In Sotschi könnte er zur Legende werden: der US-Eisschnellläufer Shani Davis. 2006 und 2010 holte er bereits Gold im 1.000-Meter-Sprint. Jetzt möchte Davis der erste Athlet sein, dem das dreimal hintereinander gelingt bei Olympischen Winterspielen.
Er hoffe, dass er wieder ganz oben auf dem Siegerpodest stehen werde, so der US-Eissprinter.Einen entscheidenden Beitrag dazu sollen Materialwissenschaftler leisten. Zwei Jahre lang tüftelten sie an einem neuen Rennanzug für Davis. Einige der Forscher werden von der National Science Foundation gefördert, der größten Wissenschaftsstiftung in den USA, die jetzt von dem Projekt berichtet. Es lief hinter verschlossenen Türen, hauptsächlich im Innovationslabor der Firma Under Armour in Baltimore bei Kevin Haley.
"Wir wollen dem Athleten helfen, das entscheidende Quäntchen schneller zu sein - in einer Sportart, in der Tausendstel Sekunden den Unterschied machen können."
Angeblich handelt es sich um den aerodynamischsten Wettkampf-Dress, der jemals für Eisschnellläufer entwickelt wurde. Details behält Haley für sich. Nur so viel:
"Der Anzug besteht nicht aus einem einzigen Material, sondern er hat verschiedene Textilgewebe und auch spezielle Oberflächenstrukturen.
Mit der Kamera nahmen die Forscher Bewegungsprofile von Eisschnellläufern auf. Dann bauten sie Dummies in typischen Körperhaltungen der Athleten, bestückten die Puppen mit allen möglichen Testgeweben und packten sie in den Windkanal. Um zu sehen, welche Materialien und Oberflächenstrukturen der Luft den geringsten Widerstand entgegensetzen.
"Es gibt Stellen am Anzug, die lassen gar keine Luft durch. Und andere Gewebe, die sind offen, beinahe netzartig, sodass die Luft hindurchströmt. Die Kunst ist es, diese unterschiedlichen Materialien strategisch klug über den Körper zu verteilen. Dadurch wird der Renndress aerodynamischer. Und der Athlet hoffentlich schneller."
Doch nicht nur der Luftwiderstand bremst Eisschnellläufer aus. Vortrieb geht auch dann verloren, wenn zum Beispiel die eigenen Oberschenkel aneinander reiben. Und das ist ständig der Fall! Auch hier kann das richtige Textilgewebe einiges bewirken. Und Reibungsverluste vermindern.
Die Polymerforscherin Sarah Morgan von der Southern Mississippi University in Hattiesburg testet dafür sogenannte Nanokomposite. In diesem Fall bestehen sie aus Kunststoffen, in die Siloxane eingebettet sind - Moleküle aus Silizium und Sauerstoff. Mit dem Nanomaterial können Rennanzüge beschichtet werden, zum Beispiel an der Innenseite der Oberschenkel.
"Diese Polymere haben kleine Furchen. Dadurch verringern sie den Kontakt zwischen zwei Oberflächen."
Bis zur Praxisreife haben es diese aalglatten Nanobeschichtungen aber noch nicht geschafft. Sie könnten Shani Davis erst bei den nächsten Winterspielen noch ein Quäntchen schneller machen. Falls er dann immer noch über das olympische Eis flitzt.