![Ein gekeultes Tier wird aus einem Stall, in dem die Maul- und Klauenseuche festgestellt wurde abtransportiert. Zwei Huffüße eines Büffels schauen aus einem Container heraus. Ein gekeultes Tier wird aus einem Stall, in dem die Maul- und Klauenseuche festgestellt wurde abtransportiert. Zwei Huffüße eines Büffels schauen aus einem Container heraus.](https://bilder.deutschlandfunk.de/2d/bb/f0/b4/2dbbf0b4-4320-48ab-9e59-5f2826a115be/maul-und-klauenseuche-bueffel-gekeult-100-1920x1080.jpg)
Der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) auf einem Büffelhof in Brandenburg versetzt Landwirte bundesweit in Sorge. „Es muss alles darangesetzt werden, um diesen Ausbruch einzudämmen“, sagt Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbands. Der wirtschaftliche Schaden für die Tierhalter sei erheblich. Zwar wurden bislang keine weiteren Infektionen nachgewiesen. Doch das Virus gilt als „reisefreudig“. Experten fordern bundesweit Maßnahmen zur Biosicherheit.
Was ist die Maul- und Klauenseuche?
Die Maul- und Klauenseuche (MKS) ist eine hochansteckende Viruserkrankung bei Klauentieren, also Rindern, Schafen, Ziegen und Schweinen. Auch viele Zoo- und Wildtiere können an MKS erkranken.
Die Krankheit kann sich unter anderem durch Tröpfcheninfektion, direkten Kontakt oder kontaminierte Gegenstände ausbreiten. Auch eine Verbreitung über die Luft, kontaminierte Fahrzeuge oder Gegenstände ist möglich. Die Erreger können dadurch weite Strecken zurücklegen, erklärt der Tiervirologe Benedikt Kaufer. Zudem ist das Virus enorm widerstandsfähig und kann selbst bei kalten Temperaturen außerhalb von Wirtskörpern monatelang überstehen.
Tödlich verläuft eine Infektion bei Tieren zwar eher selten, so Kaufer. Nur ein geringer Prozentsatz verende. Eine Erkrankung verursache aber großes Tierleid.
Behandelt werden kann die Maul- und Klauenseuche nicht. Zwar gibt es Impfungen gegen verschiedene Virusvarianten, doch die Immunisierung hat einen großen Nachteil, erklärt Virologe Kaufer. Bei geimpften Tieren sei es nicht mehr möglich, festzustellen, ob die Tiere zuvor infiziert waren. Dadurch wird es schwieriger herauszufinden, wie verbreitet das Virus ist.
Deutschland und die EU gelten laut Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) eigentlich als amtlich anerkannt frei von MKS. Die letzten Fälle in Deutschland traten 1988 auf. Die Seuche kommt laut FLI allerdings in der Türkei, im Nahen Osten und in Afrika, in vielen Ländern Asiens und in Teilen Südamerikas vor.
Was ist über den Ausbruch bekannt?
Das MKS-Virus wurde Mitte Januar bei drei Wasserbüffel auf einem Betrieb im brandenburgischen Hoppegarten im Landkreis Märkisch-Oderland nachgewiesen. Die Tiere verendeten an der Krankheit, elf Tiere wurden anschließend vorsorglich getötet.
Der Verdacht vom 15. Januar auf eine MKS-Virus-Infektion bei einem Ziegenbestand im Landkreis Barnim hat sich nicht bestätigt. Bundesandwirtschaftsminister Cem Özdemir gab am 17. Januar im Deutschlandfunk Entwarnung: Laut den Experten des zuständigen Friedrich-Loeffler-Instituts gebe es keinen zweiten positiven Fall. Die Ziege sei frei von Maul- und Klauenseuche.
Der Grünen-Politiker betonte, man werde weiterhin alle Maßnahmen ergreifen, die nötig seien, um die Seuche einzudämmen. Dabei gehe es auch darum, bei den Staaten, die deutsche Agrarprodukte kauften, Vertrauen zurückzugewinnen.
Auch das zuständige Brandenburger Landwirtschaftsministerium teilte kurze Zeit später mit, der Verdacht in dem Ziegenbestand habe sie nicht bestätigt. Das Ministerium sieht damit derzeit keine Anzeichen für eine weitere Ausbreitung der Tierkrankheit. Deswegen hat es die am 10. Januar erlassene Eilverordnung zur Eindämmung nicht verlängert. Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen und Kameliden dürfen somit ab Samstag wieder in Brandenburg transportiert werden.
Wie das Virus nach Brandenburger kam, ist bislang unbekannt. Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) hat aber inzwischen den Virus-Typ ermittelt. Demnach kommt die Variante wohl aus Asien.
Nach Einschätzung des Deutschen Bauernverbands (DBV) könnte der Erreger schon um die Weihnachtsfeiertage nach Deutschland gelangt sein. Die infizierten Tiere hätten bereits Antikörper gebildet, so DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken. Dies deute darauf hin, dass der Ausbruch nicht erst Mitte Januar erfolgt sei.
Was sind mögliche Folgen des aktuellen Ausbruchs?
Mehrere Länder haben den Import von Tieren oder Fleisch aus Deutschland gestoppt oder signalisiert, Importe beschränken zu wollen. Darunter sind Großbritannien, Südkorea und Mexiko. Im Handel mit den EU-Partnern gilt laut Joachim Rukwied, Präsident des Deutsche Bauernverbands (DBV), das Prinzip, dass nur Importe aus betroffenen Regionen beschränkt werden.
Wie groß der wirtschaftliche Schaden durch den Ausbruch ist, lässt sich laut Bundeslandwirtschaftsministerium derzeit noch nicht beziffern. Dagegen bezeichnet DBV-Generalsekretär Krüsken die wirtschaftlichen Auswirkungen bereits jetzt als „massiv“. Exportmärkte seien weggebrochen, weitere könnten folgen.
Das Umsatzvolumen deutscher Landwirtschaftsbetriebe mit tierischen Produkten in Drittländer liege bei jährlich fünf Milliarden Euro. Die Bundespolitik müsse nun schnell Lösungen finden, damit Waren aus nicht betroffenen Gebieten weiter ausgeführt werden können, fordert Krüsken.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Bündnis90/Grüne) hat nach dem Ausbruch einen Krisenstab eingerichtet.
Im Handel mit Drittstaaten „setzen wir alles daran, rasch wieder den Export in möglichst viele Märkte zu ermöglichen“, sagt der Grünen-Politiker. Dazu werde er auch die Gespräche mit Kollegen beim bevorstehenden internationalen Agrarministertreffen nutzen.
Welche Risiken gibt es für den Menschen?
Für Menschen ist die Maul- und Klauenseuche ungefährlich. Bei direktem Kontakt mit infizierten Tieren könne es in sehr seltenen Fällen zu einer Übertragung auf den Menschen kommen, sagt der Virologe Benedikt Kaufer.
Die Symptome seien aber mild. Der Konsum von Fleisch und Milch ist unbedenklich, so Kaufer.
Was wird zur Eindämmung getan?
Der Landkreis Märkisch-Oderland hat eine Schutzzone im Radius von drei Kilometern rund um den betroffenen Betrieb in Hoppegarten eingerichtet. Das am 10. Januar verhängte Transportverbot für landwirtschaftliche Tiere hat das zuständige Ministerium in Brandenburg nicht verlängert.
In Berlin schlossen vorsorglich der Zoo und der Tierpark. Auch dort wurde der Transport von Klauentieren vorerst verboten. Bei der am 17. Januar beginnenden Landwirtschaftsmesse Grüne Woche in Berlin werden wegen des Ausbruchs keine Rinder, Schweine, Schafe oder Ziegen ausgestellt. Die Maßnahme diene zum Schutz vor Ausbreitung der Seuche, teilte das Bundeslandwirtschaftsministerium mit.
Notimpfung nur ein Baustein
Neben den elf Tieren auf dem betroffenen Büffelhof wurden 170 Schweine auf einem nahe gelegenen Betrieb präventiv getötet, ferner rund 60 Schafe und Rinder auf einem Hof in Schöneiche. Der Betrieb hatte von dem Büffelhof Heu bezogen.
Entscheidend ist laut Friedrich-Loeffler-Institut (FSI) nun, alle Klauentiere in der Umgebung der betroffenen Tierhaltung zu untersuchen, um die tatsächliche Ausbreitung zu kennen. Davon hänge ab, ob und wie ein Impfstoff zum Einsatz komme.
Nach Ansicht des Veterinärmediziners Paul Becher kann die Notimpfung nur ein Baustein zur Bekämpfung der Seuche sein. Eine sehr gute Biosicherheit und große Aufmerksamkeit seien die wirklich wirksamen Maßnahmen. Eine Impfung könne in einem akuten Seuchenfall allenfalls „unterstützend“ wirken.
Betriebe in die Pflicht nehmen
Der Veterinärmediziner fordert, die Bundesländer müssten nach dem Ausbruch ihre Biosicherheitsmaßnahmen noch einmal schärfen und hochsetzen. Tierärzte und Jäger müssten darauf achten, dass sie den Kontakt zu Klauentieren vermeiden. Landwirte sollten keine fremden Betriebe aufsuchen.
DBV-Generalsekretär Krüsken sieht ebenfalls die Betriebe in der Pflicht. Das Thema Hygiene sei „das Gebot der Stunde“, sagt er. Eine Notimpfung sieht er derzeit ebenfalls kritisch.
Geimpfte und betroffene Tiere seien nach der Impfung nicht mehr zu unterscheiden und müssten getötet werden. Dadurch verliere Deutschland den Blick darauf, „wo der Erreger unterwegs ist“.
tmk