Als Reaktion auf Raketen- und Drohnenangriffe auf Handels- und auf Kriegsschiffe im Roten Meer und im Golf von Aden hatten die USA und Großbritannien bereits in der Nacht zum Freitag Stellungen der Huthi aus der Luft angegriffen.
Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Strack-Zimmermann, warb für einen deutschen Marineeinsatz im Roten Meer. Die FDP-Politikerin sagte im Deutschlandfunk, bei den Angriffen der Huthis handele es sich um einen Terrorangriff auf die freie Seefahrt, den man nicht hinnehmen könne. Strack-Zimmermann bemängelte, dass China und Ägypten, die ebenfalls ein eigenes Interesse am Schutz des Handelswegs hätten, bislang kein Engagement erkennen ließen.
Am 22. Januar wollen die EU-Außenminister über einen möglichen gemeinsamen Einsatz beraten.
Biden: "Milizionäre sind Terroristen"
Der US-Präsident hatte zuvor bekräftigt, man werde weitere Huthi-Stellungen angreifen, sollten die Huthis ihre Attacken auf Handelsschiffe im Roten Meer nicht stoppen. Er bezeichnete die Milizionäre als Terroristen.
Bei einer Dringlichkeitssitzung des UNO-Sicherheitsrats verurteilte Russland die Angriffe der USA und Großbritanniens auf Stellungen der Huthi-Miliz scharf. Der russische UNO-Botschafter Nebensia bezeichnete die Aktionen wörtlich als "eklatante bewaffnete Aggression".
Der Oberste Politische Rat der Huthis drohte den USA und Großbritannien mit Vergeltung für die Luftangriffe der Nacht zum Freitag. Dabei sollen nach Angaben der Huthi mindestens fünf Menschen getötet und sechs Menschen verletzt worden sein. Nach Angaben aus der US-Militärführung hat die Miliz am Freitag eine weitere Rakete abgefeuert, aber keine Schiffe getroffen. Der UNO-Sicherheitsrat in New York wird sich mit dem Konflikt befassen.
Viele westliche Staaten befürworten Angriffe auf Huthi-Stellungen
Der Angriff der USA und Großbritanniens gegen Militäranlagen der Huthi-Rebellen im Jemen wird von zahlreichen westlichen Ländern unterstützt. Deutschland erklärte gemeinsam mit anderen Ländern, das Recht auf Selbstverteidigung sei gegeben, weil die Huthis ihre Angriffe auf Schiffe im Roten Meer fortgesetzt hätten. Unterzeichner sind auch Dänemark, die Niederlande, Kanada, Neuseeland, Australien, Südkorea und Bahrain. Die NATO bezeichnete die Luftangriffe als "rein defensiv". Sie sollten die Freiheit der Schifffahrt auf einer der wichtigsten Wasserstraßen der Welt bewahren.
Italien und Spanien reagierten zurückhaltender. Ein italienischer Regierungsvertreter teilte mit, die Regierung in Rom habe eine Anfrage abgelehnt, sich an den Angriffen auf die Huthi zu beteiligen. Man verfolge eher einen Kurs zur Beruhigung der Lage statt einer militärischen Konfrontation. Die spanische Verteidigungsministerin Robles sagte, sie respektiere den Einsatz zwar, ihr Land werde sich jedoch immer für Frieden und Dialog einsetzen.
Arabische Staaten warnen - Kritik aus Russland und der Türkei
Mehrere arabische Staaten zeigten sich nach dem Militärschlag gegen die Huthi-Stellungen besorgt über die Sicherheitslage in der Region. Der Oman warnte zum wiederholten Mal vor einer Ausweitung des Gaza-Krieges. Jordaniens Außenminister Safadi sagte der staatlichen Nachrichtenagentur Petra, Israel treibe die gesamte Region mit seiner "mutwilligen Aggression" in weitere Kriege und Konflikte.
Die Regierung in Saudi-Arabien rief nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur SPA zur Deeskalation auf. Im Jemen protestierten in der Hauptstadt Sanaa zehntausende Menschen gegen die Angriffe. Sanaa steht unter Kontrolle der Huthis. Die international anerkannte Regierung des Jemens unterstützte hingegen den Militärschlag.
Kritik kam auch aus Russland und der Türkei. Das Außenministerium in Moskau sprach von einer "völligen Missachtung internationalen Rechts". Die USA und Großbritannien ließen die Lage in der Region eskalieren. Der türkische Präsident Erdogan bezeichnete die Angriffe als unverhältnismäßig.
Sorgen in der Wirtschaft
Die Angriffe auf die Haupt-Schifffahrtroute zwischen Europa und Asien haben Auswirkungen auf den Warenverkehr durch den Suezkanal. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer warnte wegen der Lage im Roten Meer vor Engpässen bei den Lieferketten. Immer mehr Reedereien würden ihre Schiffe aus Sicherheitsgründen umleiten, sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Treier der Nachrichtenagentur Reuters. Wichtige Waren für die Industrie kämen deshalb nicht mehr rechtzeitig an. Wegen entstandener Lieferkettenlücken muss etwa der US-Elektroautohersteller Tesla bereits seine Produktion im brandenburgischen Grünheide für zwei Wochen weitgehend stoppen.
Weiterführende Informationen
Diese Nachricht wurde am 13.01.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.