Die Börse hat ihr Urteil schon gesprochen: Ein Kursplus von 17 Prozent für die Aktie von Alstom heute zum Handelsauftakt in Paris zeigt: Die Anleger glauben an mehr als ein Gerücht. Das Unternehmen dementiert zwar. Aber man hat schon härtere Dementis gehört. Beatrix Fontius, Sprecherin von Alstom:
"Alstom liegen keinerlei Informationen über ein potenzielles öffentliches Kaufangebot der Unternehmensanteile vor. Der Konzern prüft die strategischen Optionen seiner Geschäftsbereiche kontinuierlich. Wie vorgesehen, plant Alstom, am 7. Mai die Jahresergebnisse des Konzerns zu veröffentlichen, und wird diese Möglichkeit nutzen, einen Ausblick auf die geschäftlichen Aktivitäten zu geben."
Dies im Sinn, hört es sich nicht falsch an, was die Kollegen der Agentur Bloomberg berichten, dass der amerikanische Technologiekonzern General Electric den französischen Turbinen- und Zughersteller Alstom übernehmen will, den Hersteller also unter anderem des berühmten Schnellzuges TGV. Auch Ulrich Trabert, Branchenanalyst beim Bankhaus Metzler, denkt, es gebe gute Gründe für eine solche Übernahme:
"Man kann sich durchaus ein strategisches Interesse seitens GE vorstellen. GE hat sicherlich ein Interesse daran, die Position, die geografische Position in Europa und Middle East und Afrika zu verstärken. Gerade da hat Alstom seine größte Präsenz. Und GE hofft natürlich sozusagen auf den Aufschwung in Europa. Das ist sicherlich ein Punkt. Ein weiterer Punkt könnte sein die Transportaktivitäten. Das ist ein Bereich, der bei GE nicht so einen großen Umsatzanteil ausmacht. Aber mit Alstom könnte man diesen Bereich dann entsprechend verstärken."
Alstom könnte preiswert zu haben sein
Dem Vernehmen nach will sich GE das Geschäft 13 Milliarden Dollar oder 9,4 Milliarden Euro kosten lassen. Der Zeitpunkt scheint günstig. Denn der Aktienkurs von Alstom ist in den vergangenen zwölf Monaten um ein Fünftel gesunken. Im Januar hatte der Konzern zum zweiten Mal binnen neun Monaten seine Gewinnerwartungen senken müssen. Um seine Schulden zu senken, will Alstom Randgebiete des Geschäfts verkaufen, 1.300 Mitarbeiter entlassen und bis April 2016 etwa 1,5 Milliarden Euro einsparen. Es riecht also nach einem Kauf kurz vor der Wende zum Besseren, zu einer Zeit, in der der Kaufpreis niedrig ist und die Hoffnungen groß. Sie nähren sich aus Ausbauplänen Alstoms in China, Russland, Brasilien, Indien und Südafrika. Und aus der konjunkturelle Wende in Europa. All dies will GE nicht allein Siemens überlassen, seinem und Alstoms größtem Konkurrenten. Ulrich Trabert:
"Beispielsweise ließe sich eben mit der Schnellzugtechnik möglicherweise der Heimatmarkt in den USA besser gegen eine Siemens verteidigen."
General Electric baut seine Finanzsparte ab, das Mediengeschäft auch und wendet sich wieder vermehrt der Herstellung von Gasturbinen, Getrieben, Lokomotiven und Industrieausrüstung zu. Auch in der Medizintechnik ist GE unterwegs. Alstom gilt als weltweit führender Hersteller von Turbinen für Staudämme, liefert neben dem TGV auch U-Bahnen und andere Züge, dazu Windkraftanlagen, auch dies in Konkurrenz zu Siemens.