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Medien-Organisation "PragerU"
Wachsende Reichweite mit rechtsextremen Inhalten

Die US-amerikanische Internet-Plattform "PragerU" hat in den sozialen Netzwerken Erfolg mit Videos zu Politik, Gesellschaft oder Geschichte. Die Clips sind professionell gemacht und zielen vor allem auf Jugendliche. Aber nach Ansicht von Forschenden werden darin auch rassistische Argumente verbreitet.

Von Sinje Stadtlich |
Der konservative Talkshow-Host und Gründer der "Prager University", Dennis Prager, steht auf dem Podium des Turning Point High School Leadership Summit in Washington, D.C. und hält eine Rede.
Dennis Prager hat 2011 die "Prager University" gegründet - und bietet dort auch rechtsextremen Köpfen eine Plattform. (imago images / ZUMA Press)
Ein nüchterner Hintergrund, viele Grafiken und Zahlen, sehr professionell produziert: Die Videos von "PragerU" wirken erstmal fast wissenschaftlich. In jeweils fünf Minuten sollen sie auch komplexe Fragen klären wie "Sind manche Kulturen besser als andere?" oder "Warum niemand mehr den Mainstream-Medien vertraut." Einige der vermeintlichen 'PragerU'-Wahrheiten: Der Klimawandel - vielleicht gar nicht so schlimm. Faschismus - eine linke Ideologie. Polizeigewalt gegen Schwarze - gibt es nicht. Die erfolgreichsten Videos haben auf Youtube mehrere Millionen Aufrufe.
Die junge Zielgruppe finde hier endlich das, wonach sie so lange gesucht habe - so sieht es Craig Strazzeri, Marketing-Chef bei "PragerU".
"Ich denke, ein großer Teil unseres Erfolgs kommt daher, dass junge Leute, die Generation Z, nach der Wahrheit suchen. Leider haben in den USA das Bildungssystem und die Mainstream-Medien nur eine Weltsicht, und die ist links. Und damit wurden junge Leute viele Jahrzehnte lang indoktriniert. Und jetzt merken sie, dass vielleicht nicht alles stimmt, was man ihnen erzählt hat."
Wählerbeeinflussung durch Rechtspopulismus
Ramesh Srinivasam interpretiert das anders. Er ist Professor für Informationswissenschaft an der University of California in Los Angeles und glaubt nicht, dass der Erfolg von "PragerU" allein in ihren "konservativen Wahrheiten" liegt.
"'PragerU' liefert Inhalte und gehört zu dieser neuen, Trump-unterstützenden Welle des Rechtspopulismus. Durch die Art ihrer Inhalte und dadurch, dass sie sie online sehr erfolgreich vermarkten, schafft es PragerU, Wähler zu beeinflussen und die Einstellungen der konservativen User weiter zu verfestigen."
Präsentiert werden die Inhalte von oft hochkarätigen Persönlichkeiten aus Medien, Politik und Wissenschaft. Dazu gehören konservative Kommentatoren wie Ben Shapiro genauso wie der Greenpeace-Mitbegründer Patrick Moore und die Islamkritikerin Ayaan Hirsi Ali. Manchmal spricht auch der "PragerU"-Gründer selbst: Dennis Prager. Ursprünglich ein Gegner Donalds Trumps, schwenkte er kurz vor dessen Wahl zum US-Präsidenten im Jahr 2016 um: Die Bedrohung durch die Linke sei so groß, dass jeder republikanische Kandidat unterstützt werden müsse.
Verbindungen zur rechtsextremen Alt-Right-Bewegung
"Die Linke zu besiegen ist eine ebenso dringende moralische Notwendigkeit, wie den Islamismus zu besiegen. Das sind die zwei Feinde unserer westlichen Zivilisation", sagt Prager.
Eine Studie des Forschungsinstitutes "Data & Society" hat 2018 Verbindungen von PragerU zur extrem rechten Alt-Right-Bewegung herausgearbeitet. PragerU-Präsentatoren wie Dave Rubin haben auch eigene Shows, in denen sie unter anderem führende Alt-Right-Köpfe zu Wort kommen lassen. Zum Beispiel Stefan Molyneux zum Zusammenhang von ethnischer Herkunft und IQ.
Rubin lässt Molyneux‘ völlig abwegige Aussagen unwidersprochen stehen. Laut der "Data & Society"-Studie verwischen durch solche Interviews die Grenzen zwischen konservativ und Alt-Right. Rassistische Argumente werden salonfähig, auch im Umkreis von "PragerU".
Youtube zeigt Inhalte von "PragerU" nur eingeschränkt an
Marketing-Chef Strazzeri hat allerdings eine andere Erklärung dafür, dass seine Organisation von manchen als "rechts" bezeichnet wird: "Die versuchen uns mit allem in einen Topf zu werfen, Alt-Right oder extrem oder Verschwörungstheorien - all diese irren Namen, die die linken Medien sich ausdenken. Ihr Ziel ist es, die großen Internetplattformen dazu zu bringen, uns weiter zu zensieren."
"PragerU" führt gerade zwei Prozesse gegen Youtube-Mutter Google: Weil einige ihrer Inhalte - wie sie sagen, aus ideologischen Gründen - auf Youtube nur eingeschränkt zu sehen seien. Zumindest kann sich "PragerU" damit als Opfer inszenieren: Auf ihrer Website gibt es eine eigene Playlist für "Videos, die Youtube zensiert". Mit jeweils mehreren Millionen Aufrufen.