Wunden lecken ist angesagt am Tag eins nach der Landtagswahl. Wunden lecken bei allen fünf Parteien, die bisher im Landtag vertreten waren. Sie alle haben Verluste eingefahren. Sie alle haben verloren. Und zwar deutlich. Wie unterschiedlich die Interpretation von Stimmenverlusten ablaufen kann, das konnte man an der rot-schwarzen Regierungskoalition ablesen. Die Sozialdemokraten aus dem Nordosten. Fünf Prozent weniger als bei den letzten Wahlen. Und trotzdem. Der Spitzenkandidat der SPD, der Ministerpräsident des Landes, Erwin Sellering, er zeigte sich hoch erfreut.
"Der schwerste Wahlkampf, den die SPD hier zu führen hatten, mit einer vermuteten hohen Anzahl an AfD-Wählern gegen die wir immer dagegen argumentiert haben. Was ich ganz ehrlich sagen muss: Ich möchte mich bei jedem und jeder von Euch ganz herzlich bedanken, dass in diesen fünf Monaten als ihr da Disziplin bewahrt habt, als ihr Zuversicht bewahrt habt, dass ihr da mit uns gemeinsam den Wahlkampf nach vorne gebracht habt."
CDU rutscht auf Platz drei
Erwin Sellering hat Grund zur Freude. Der alte, er wird auch gleichzeitig der neue Ministerpräsident des Landes bleiben. Protestwahl Ja. Wechselwahl Nein. Es wird aller Voraussicht nach dabei bleiben. Die SPD ist mit einem blauen Auge davongekommen. Eher schon einen Leberhaken, den hat die CDU kassiert.
Die Konservativen rund um den Innenminister Lorenz Caffier sind richtig abgewatscht worden, haben historisch schlecht abgeschnitten. Sie bleiben unter ihrem miserablen Ergebnis von 2011 und rutschen hinter die AfD auf Platz drei. Der Spitzenkandidat der Union, Lorenz Caffier, er war restlos bedient.
"In Berlin regiert eine große Koalition, die Flüchtlingspolitik in Deutschland gemeinsam meistern, dementsprechend muss man auch auf die Sorgen und Nöte, die es vor Ort gibt, reagieren. Das geht mit Finanzen los und geht weiter zur Frage wie wir mit Sicherheistfragen umgehen. Darauf muss Politik reagieren und das muss zuallererst im Bund passieren."
Ein Zeichen an die Kanzlerin
Trotz des desaströsen Ausgangs. Caffier will weitermachen. Sein Blick geht nach Berlin. Der Blick nach Berlin. Er hat auch damit zu tun, dass es in dieser Wahl vorrangig nicht um Landespolitik gegangen war. Hier sollte ein Zeichen an die Bundeskanzlerin, hier sollte ein Zeichen nach Berlin, hier sollte ein Zeichen an Angela Merkel gesendet werden.
Die Partei, die von dieser Stimmung am besten profitieren konnte, die wieder einmal aus einer Landtagswahl als Sieger hervorgehen konnte. Das ist die selbsternannte "Alternative für Deutschland". Die Partei um den Spitzenkandidaten Leif Erik Holm. Sie konnte auch profitieren von der gestiegenen Wahlbeteiligung.
Viele Bürger, die noch bei den letzten Wahlen zu Hause geblieben waren. Die machten diesmal ihr Kreuz bei der AfD. Leif Erik Holm - er hatte sich im Wahlkampf betont gemäßigt gezeigt. Davon rückt er auch in ersten Statements nach der Wahl nicht ab:
"Unsere Politik richtet sich nicht gegen Migranten. Unsere Politik richtet sich gegen die unverantwortliche Politik der Bundesregierung. Das haben die Menschen hier genauso gesehen. Wir haben die unterschiedlichsten Veranstaltungen gemacht. Wir sind immer wieder darauf angesprochen worden. Wir haben erst immer unsere Themen vorgestellt, wir haben ein Wahlprogramm mit dem wir arbeiten wollen in den nächsten fünf Jahren. Aber es hat sich gezeigt. Die Menschen wollen die Politik von Frau Merkel nicht und ich glaube, dass das der Anfang vom Ende der Kanzlerschaft von Angela Merkel sein könnte."
Der einzig wahre Gewinner
Die AfD. Sie ist und bleibt der einzig wahre Gewinner dieser Wahl in Mecklenburg-Vorpommern. Die Verlierer finden sich im Rest des Parteienspektrums. Die NPD fliegt aus dem letzten Landtag, in dem sie bundespolitisch noch vertreten war. Die Grünen und die FDP, sie schaffen ebenfalls nicht den Sprung über die fünf-Prozent Hürde und auch die LINKE, ehemals hier im Land sogar in der Regierungsverantwortung. Sie wird ebenfalls massiv abgestraft. Ein Sieger, viele Verlierer. Die politischen Nachbeben dieser Wahl. Sie werden noch lange zu spüren sein.