Es hören so viele Deutsche wie noch nie Audios übers Internet – seien es nun Webradios, Podcasts oder Audios on demand. Das hat die neueste Auswertung des Online-Audio-Monitors ergeben. Demnach hören 50,2 Millionen Menschen hierzulande zumindest gelegentlich Inhalte online.
Das bedeutet auch: Es ist schwieriger geworden, einen Überblick darüber zu bekommen, wie viele Menschen bestimmte Radiosender in ihrer Gesamtheit tatsächlich hören – offline wie online.
ma IP Audio misst Webradio-Livestreams
Die Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse e.V. (agma), ein Verbund aus über 200 Unternehmen der deutschen Werbewirtschaft, erhebt seit einigen Jahren deshalb neben der bekannten Media-Analyse (ma) Radio auch die ma IP Audio, um speziell die Nutzung von Webradio-Livestreams abzubilden – und lässt diese Ergebnisse dann auch teilweise in die ma Audio einfließen.
Diese Webradio-Nutzungsdaten haben aber einige Haken, sagt Jens Schröder vom Mediendienst "meedia". Zum einen erfasse die ma IP Audio ausschließlich Livestreams und keine on demand- oder Podcast-Nutzung. Zum anderen würden nicht die Daten aller Sender erfasst - sondern nur der Sender, die Mitglied bei der agma sind. Der Grundbetrag für eine Mitgliedschaft beläuft sich aktuell auf 1.200 Euro pro Jahr. Hinzu kommt:
"Was sich sehr genau ablesen lässt: wie oft die einzelnen Sender tatsächlich im Internet gehört wurden. Was sich aber nicht ablesen lässt: wer sie hört. Es ist eine rein technische Messung, bei der man an den Serverdaten genau sehen kann, wie oft und wie lang die Streams der einzelnen Sender im Durchschnitt monatlich gehört wurden."
"Rein technische Messung"
In der aktuellen Auswertung kommt der Deutschlandfunk beispielsweise auf durchschnittlich 10.976.505 Sessions pro Monat. Das bedeute allerdings nicht, dass fast 11 Millionen Menschen monatlich den Deutschlandfunk via Livestream hören. Stattdessen könnten es auch nur 365.000 Menschen, die den Deutschlandfunk 30 Tage lang täglich via Webradio live gestreamt haben.
Womöglich klopfen sich deshalb im Vergleich zur Media-Analyse Rudio bei guten Ergebnissen in der ma IP Audio weitaus weniger Sender in Pressemitteilungen auf die Schulter, glaubt Schröder: "Das liegt daran, dass die ma RadiO konkrete Menschen ausweist – also wie viele Leute haben einen bestimmten Sender gehört. Was aber eben nicht durch eine technische Messung geschieht, sondern durch Umfragen. Zum anderen ist die Bedeutung des Webradio noch geringen als die des UKW Radios."
Trend geht zur Webradionutzung
Auf lange Sicht werde es aber keine separate Auswertung mehr geben, sondern beide Studien zu einer werden, ist sich Medienjouranlist Schröder sicher. "Das herkömmliche UKW-Radio ist zwar in der Nutzung immer noch deutlich vor dem Webradio. Aber der Trend geht beim UKW nach unten, beim Webradio nach oben.“
Wann sich diese beiden Kurven treffen würden, sei allerdings schwer zu sagen.