100 Prozent Atomstrom ist ein Angebot nicht etwa für ewig gestrige oder konservative oder gar Menschen, denen der Umweltschutz egal ist, sondern ganz im Gegenteil, sagt Jan Pflug vom Maxstrom Ableger Maxatomstrom aus Augsburg:
"Es ist ja ein CO2-armer Stromtarif, und Sie können Ihre persönlichen CO2 Emissionen mit dem Tarif senken, und deshalb richtet er sich ganz klar an Menschen, die ökologisch orientiert sind und einen Beitrag leisten wollen zum Klimaschutz."
Seit Anfang Dezember bietet Maxstrom so ein Paket 100 Prozent Atomstrom als erster Anbieter in Deutschland an, und die Resonanz ist nach eigenen Angaben groß. Es gab einerseits böse Brief von Umweltschützern, aber eben allein in der ersten Woche auch 3000 Menschen, die einen entsprechenden Vertrag neu abgeschlossen haben. Und die Reaktionen hier in Berlin auf das neue Angebot sind auch sehr unterschiedlich:
"Muss nicht unbedingt sein, in der Energiewende, braucht man das, glaube ich nicht – Kann ich mir vorstellen, auf jeden Fall, klar, muss ich mich mal drüber informieren, habe ich bis jetzt noch nicht so gemacht, wäre mal interessant – Naja es gibt ja Befürworter für Atomenergie. – Ich glaube, dass unsere Kernkraftwerke eigentlich sicher waren – Also was soll das? Was soll daran ökologisch sein, also das sehe ich nicht so ganz. Atomstrom ist nie sicher, auch wenn ein Atomkraftwerk jetzt nicht in die Luft geht, aber was passiert mit den ganzen Abfällen dann, das ist einfach Quatsch. – Ich bin eigentlich gegen Atomstrom. Ich hoffe, dass die Planungen und Vorhersagen unserer Experten so weit in Ordnung sind, dass wir auch ohne Atomkraftwerke alles problemlos auf die Reihe kriegen, ich würde auch niemals so einen Vertrag abschließen."
Atomenergie spaltet die Umweltschutzbewegung
Das Argument für Maxstrom, so einen Vertrag anzubieten, ist, dass der Atomausstieg bis 2020 eben nicht klimapolitisch befriedigend geschafft werden könne, denn schließlich sei der Anteil am Kohlestrom im gesamten deutschen Energiemix von 41,5 Prozent im Jahr 2010 auf 45,5 Prozent im Jahr 2013 gestiegen, und Deutschland hätte in dieser Zeit so viele Kohlekraftwerke neu gebaut wie nie zuvor - mit allen klimaschädlichen Folgen. Eine Kilowattstunde Atomstrom belaste die Umwelt mit 31 Gramm Kohlendioxid, die Erzeugung von Solarstrom wegen der energieintensiven Herstellung der Photovoltaikanlagen mit der dreifachen und die Steinkohle sogar mit der dreißigfachen Menge, so Jan Pflug, der übrigens selbst Mitglied bei den Grünen ist:
"Das bringt natürlich unsere Klimabilanz ganz klar durcheinander. Die CO2 Emissionen sind jetzt wieder drastisch gestiegen in den letzten Jahren. Ich denke auch, dass wir das Potenzial der Kernenergie nicht verschenken sollten, wir hatten ja mal ein Drittel Kernenergie in Deutschland, und die erneuerbaren gehen jetzt auch stark auf die 33% Marke zu. Das heißt, wir hätten jetzt schon fast zwei Drittel CO2 armen Strom, wenn wir diese beiden Quellen zusammennehmen könnten. Kernenergie sollte aber unserer Meinung nach Teil des Mixes sein, denn es ist der einzige grundlastfähige Energieträger, den wir haben."
Atomstrom aus der Schweiz
Man sei also nicht gegen erneuerbare Energien aus Wind, Wasser und Sonne, aber denke dass man im Sinne des Klimas eben nicht auf den Atomstrom verzichten solle. Bei Maxenergie hat man für diese Idee sogar prominente Unterstützer aus Umweltschützer kreisen an Bord geholt, wie den amerikanischen Klimaforscher Kerry Emanuel oder das Greenpeace Gründungsmitglied Patrick Moore, der auf der Homepage von Maxstrom zitiert wird mit: "Kernenergie ist ohne Zweifel der effektivste Weg, die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu verringern." Dagegen wendet sich jetzt die Organisation Greenpeace als erklärter Atomkraftgegner allerdings entschieden. Das Thema Atomenergie spaltet also auch die Umweltschutzbewegung.
Der Atomstrom kommt übrigens nicht aus Deutschland, sondern aus der Schweiz, das hat den Grund, dass es in Deutschland nicht möglich ist, Strom als 100 Prozent Atomstrom zertifizieren zu lassen.
Der Preis für 100 Prozent Atomstrom ist von Region zu Region unterschiedlich; Maxstrom verspricht aber, dass er auf jeden Fall unter dem des Grundversorgertarifs liegt.