Köln einen Liter aus dem Hahn zapft, zahlt dafür nur 0,3 Cent, und dann spart man sich das Flaschenschleppen."
"Für einen normalen Menschen würde ich sagen, der soll nach seinem Durst trinken, da wird er keinen Schaden nehmen," widerspricht Professor Andreas Pfeiffer vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung:
"Ist es gesund oder bleibt man gar schöner, wenn man mehr trinkt, ist es gut für die Haut – das ist eine Frage, die glaube ich nicht sehr eindeutig beantwortet ist von der Medizin."
Neuere wissenschaftliche Überprüfungen der Mehr-ist-besser-Hypothese ergaben, dass diese nicht nur unbewiesen ist, sondern dass zu viel Trinken sogar schädlich sein kann.
Selbstverständlich ist Wasser einer der Grundbausteine des Lebens. Der Körper ist darauf angewiesen, um seine Temperatur zu regulieren, Nährstoffe zu transportieren und Gifte auszuscheiden. Und dazu benötigt ein gesunder Mensch eine tägliche Trinkmenge von etwa eineinhalb Litern. Einen weiteren Teil Flüssigkeit, etwa einen Liter, nimmt er mit der festen Nahrung auf. Allerdings gibt es Situationen, in denen mehr als üblich getrunken werden sollte.
"Hält eine Hitzewelle mehrere Tage an und achten wir nicht darauf, dass wir entsprechend Flüssigkeiten wieder auffüllen, die durch das Schwitzen verloren gegangen sind, dann sind wir relativ schnell nicht nur gefährdet, sondern lebensbedrohlich gefährdet," erläutert Professor Hans-Christian Gunga vom Institut für
Physiologie der Charité. Und Dr. Angela Alei Abaei, Notärztin in derselben Berliner Uniklinik, ergänzt, dass besonders zwei Gruppen in Gefahr sind, einen Kreislaufkollaps oder einen Hitzschlag zu bekommen:
"Kinder im Alter bis zu vier Jahren und ältere Menschen sind betroffen, bei den älteren Patienten ist es auch so, dass diese Regulationsmechanismen, die eben dieses Durstgefühl, was ja normalerweise auftritt – also das bemerken sie nicht, und deswegen haben die immer ein Flüssigkeitsdefizit im Winter wie im Sommer, und gerade unter den warmen Außentemperaturen, auch wenn die Heizperiode beginnt, vergessen die einfach das Trinken und dann kommt es eben zu diesen Krankheitsbildern."
Bei Sommer denken Viele auch an Bewegung im Freien, einige Menschen betreiben sogar Hochleistungssport in der prallen Sonne. Wenn sich dann vermehrt Durst einstellt, sollte man darauf vertrauen und Wasser oder Saft trinken. Professor Gunga warnt allerdings vor Übertreibung:
"Gerade bei sportlichen Aktivitäten – da besteht heute teilweise auch schon eine große Gefahr, dass die Teilnehmenden zu viel des Guten tun, zu viel vorher trinken. Das heißt, dass sie manche unserer Elektrolyte, insbesondere das Natrium, zu sehr verdünnen, man füllt den Körper übermäßig mit Flüssigkeit, ist auch nicht gut, sondern kann auch lebensbedrohlich sein."
Bei bestimmten Erkrankungen jedoch ist es oft sinnvoll, mehr zu trinken als der Durchschnitt. Wenn zum Beispiel jemand eine Nierenfunktionsstörung hat, "dann braucht er mehr Flüssigkeit, um seine Schadstoffe loszuwerden, und dann ist es oft hilfreich, wenn wer ein bisschen mehr trinkt. Dann kommt es aber sehr darauf an, wie stark seine Nierenfunktion eingeschränkt ist, wenn die höhergradig eingeschränkt ist und er das Wasser auch nicht mehr ausscheiden kann, dann kann es wiederum ein Problem geben, und da sollte man mit seinem Arzt drüber reden."
Anderereits kann ständiger, übermäßiger Durst auch ein Hinweis auf eine Zuckerkrankheit sein. Professor Andreas Pfeiffer ist auch Diabetologe:
"Beim Diabetes hat man durch den hohen Blutzucker eine hohe Ausscheidung von Zucker im Urin, den Harnzucker, und der zieht Wasser an, sodass man eine sogenannte Diurese bekommt: Man scheidet mehr Wasser aus und verliert Wasser und dann muss man mehr trinken, man bekommt dann auch Durst, und das ist eines der Symptome, was auftritt, doch es ist bei einem beginnenden Typ-II-Diabetes im Allgemeinen nicht der Fall, das ist erst, wenn es schon ein bisschen weiter fortgeschritten ist, es ist typisch eigentlich für den Typ-I-Diabetiker. Die können da große Probleme kriegen durch den Wasserhaushalt und die Störung durch den erhöhten Blutzucker."
Wasser – ob aus dem Bach, dem Hahn im Haushalt oder der Selters-Flasche – enthält zahlreiche notwendige Spurenelemente und Mineralstoffe. Deshalb gehört es zu den wichtigsten Regeln, nach starken Durchfällen viel zu trinken, um den Elektrolytverlust auszugleichen.
Ansonsten ranken sich allerlei Mythen um das Thema Trinken und Flüssigkeitsbedarf. So zum Beispiel, dass Kaffee dem Körper Flüssigkeit entziehe.
Pfeiffer: "Die Inhaltsstoffe von Kaffee haben eine diuretische Wirkung, also man muss dann etwas vermehrt auf die Toilette, das kommt aber auch drauf an, wie viel Kaffee man trinkt, wenn man den dauernd trinkt, dann verliert sich diese Wirkung, dann gewöhnt man sich daran. Und wenn man da was ausscheidet auf der Toilette, dann sind da auch die Stoffe drin, die man ausscheiden muss, die harnpflichtigen Substanzen. Also insofern ist Kaffee durchaus Flüssigkeit, und es ist nicht so, dass er dem Körper nur Wasser entzieht und man dann austrocknet vom Kaffee, sondern wer seine sechs Tassen Kaffee am Tag trinkt, der kann das ruhig machen, ist auch nicht ungesund, und wird dann entsprechend auf die Toilette gehen und das ausscheiden, ja."
Alkohol hingegen ist gar nicht gut. Nichts gegen ein zischendes Bier gegen den Durst. Aber zu viel Promille bringen den Wasserhaushalt heftig durcheinander – man merkt's spätestens am nächsten Morgen an der trockenen Kehle.
Wer hingegen den Geschmack von sprudelndem Mineralwasser mag, der tut sich nichts Schlechtes an. Anders sieht es mit industriellem, stillem Mineralwasser aus, wie die Stiftung Warentest im Juli 2012 festgestellt hat. Deren Projektleiterin Dr. Birgit Rehlender:
"Wir haben festgestellt, dass jedes seine Mängel hat. Die einen bieten nur wenig Mineralstoffe, andere eignen sich nicht für Immunschwache, manche haben leichte Geschmacksfehler; Hinzu kommt: Der Preis von Leitungswasser ist unschlagbar. Wer beispielsweise in Köln einen Liter aus dem Hahn zapft, zahlt dafür nur 0,3 Cent, und dann spart man sich das Flaschenschleppen."