"Charité Berlin" blinkt in leuchtender Schrift auf der Anzeige. Hinter der Fahrertür prangt ein großes medizinisches Logo, das auf der ganzen Welt verstanden wird. Der Asklepiosstab, ein von einer Schlange umwundener Stab. Auch im Inneren erinnert nur noch wenig an einen ehemaligen Linienbus. Medizinisches Impfequipment steckt jetzt in dem umgebauten, zwölf Meter langen Koloss. Ein Empfangstresen mit Wartebereich, dahinter zwei voll ausgestattete Behandlungszimmer.
Der Medibus der Berliner Charité ist ein Novum. Das deutschlandweit erste Impfmobil für die Versorgung von Flüchtlingen, erklärt Joachim Seybold, stellvertretender Ärztlichen Direktor der Charité:
"Das ist der Check-In-Bereich, hier werden die Flüchtlinge begrüßt und die Fragen, die notwendig sind vor der Impfung gestellt."
"Das ist der Check-In-Bereich, hier werden die Flüchtlinge begrüßt und die Fragen, die notwendig sind vor der Impfung gestellt."
Krankheitsausbrüche wie im vergangenen Winter sollen verhindert werden
Aus seiner Sicht ist der Impfbus eine wichtige Maßnahme, damit es zu keinen grassierenden Ausbrüchen mehr kommt wie im vergangenen Winter in Berlin. Mindestens 1.400 Menschen erkrankten damals an den Masern, ein Kind starb. Die Epidemie brach in einer Flüchtlingsunterkunft aus. Joachim Seybold gibt jetzt etwas Entwarnung. Vor einem Jahr sei der Impfschutz noch sehr lückenhaft gewesen. Dieser Zustand habe sich inzwischen verbessert, aber noch nicht ausreichend.
"Wir sehen noch deutliche Impflücken, mit einer Impfung ist es nicht getan. Wir haben insbesondere noch jetzt vor der Wintersaison zusätzlich die Notwendigkeit nach den Empfehlungen der ständigen Impfkommission Grippeschutzimpfungen durchzuführen und das ist insbesondere für die Bewohner in Notunterkünften essenziell. Nicht nur zum eigenen Schutz, sondern natürlich auch zum Schutz vor Ausbrüchen in Notunterkünften, die es leider immer wieder gibt.
"Wir sehen noch deutliche Impflücken, mit einer Impfung ist es nicht getan. Wir haben insbesondere noch jetzt vor der Wintersaison zusätzlich die Notwendigkeit nach den Empfehlungen der ständigen Impfkommission Grippeschutzimpfungen durchzuführen und das ist insbesondere für die Bewohner in Notunterkünften essenziell. Nicht nur zum eigenen Schutz, sondern natürlich auch zum Schutz vor Ausbrüchen in Notunterkünften, die es leider immer wieder gibt.
Der Medibus bringt die Geflüchteten direkt zur Impfung
Damit die Impfversorgung besser klappt, setzt die Charité schon seit mehreren Monaten einen Shuttle-Bus ein. Er bringt die Geflüchteten von ihren Unterkünften direkt in die Erstuntersuchungsstelle in der Bundesallee. Mehr als 15.000 Flüchtlinge konnten die Mediziner der Charité bisher in diesem Jahr impfen. Vom mobilen Medibus verspricht sich Joachim Seybold aber einen noch größeren Erfolg.
"Mit diesem Bus werden wir fast zum Teil der Unterkunft. Wir sind präsent und sichtbar und das überwindet natürlich auch die Schwellenangst in einen Bus zu steigen, der Geflüchtete an einen anderen Platz bringt, um sie dann dort zu impfen. Sondern wir sind vor Ort, wir haben unser medizinisches Personal, was eben auch zum Teil Arabisch spricht, einfach auch die Sichtbarkeit, die notwendig ist, damit sich Geflüchtete zur Impfung entschließen."
"Mit diesem Bus werden wir fast zum Teil der Unterkunft. Wir sind präsent und sichtbar und das überwindet natürlich auch die Schwellenangst in einen Bus zu steigen, der Geflüchtete an einen anderen Platz bringt, um sie dann dort zu impfen. Sondern wir sind vor Ort, wir haben unser medizinisches Personal, was eben auch zum Teil Arabisch spricht, einfach auch die Sichtbarkeit, die notwendig ist, damit sich Geflüchtete zur Impfung entschließen."
Ein Videodolmetscher für alle Sprachen
Die meisten Flüchtlinge stammen aus Syrien, dem Iran, Irak, Afghanistan, aber auch aus Somalia, Eritrea, Russland oder Moldawien. Die Verständigung zwischen Arzt und Patient gestaltet sich darum trotz des Arabisch sprechenden Personals oft schwierig. Und der Alltag zeigt: Oft ist nicht für jede Sprache sofort ein Dolmetscher zur Hand. Auch dafür sei der Medibus bestens ausgestattet, sagt Joachim Seybold und zeigt auf einen großen Bildschirm.
"Wir können hier den Online-Videodolmetscher dazu schalten. Auf Knopfdruck haben wir die Möglichkeit in allen relevanten Sprachen mit dem Flüchtling zu sprechen."
"Wir können hier den Online-Videodolmetscher dazu schalten. Auf Knopfdruck haben wir die Möglichkeit in allen relevanten Sprachen mit dem Flüchtling zu sprechen."
Ein Unternehmen aus Wien bietet Dolmetscher für alle Sprachen an, die sie brauchen: Arabisch, Bosnisch, Serbisch, Kroatisch, Dari, Farsi, Türkisch, Rumänisch, Russisch, Albanisch. Im Behandlungsraum im hinteren Teil des Busses sitzt Internistin Silvia Kratz. Ihre erste Patientin ist heute eine junge Frau aus Syrien, die sich gerne impfen lassen möchte. Da Silvia Kratz kein Arabisch spricht, ruft sie den Dolmetscherdienst an.
"Ja guten Morgen, Kratz hier von Charité Hilft, wir bräuchten einen Arabisch-Dolmetscher."
"Ja guten Morgen, Kratz hier von Charité Hilft, wir bräuchten einen Arabisch-Dolmetscher."
Impfaufklärung via Bildschirm
Auf dem Bildschirm taucht schließlich ein Mann auf, freundlich blickt er in die Kamera, Silvias Kratz lächelt zurück.
"Guten Tag, hier ist ihr Dolmetscher für Arabisch… Hallo Schönen guten Tag, mein Name ist Kratz von Charité Hilft, wir machen Impfungen ich habe neben mir eine Arabisch sprechende Patientin, und ich würde Sie bitten Ihr zunächst zu sagen, dass wir eine Impfung durchführen bei ihr. In dem Fall wäre das Tetanus, Diphterie, Polio und Keuchhusten"
Vía Bildschirm kann die Patientin nun erfahren, welche Impfungen sie erhalten soll. Und Silvia Kratz kann erklären, warum sie sie überhaupt für notwendig hält:
"Das ist ein enormer Vorteil, weil es eben sofort abrufbar ist. Man hat auch dadurch, dass man ja einen Videokontakt ein bisschen ein persönliches Verhältnis sozusagen und das sind eben alle Sprachen verfügbar."