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Mediale Regenbogen-Logos
Überlegenheit oder Überheblichkeit

Nachdem die Uefa verboten hat, dass die Münchner Arena zur Fußball-EM in den Regenbogenfarben beleuchtet wird, kam Protest von unterschiedlichen Seiten. Auch etliche Medienlogos wurden bunt umgestaltet. Doch für Unternehmen könnte es dabei vor allem auch um Marketing gehen.

Text: Sören Brinkmann / Stefan Niggemeier im Gespräch mit Annabell Brockhues |
Das Stadion des VfL Wolfsburg erstrahlt vor einem dunklen Himmel in Regenbogenfarben.
Die Volkswagenarena in Wolfsburg in den Regenbogenfarben (imago/ Jan Huebner)
Das Spiel Deutschland gegen Ungarn bei der Fußball-Europameisterschaft war weder von den deutschen Farben Schwarz-Rot-Gold noch von denjenigen der ungarischen Flagge Grün, Rot und Weiß geprägt, sondern von den Farben des Regenbogens. Der Stadtrat in München wollte die Arena bunt beleuchten – anlässlich des Pride Month und aus Protest gegen das umstrittene Gesetz zu Homosexualität, das das Parlament in Ungarn verabschiedet hatte.
Dass die Uefa den Vorschlag aus der Münchner Politik ablehnte, steigerte den Protest allerdings noch deutlich: Für die Berichterstattung haben mehrere Fernsehsender und Zeitungen ihre Logos in den Regenbogenfarben umgestaltet, und auch in den Sozialen Medien nutzten viele Prominente und Unternehmen die Regenbogenfarben.

Was steckt hinter der Protestaktion?

Der Medienjournalist Stefan Niggemeier ist bezüglich der Aktion zwiegespalten. Einerseits sei es ein positives Zeichen, dass man inzwischen mit der Regenbogenflagge Marketing und gute Stimmung machen kann. Allerdings, so Niggemeier: "Gerade wenn sich da alle anschließen können, muss man ja fragen, was steht eigentlich dahinter."
Insbesondere Unternehmen müssen sich oft den Vorwurf des sogenannten Pinkwashing machen lassen. Es gehe nicht um ehrliches Engagement, sondern um eine Marketing-Strategie. Der Autohersteller BMW hat beispielsweise sein Logo auf seinem internationalen Instagram-Account mit einem Regenbogen verziert. In Polen, den Vereinigten Arabischen Emiraten oder Russland blieb das Unternehmen hingegen beim Standard-Logo.

Warnung vor Überheblichkeit

Mit Blick auf die Kontroverse um das EM-Spiel warnte Stefan Niggemeier im Deutschlandfunk vor Überheblichkeit nach dem Motto: wir zeigen jetzt den Ungarn, wie weit wir sind. "Ich glaube, eine Gefahr ist, eine Gemütlichkeit daraus abzuleiten (...) und ich glaube, dass es ein schmaler Grad ist zwischen einem guten Zeichen für Solidarität - und: wir wissen ja, was gut ist und zeigen jetzt den anderen, dass wir überlegen sind."