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Medien und Wissenschaft
Einordnung ist entscheidend

Wie berichten Medien über Corona? Aktuell gebe es eine „Politisierung der Pandemie“. Das sei keine gute Idee. Forschende hätten die primäre Expertise und sollten in den Medien höher gewichtet werden als populistische Äußerungen, sagte der Wissenschaftsjournalist Volker Stollorz im Deutschlandfunk.

Volker Stollorz im Gespräch mit Annika Schneider |
Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), gibt eine Pressekonferenz
Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), stellt neues Corona-Zahlen vor - aber wie genau sind sie zu verstehen? (picture alliance/dpa/AFP-POOL | John Macdougall)
Journalistische Medien müssten einordnen, welche Expertinnen und Experten nach wissenschaftlicher Kenntnislage Recht hätten. Das sei eine "hohe Verantwortung", so Stollorz. Medien dürften nicht auf falsche Ausgewogenheit setzen, bei der jeder mal zu Wort kommt, wenn Sachverhalte in der Wissenschaft geklärt seien.
"Wir sollten uns eigentlich eher darauf fokussieren, denen, denen wir wirklich Reputation zusprechen, auch zuzuhören und deren Berichte und Beobachtungen auch über den weiteren Verlauf in unseren Entscheidungen Rechnung zu tragen", fordert Stollorz, der auch Geschäftsführer des Science Media Center Germany ist, das sich als Vermittler von Wissenschaft und Journalismus versteht und in diesen Tagen sein fünfjähriges Bestehen feiert.
Was ist Genome Editing?
Wenn wissenschaftliche Themen Schlagzeilen machen, ist guter Rat oft teuer: Stimmt das überhaupt? Wer erklärt die Sensation verständlich? Das Science Media Center bietet kostenfrei Recherchedossiers an. Ein Porträt von 2017.
Seit der Corona-Pandemie habe sich die Wissenschaft "wahnsinnig beschleunigt" mit einer "Flut von Wissenschaftspublikationen", erklärt Stollorz. In dieser Zeit sei ihm aufgefallen, dass es Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten "eher gelingt, diese Flut einzuordnen, anstatt zu vermelden, was aktuell vermeldet wird".

Stollorz: In Debatten nicht populistisch verkürzen

In der Pandemie habe man gelernt, dass es wichtig wäre, Forschenden, die die primäre Expertise haben, eher zu vertrauen, als Menschen, die populistisch oder um bestimmte Meinungen zu bestätigen, in der Öffentlichkeit auftauchten. Deren Ziel sei es eher, "Verwirrung zu stiften oder Entscheidungen zu verzögern", so Stollorz.
Coronavirus und Social Media
Auf Social Media gibt es im Moment immer wieder Falschmeldungen über das Coronavirus. Das liege auch an der Vielzahl der Studien zum Virus, sagte der Wissenschaftsjournalist Volker Stollorz im Februar im Dlf. Diese Informationsflut mache es Medien schwer, zu trennen.
Ob es wichtiger wäre, Menschenleben zu retten oder die Wirtschaft oder doch die Schulbildung der Kinder, diesen Fragen lägen zwar Wertedebatten mit unterschiedlichen Perspektiven zu Grunde, aber viele aktuelle Meinungsverschiedenheiten ließen sich nicht schlicht in zwei Lager einteilen. Sie beruhten hingegen oft auf ähnlichen Argumenten, die jedoch unterschiedlich gewichtet würden. Eine populistische Verkürzung in die "zwei Lager: Lockern oder Lockdown" sei "Unsinn", findet Stollorz.