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Mecklenburg-Vorpommern
Studenten gesucht!

Die Studienbedingungen an den Universitäten Mecklenburg-Vorpommerns sind ausgezeichnet. Trotzdem geht die Zahl der Studenten in vielen Fächern zurück. Imagekampagnen sollen den Hochschulen am Rande der Republik neuen Aufschwung bringen.

Von Anna Postels |
    Zur Einführungsvorlesung am traditionellen Campustag haben sich im Auditorium Maximum der Universität Rostock mehr als 500 Studenten eingefunden.
    Selten so voll - ein Hörsaal in der Universität Rostock (dpa / picture alliance / Bernd Wüstneck)
    Fast 29 Prozent der Masterstudienplätze in den zulassungsbeschränkten Fächern an den beiden Universitäten des Landes sind in diesem Wintersemester leer geblieben. Das sind noch einmal zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Diese Zahlen hat das Bildungsministerium des Landes jüngst auf eine kleine Anfrage der Grünen-Landtagsfraktion genannt. Das Problem der freibleibenden Studienplätze ist in ganz Deutschland bekannt und hat mit der Vergabe der Plätze zu tun, aber in Mecklenburg-Vorpommern ist die Zahl besonders hoch. Für Johannes Saalfeld, Abgeordneter der Grünen im Landtag und hochschulpolitischer Sprecher, sind die vielen freien Plätze an den Universitäten in Rostock und Greifswald ein Problem:
    "Zum einen sind das Ressourcen, die nicht genutzt werden, das sind ja auch öffentliche Mittel, die hier zur Verfügung stehen. Das sind Top-Studiengänge, die einfach unbesetzt geblieben sind. Auch vor dem Hintergrund ist es besonders schade, denn Mecklenburg-Vorpommern hat ja ein besonderes demographisches Problem. Wir sind um jeden jungen Menschen, der hier herkommt, sehr dankbar."
    Geografische Lage am Rande der Republik ist ein Nachteil
    50 Prozent der Studierenden in Mecklenburg-Vorpommern sind Landeskinder, die andere Hälfte kommt aus anderen Bundesländern oder dem Ausland. Bei fast einem Drittel freier Masterstudienplätze fordert Grünen-Politiker Saalfeld das Bildungsministerium gemeinsam mit den Hochschulen zum Handeln auf.
    Bildungsminister Mathias Brodkorb erklärt die vielen freien Plätze damit, dass Mecklenburg-Vorpommern eben relativ viele Master-Studienplätze anbiete:
    "Wir haben eben absichtlich mehr Hochschul-Kapazitäten aufrechterhalten, als wir selber brauchen, damit Studenten aus Westdeutschland zuwandern können. Aber wenn sie es nicht tun, oder zumindest nicht in dem Umfang, dann gibt es eben gewisse Auslastungsprobleme."
    Für den Bildungsminister liegt das Problem vor allem an der geografischen Lage am Rand der Republik. Das, so Brodkorb, macht es schwieriger, angehende Studierende von den Universitäten des Landes zu überzeugen."
    "Wir werden jetzt gemeinsam mit den Hochschulen beraten, wie sie die Lage einschätzen, ob sie Veränderungen für nötig halten oder ob das normale Schwankungen sind, die es im Hochschulbetrieb gibt. Neben Imagekampagnen, dir wir natürlich betreiben, werden wir uns mal der Frage widmen müssen, ob die Studienangebote, die von den Hochschulen unterbreitet werden, so passgenau sind, ob auch die Verteilung der Bachelorstudienplätze zu den Masterstudienplätzen so richtig ist."
    Konkurrenz aus den anderen Bundesländern ist stark
    Das altehrwürdige Hauptgebäude der Universität Rostock liegt in der Innenstadt am Universitätsplatz. Die fast 600 Jahre alte Uni rühmt sich damit, die älteste im Ostseeraum zu sein. 15.000 Studierende sind hier eingeschrieben. Auch Rektor Wolfgang Schareck überlegt, warum in einigen Master-Studiengängen so viele Plätze frei geblieben sind.
    "Ein Grund könnte sein, dass wir sehr starke Konkurrenz in anderen Bundesländern haben. Ein anderer Grund, dass wir zu wenig Werbung machen. Es könnte sein, dass die Namen, die unsere Studiengänge haben, nicht gleich mit einem guten Berufsfeld in Verbindung gebracht werden. So dass, obwohl wir ausgezeichnete Masterstudiengänge, ein gutes Betreuungsverhältnis, gute Studienbedingungen haben, diese Studiengänge nicht ganz ausfüllen."
    Im Master "Diversität und Evolution" ist die Hälfte der Plätze frei wie auch im Master "Demographie". An der Universität Rostock denkt der Rektor gemeinsam mit den Fakultäten über Konsequenzen nach. Wie können mehr Studierende an den geografischen Rand der Republik gelockt werden? Rektor Schareck sieht das Problem nicht in der Organisation der Studienplatzvergabe der Universitäten.
    "Wir werden uns diese Studiengänge genau angucken, wir werden mit den Fakultäten überlegen, was wir an den Studieninhalten ändern müssen. Und es gibt sicherlich auch noch Nachholbedarf in der Werbung, um tatsächlich aufmerksam zu machen auf unsere Bernsteine."
    Bernsteine – genau die werden in den Wintermonaten an die Ostseestrände gespült. "Studieren am Meer" – die Universitäten Mecklenburg-Vorpommerns hoffen, dass bald mehr Studierende die Bernsteine des Landes finden.