
Über viele Jahre hinweg war es schlicht: „Watergate“. Ein historisches Ereignis, die Leistung der investigativen Reporter Bob Woodward und Carl Bernstein, die mit ihrer Recherche über „Missbräuchen von Regierungsvollmachten“ – wie es später bezeichnet wurde – maßgeblich zum Sturz des US-Präsidenten beitrugen. Das war 1974.
Gut 13 Jahre später hielt das Suffix „-gate“ dann im deutschsprachigen Raum prominent Einzug als Kategorisierung einer Affäre: Der „Spiegel“ blieb nah am Original und berichtete mit seinem Titel „Waterkantgate“ über Vorgänge innerhalb der schleswig-holsteinischen SPD – und löste so maßgeblich die später als „Barschel-Affäre“ in die Geschichtsbücher eingegangenen Wochen aus, die ihren Tiefpunkt im Tod des damaligen Ministerpräsidenten Uwe Barschel fanden.
Seitdem – und immer häufiger in den vergangenen Jahren – sind zahlreiche „Gates“ hinzugekommen: ob „Handy-Gate“ über das Abhören von US-Geheimdiensten von Bundeskanzlerin Angela Merkel, „Gutten-Gate“ über die Plagiatsaffäre des früheren Bundesverteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg, „Diesel-Gate“ über die Manipulation von Abgaswerten bei VW – längst haben die neuen „Gates“ nicht mehr die Tragweite ihrer „Originale“ in den USA und Deutschland.
Das gilt wohl auch für die Einordnung einer ARD-Kollegin, die von „Handschlag-Gate“ spricht – und eine Szene beim Besuch Angela Merkels in Washington am 17. März 2017 beschreibt. Bei einer gemeinsamen öffentlichen Begegnung griff die deutsche Kanzlerin die Aufforderung von Foto-Journalisten nach einem Handschlag mit Donald Trump auf und sprach den US-Präsidenten darauf an, doch reagierte dieser nicht.
Der inflationäre Gebrauch veranlasste 2013 Sprachwissenschaftler dazu, „Gate“ zum „Anglizismus des Jahres“ zu küren; alleine für dieses Jahr wurden mehr als ein Dutzend „Gates“ gezählt.