Eine mit Macheten bewaffnete Gang ist nach dem Freitagsgebet in die Wohnung von Niloy Chakrabarti in der Hauptstadt Dhaka eingedrungen und hat ihn zu Tode gehackt, wie der Chef des Netzwerks der Blogger und Aktivisten in Bangladesch, Imran H. Sarker, mitteilte. Die Polizei bestätigte, der 40-Jährige sei von etwa sechs Bewaffneten ermordet worden. Seine Frau sei in der Wohnung gewesen, aber in einen anderen Raum gebracht worden. Die Motive und Verdächtige seien noch nicht bekannt.
Todesstrafe für Islamisten gefordert
In seinen Beiträgen hatte Chakrabarti die Todesstrafe für islamistische Führer der Kriegsverbrechen während Bangladeschs Unabhängigkeitskrieg im Jahre 1971 gefordert. Premierminister Sheikh Hasina hatte 2010 eine Untersuchung über die Kriegsverbrechen eröffnet. Ein Tribunal hatte mehrere hochrangige Führer einer islamistischen Partei wegen verschiedener Verbrechen verurteilt.
Niloy arbeitete regelmäßig für den islamkritischen Blog Mukto-Mona, dessen Macher sich als "Freidenker, Rationalisten, Skeptiker, Atheisten und Humanisten" beschreiben. Dessen Gründer Abhijit Roy war Ende Februar ebenfalls in Dhaka von Unbekannten mit Macheten ermordet worden.
Der Chef des Bloggernetzwerks, Sarker, erklärte: "Wir sind sprachlos." Chakrabarti habe Gerechtigkeit für andere getötete Blogger gefordert.
Chakrabarti ist der vierte säkulare Blogger, der seit Anfang des Jahres im mehrheitlich muslimischen Bangladesch ermordet wurde. Ende Februar war Avijit Roy getötet worden. Im März wurde der Internetaktivist Washiqur Rahman umgebracht, Mitte Mai der Blogger Ananta Bijoy.
Pressefreiheit in Bangladesch zweitrangig
Nach dessen Ermordung ließen die Behörden die Islamistengruppe Ansarullah Bangla Team (ABT) verbieten. Ihr war vorgeworfen worden, der Gewalt keinen Einhalt geboten zu haben. Radikale Islamisten fordern immer wieder die Hinrichtung von religionskritischen Bloggern, denen sie Gotteslästerung vorwerfen.
Menschenrechtler und ausländische Journalisten sehen die Pressefreiheit in Bangladesch zunehmend bedroht. Anfeindungen gegen Blogger und Journalisten, die insbesondere zu religiösen Themen kritisch Position beziehen, nehmen demnach zu. Auf der internationalen Rangliste der Pressefreiheit 2015 belegt Bangladesch Platz 146 von 180 Ländern.
(fwa/tzi)