"So, hier sind wir, das ist das Labor. Wie man sehen kann ist es hier ziemlich voll, das sind alles Keimungsratentests, die Kästen, die man sieht, sind Sandmediatests, wo das Medium Sand ist und die Samen eben eingepflanzt werden."
Vor Joshua Twardarwa stehen säuberlich aufgereiht je vier Schalen in Zweierreihen, aus denen kleine Pflänzchen mehr oder weniger gut wachsen:
"Wir haben zwei Arten getestet, einmal juniperus procera und einmal olea europea subspecies cuspidata, also die afrikanische Olive und dann juniperus procera, das ist der Wacholder, in Äthiopien wächst der weltweit größte Wacholder. Wir haben verschiedene Vorbehandlungstests gemacht."
Warum gehen die Baumsamen nicht auf?
Der Student der Universität Hamburg, Fach Geografie, arbeitet seit November in Addis Abeba an seiner Masterarbeit über die Keimungsfähigkeit von äthiopischen Baumsamen und wie man sie verbessern kann. Gemeinsam mit seinem äthiopischen Kommilitonen Abel Feyisa, der Biodiversity Conservation and Management, also Möglichkeiten zur Bewahrung und zum Managen von Biodiversität, studiert, befragte er Bauern im Norden Äthiopiens, welche Erfahrungen sie bei Anpflanzungen gemacht haben.
Das Duo führte Interviews mit Samenhändlern, wie viel sie verkaufen und an wen. Das Problem: Die Biodiversität geht am Horn von Afrika seit Jahren dramatisch zurück, Aufforstungsmaßnahmen greifen nicht, weil die Baumsamen nicht aufgehen. Der deutsche Student hilft praktisch mit, die Artenvielfalt in Äthiopien wieder zu verbessern. Joshua Twardarwa:
"Ich würde mal behaupten, wenn man wirklich Interesse hat dann kann man schon nach Äthiopien gehen, das ist nicht so schwer, man sollte das Interesse mitbringen und sich auch im Klaren sein, dass nicht immer alles rosa ist, dementsprechend etwas dickere Haut haben wäre nicht schlecht, aber ich kann es nur empfehlen, das zu machen, wenn man da Lust drauf hat."
Unterstützt vom DAAD-Büro in Addis Abeba
Bislang fast nur eine Einbahnstraße, bedauert der betreuende Wissenschaftler der Uni Hamburg Peter Borchardt.
Während die deutschen Studierenden vom DAAD-Büro Addis Abeba, dem Deutschen Akademischen Austauschdienst, betreut und finanziell unterstützt werden, sieht es bisher für äthiopische Studierende schwierig aus. Ob sich mit dem rasanten Aufschwung durch die neue Regierung Äthiopiens an der Optimierung der Universitätskooperationen für heimische Studierende viel ändert, sei noch nicht absehbar, so Peter Borchardt:
"Also, nicht nur die ganzen Visa-technischen Angelegenheiten, die man erst einmal alle bearbeiten muss, das kann erledigt werden. Tatsächlich sind die Studiengänge in Äthiopien noch wesentlich verschulter und verplanter und auch die Dozenten unwilliger, ihre Studenten gehen zu lassen."
Hoffen auf einen Aufenthalt in Deutschland
Daran muss auf jeden Fall gearbeitet werden, so Borchardt. Er bedient sich deshalb eines Tricks zur praktischen Entwicklungshilfe:
"Indem wir ältere Studierende, also Doktoranden mitgenommen haben und die dann eben in Deutschland haben Zeit verbringen lassen, was denen auch sehr gut getan, weil sie konnten sich erst einmal genau auf ihr Feld konzentrieren, sie waren aus ihrem Umfeld in Äthiopien raus, hatten eine ganz neue Arbeitsumgebung, konnten viel konzentrierter arbeiten, und das war machbar."
Josuas Kommilitone Abel Feyisa hofft auf einen Aufenthalt in Deutschland. Während der Zusammenarbeit im Labor lernt er Deutsch. Er zeigt seinerseits dem Austauschstudenten aus Hamburg die Clubs und Bars von Addis Abeba.
"Ja, also das hängt jetzt davon ab, wie ich mich darum bemühe, Dr. Peter hilft mir dabei, eine Möglichkeit zu finden, in Europa zu studieren, darum kümmern wir uns gerade, aber mal sehen, ich habe großes Interesse auch mal die Kultur dort kennenzulernen, die akademische Bildung in Europa, darum kämpfen wir jetzt."