Ulrike Burgwinkel: Jungen Menschen fehlt es an medialer digitaler Kompetenz. Kurz und knapp – und das Ergebnis einer Studie, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung gestern veröffentlicht hat. Uups, denkt man, wie das denn, das sind doch die Digital Natives, also groß geworden mit Internet, mit Handy. Erklären kann den genauen Hintergrund Frau Professor Heidi Schelhowe vom Technologiezentrum Informatik und Informationstechnik an der Uni Bremen und Sprecherin der Expertenkommission. Guten Tag nach Bremen!
Heidi Schelhowe: Ja, guten Tag!
Burgwinkel: Frau Schelhowe, erklären Sie uns doch den Widerspruch, der ja möglicherweise in den Worten medialer Kompetenz begründet liegt!
Schelhowe: Genau. Wir haben zwar Kompetenzen auf der Ebene des Bedienens, auch dort nicht überall und immer, aber es fehlt vor allem – und das haben uns die Vertreter aus der Arbeitswelt auch gesagt – die Fähigkeit, sich in komplexere Systeme einzuarbeiten, was inzwischen für 40 Prozent der Berufe gebraucht wird. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist natürlich, dass Medienkompetenz etwas sehr Umfassendes meint heute, das heißt, auch die Informationen, die man zum Beispiel bei Google findet, auch einzuordnen in einen eigenen Kontext, auch verantwortungsvoll Informationen im Netz bereitzustellen, sich zu überlegen, was will ich bereitstellen, was will ich der Welt zur Verfügung stellen, was behalte ich lieber für mich privat. Also es ist ein großes Spektrum dessen, was wir unter Medienkompetenz verstehen. Und wir haben in diesem Bericht genau diese Fragen noch mal diskutiert und dann auch dargestellt eben in verschiedenen Schwerpunkten. Das betrifft Informationen und Wissen, Kommunikation und Kooperation, aber auch solche Fragen wie Identitätsfindung über das Netz, Identitätssuche und Orientierung und auch die Frage des produktiven Handelns mit digitalen Medien.
Burgwinkel: Haben Sie auch feststellen können, dass die jungen Leute, die vielleicht auch dann studieren, in der Ausbildung sind, gar nicht mehr so viel in ihrem Gedächtnis speichern, sondern das sozusagen auslagern, das heißt, ich brauche nicht erinnern oder mir was merken, ich weiß ja, wo ich nachgucken kann, ich suche im Netz?
Schelhowe: Ja, das ist sicher eine Tendenz – ist auch die Frage, ob wir das, in welchem Umfang wir das heute noch brauchen. Ich glaube, es geht nicht nur, sozusagen richtet sich nicht nur an die Jugendlichen, was wir dort jetzt veröffentlicht haben, sondern es ist auch die Frage, auf welche veränderten Anforderungen muss die Gesellschaft sich einstellen, welche veränderten Arten auch zu lernen, zu arbeiten, zu kommunizieren müssen wir jetzt wahrnehmen, und darauf dann geeignete Antworten finden. Wir können nicht nur mit den alten Konzepten auf diese neuen Fragestellungen antworten.
Burgwinkel: Nun, das Problem ist aber auch, wenn ich werten soll, welche Informationen im Netz mir wirklich nützlich sind oder dass ich mich in komplexe Sachverhalte einarbeiten möchte, da reicht ja nicht nur die Information, die ich aus dem Netz selber habe.
Schelhowe: Das ist richtig, also es braucht auch die entwickelte Persönlichkeit, und das ist uns natürlich auch ein besonderes Anliegen, dass gerade im Zusammenhang mit der Netzkultur wir dort heute ein sehr umfassendes Eingehen auf die Situation der jungen Leute haben und sie in dem stärken, dass sie dieser Zukunft auch gewachsen sind und das digitale Medium eben für sich auch nutzen können.
Burgwinkel: Also die Diagnose war eindeutig, sagen wir es so. Haben Sie denn Therapievorschläge?
Schelhowe: Ja, wir glauben, dass die digitalen Medien deutlich mehr in Schulen, aber auch in der Freizeit für Jugendliche eine Rolle spielen müssen, angeboten werden. Das heißt, die Erwachsenen müssen sich um das kümmern, was die Jugendlichen dort tun. Wir können nicht, wie bisher oft das so ist, man guckt da dran vorbei, man schimpft vielleicht darüber oder bewundert auch, sondern man muss dort bewusst verstehen auch, was sie tun, und sehen, wo dort auch die Defizite sind und wo wir eingreifen müssen und Unterstützung bieten müssen dafür, dass die Jugendlichen das Netz so nutzen können, dass es ihnen in ihrer Entwicklung hilft.
Burgwinkel: Vielleicht auch in Bezug auf die Nutzung von sozialen Netzwerken.
Schelhowe: Auch das. Das ist natürlich ein besonderes Thema im Moment, dort sind die Jugendlichen sehr viel unterwegs, einen Großteil ihrer Zeit verbringen sie in den sozialen Netzwerken, und dort stellen sich auch Fragen natürlich auf ganz unterschiedlichen Ebenen, bis hin eben zu ethischen Fragestellungen.
Burgwinkel: Vielen Dank für das Gespräch!
Schelhowe: Ja, ich danke auch!
Burgwinkel: Professor Heidi Schelhowe von der Uni Bremen über die Studie des BMBF zur Medienkompetenz.
Heidi Schelhowe: Ja, guten Tag!
Burgwinkel: Frau Schelhowe, erklären Sie uns doch den Widerspruch, der ja möglicherweise in den Worten medialer Kompetenz begründet liegt!
Schelhowe: Genau. Wir haben zwar Kompetenzen auf der Ebene des Bedienens, auch dort nicht überall und immer, aber es fehlt vor allem – und das haben uns die Vertreter aus der Arbeitswelt auch gesagt – die Fähigkeit, sich in komplexere Systeme einzuarbeiten, was inzwischen für 40 Prozent der Berufe gebraucht wird. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist natürlich, dass Medienkompetenz etwas sehr Umfassendes meint heute, das heißt, auch die Informationen, die man zum Beispiel bei Google findet, auch einzuordnen in einen eigenen Kontext, auch verantwortungsvoll Informationen im Netz bereitzustellen, sich zu überlegen, was will ich bereitstellen, was will ich der Welt zur Verfügung stellen, was behalte ich lieber für mich privat. Also es ist ein großes Spektrum dessen, was wir unter Medienkompetenz verstehen. Und wir haben in diesem Bericht genau diese Fragen noch mal diskutiert und dann auch dargestellt eben in verschiedenen Schwerpunkten. Das betrifft Informationen und Wissen, Kommunikation und Kooperation, aber auch solche Fragen wie Identitätsfindung über das Netz, Identitätssuche und Orientierung und auch die Frage des produktiven Handelns mit digitalen Medien.
Burgwinkel: Haben Sie auch feststellen können, dass die jungen Leute, die vielleicht auch dann studieren, in der Ausbildung sind, gar nicht mehr so viel in ihrem Gedächtnis speichern, sondern das sozusagen auslagern, das heißt, ich brauche nicht erinnern oder mir was merken, ich weiß ja, wo ich nachgucken kann, ich suche im Netz?
Schelhowe: Ja, das ist sicher eine Tendenz – ist auch die Frage, ob wir das, in welchem Umfang wir das heute noch brauchen. Ich glaube, es geht nicht nur, sozusagen richtet sich nicht nur an die Jugendlichen, was wir dort jetzt veröffentlicht haben, sondern es ist auch die Frage, auf welche veränderten Anforderungen muss die Gesellschaft sich einstellen, welche veränderten Arten auch zu lernen, zu arbeiten, zu kommunizieren müssen wir jetzt wahrnehmen, und darauf dann geeignete Antworten finden. Wir können nicht nur mit den alten Konzepten auf diese neuen Fragestellungen antworten.
Burgwinkel: Nun, das Problem ist aber auch, wenn ich werten soll, welche Informationen im Netz mir wirklich nützlich sind oder dass ich mich in komplexe Sachverhalte einarbeiten möchte, da reicht ja nicht nur die Information, die ich aus dem Netz selber habe.
Schelhowe: Das ist richtig, also es braucht auch die entwickelte Persönlichkeit, und das ist uns natürlich auch ein besonderes Anliegen, dass gerade im Zusammenhang mit der Netzkultur wir dort heute ein sehr umfassendes Eingehen auf die Situation der jungen Leute haben und sie in dem stärken, dass sie dieser Zukunft auch gewachsen sind und das digitale Medium eben für sich auch nutzen können.
Burgwinkel: Also die Diagnose war eindeutig, sagen wir es so. Haben Sie denn Therapievorschläge?
Schelhowe: Ja, wir glauben, dass die digitalen Medien deutlich mehr in Schulen, aber auch in der Freizeit für Jugendliche eine Rolle spielen müssen, angeboten werden. Das heißt, die Erwachsenen müssen sich um das kümmern, was die Jugendlichen dort tun. Wir können nicht, wie bisher oft das so ist, man guckt da dran vorbei, man schimpft vielleicht darüber oder bewundert auch, sondern man muss dort bewusst verstehen auch, was sie tun, und sehen, wo dort auch die Defizite sind und wo wir eingreifen müssen und Unterstützung bieten müssen dafür, dass die Jugendlichen das Netz so nutzen können, dass es ihnen in ihrer Entwicklung hilft.
Burgwinkel: Vielleicht auch in Bezug auf die Nutzung von sozialen Netzwerken.
Schelhowe: Auch das. Das ist natürlich ein besonderes Thema im Moment, dort sind die Jugendlichen sehr viel unterwegs, einen Großteil ihrer Zeit verbringen sie in den sozialen Netzwerken, und dort stellen sich auch Fragen natürlich auf ganz unterschiedlichen Ebenen, bis hin eben zu ethischen Fragestellungen.
Burgwinkel: Vielen Dank für das Gespräch!
Schelhowe: Ja, ich danke auch!
Burgwinkel: Professor Heidi Schelhowe von der Uni Bremen über die Studie des BMBF zur Medienkompetenz.