Demnach hätten beispielsweise Anhänger von Pegida einfach nie Kriminalitätsstatistiken von Geflohenen gesehen und könnten die Faktenlage darum nicht in ihre Meinung integrieren.
Allerdings sind soziale Medien wie Facebook auch nach Studien von 2016 noch lange nicht die Hauptinformationsquelle. Fast drei Viertel schauen regelmäßig Nachrichten im klassischen Fernsehen, weniger als ein Drittel nutzt dafür soziale Netzwerke. Die Süddeutsche Zeitung hat außerdem eine Datenrecherche veröffentlicht, die zeigt, dass auch auf Facebook-Anhänger unterschiedlicher politischer Parteien durchaus Verbindungen zu einander haben und der Effekt von Filterblasen eher eingeschränkt ist.
Menschen sehen also durchaus die gleichen Untersuchungen, Statistiken und Fakten. Sie kommen aber dennoch oft zu überraschend unterschiedlichen Eindrücken über die Welt. Normalerweise würde man davon ausgehen, dass ein Mensch, konfrontiert mit einer Information, die seinem Weltbild widerspricht, sein Weltbild anpasst. Doch dem ist nicht so. Im Gegenteil sogar: Konfrontation mit widersprechenden Informationen kann Menschen in ihrer Haltung bestärken.
Bei diesem Teil unseres Medien-ABC handelt es sich um eine Passage aus der Kolumne von Marina Weisband "Öffentlichkeit und Meinung" vom 04.05.2017.