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"Master für alle!"

An den Brandenburger Hochschulen soll der Zugang zu Masterstudiengängen erleichtert werden. Das sieht das neue Hochschulgesetz vor, das die rot-rote Landesregierung verabschiedet hat - eine Reaktion auf die Studierendenproteste im vergangenen Jahr.

Von Axel Flemming |
    "Das ist natürlich eindeutige Selektion. Nur die Elite darf den Master studieren. Wobei man sich fragen muss: Wozu qualifiziert eigentlich der Bachelor-Abschluss. Der Master sollte für alle Bachelor-Absolventen und –Absolventinnen möglich sein!"

    So klang es nachdrücklich an den Universitäten Brandenburgs im letzten Jahr. Seitdem wechselte die Regierung von Rot-schwarz zu Rot-rot. Und seitdem gibt es eine neue Ministerin, die jetzt Pläne für ein neues Hochschulgesetz vorgelegt hat. Martina Münch bezieht sich bei ihren Plänen ausdrücklich auf die massiven Proteste der Studenten im vergangenen Jahr.

    Erleichterung Nummer eins: Nach dem neuen Gesetz müssen die Hochschulen keine weiteren Zugangshürden für ein Masterstudium errichten, außer dem Bachelor-Abschluss, sagt die SPD-Politikerin:

    "Es ist nicht mehr verpflichtend für die Hochschulen, bestimmte Zugangsvoraussetzungen festzulegen, sondern die Hochschulen können dies im Bedarfsfalle tun, wenn dies fachlich für den Masterstudiengang erforderlich ist."

    Zum Beispiel, wenn Studenten bei englischsprachigen Masterstudiengängen nachweisen müssen, dass sie die englische Sprache auch beherrschen: Bei dem neuen Gesetz handelt es sich erst einmal um eine kleine Novelle, der im kommenden Jahr eine große folgen soll.
    Dazu soll aber die erste Bilanz zur Bologna-Reform in Brandenburg abgewartet werden; die wird über den Sommer erarbeitet. Der ASTA der Uni Potsdam sieht noch wesentliche Forderungen offen. Susanne Eckler, zuständig für die Bildungspolitik, kritisiert beispielsweise die fehlende demokratische Mitsprache der Studenten in den Gremien, die 51 Euro Rückmeldungsgebühr pro Semester, und dass noch immer Zwangsexmatrikulationen möglich sind; vom "Master für alle" sei man noch weit entfernt:

    "Das große Problem ist, dass wir befürchten, dass sich dadurch nichts ändert. In der Berliner Regelung ist die Fachaufsicht festgeschrieben, das heißt, die Universität wird auch daraufhin geprüft, ob das überhaupt zweckmäßig ist, in Brandenburg gibt es weiter nur eine Rechtsaufsicht. Das heißt, es wird irgendwie geguckt: ja die Zulassungsordnung entspricht irgendwie rechtlichen Maßstäben, ob diese Zugangsbeschränkungen für den Master wirklich sinnvoll sind, kann das Land hier nicht prüfen, und das ist ein großes Problem."
    Erleichterung Nummer zwei der Novelle: Studenten, denen aus persönlichen Gründen ein Vollzeitstudium nicht möglich ist, können künftig ein Teilzeitstudium absolvieren, auch semesterweise.

    Wissenschaftsministerin Münch:

    "Das heißt, wenn der Studierende nachweist, warum für ihn ein Vollzeitstudium nicht möglich ist im nächsten Semester oder nächsten Jahr, dann kann er sich als Teilzeitstudierender einschreiben, entsprechend verlängern sich dann auch die Regelstudienzeiten und alles, was damit zusammenhängt."

    Ihr Fazit: mehr Chancengerechtigkeit. Susanne Eckler vom ASTA Potsdam sieht aber nur einen Teilgewinn:

    "Wir befürchten halt, dass es nicht wirklich repräsentativ ist, was am Ende dabei rauskommt, weil eben das Teilzeitstudium immer nur für einzelne Studiengänge durchgeführt wurde. Und man dann gesagt hat: Naja, also im Master 'Schlagmichtot' brauchen die gar kein Teilzeitstudium, das läuft ja alles, und das dann eben runtergebrochen hat auf alle andern Studiengänge. Und dann gesagt haben, die brauchen ja auch kein Teilzeitstudium!"

    Das Papier soll im Herbst vom Landtag beschlossen werden. Erste Verbesserungen sollen noch in diesem Jahr greifen. Denn längst sind noch sind nicht alle Studierenden mit ihrer Situation zufrieden, wie eine Spontanumfrage heute vor der Uni-Mensa in Potsdam ergab.

    Hat der Protest also nichts gebracht?

    "Ich denke nicht. Denn das Bachelor-Sstudium ist immer noch ganz schön anstrengend. Also dass jede Klausur zählt, man hat viel zu viel zu tun."

    "Ich glaube, das wirkliche Problem liegt an der ganzen Modularisierung, die sie eingeführt haben. Die ganzen alten Studiengänge sind weggebrochen, und alles, was jetzt Bachelor/Master ist, ist im Moment noch nicht so richtig durchdacht, wenn ich sehe, wie die Studenten dicht am Burnout-Syndrom operieren, weil die Stundenpläne so gerafft sind, und die Scheinpflicht besteht und sich die Leute extrem durchdrücken müssen, finde ich im Moment nicht so den richtigen Weg."

    "Ehrlich gesagt, ich bin kurz vorm Ende meines Studiums, mich betrifft das alles nicht mehr so, deswegen habe ich mich damit auch kaum auseinandergesetzt. Ja, das müssen die nächsten Generationen machen!"