Nordrhein-Westfalens Schulministerin Yvonne Gebauer hat Großes vor. Sie möchte für die Schulen im Land eine Digitalstrategie entwerfen. Deswegen informiert sie auf fünf Regionalkonferenzen Schulträger und -leiter darüber, wie die Medienkonzepte künftig aussehen sollen.
"Es geht ja darum, zu erfahren: Was können wir mit der Digitalisierung alles erreichen, welchen Mehrwert bekommen wir für den Unterricht, also wie passgenau können wir auf den einzelnen Schüler, auf die einzelnen Schülerin eingehen. Ich denke, dass der Begriff individuelles Fördern hier noch mal im Rahmen der Digitalisierung eine Fülle bekommt, ausgestattet wird, und das ist auch etwas, was wir heute vermitteln wollen."
Alle Schüler sollen Programmieren lernen
Neu ist zum Beispiel, dass alle Schülerinnen und Schüler in NRW künftig Programmieren lernen sollen. Bis spätestens 2021 sollen die Schulen neue Medienkonzepte erarbeiten. Und daraus sollen dann neue Lehrpläne erstellt werden, die auch digitale, multimediale Schulbücher beinhalten. Doch dafür wird auch eine gute technische Ausstattung benötigt, die noch nicht an allen Schulen in NRW vorhanden ist. Der Leiter der Berufsschule in Meschede, Carsten Pracht, hofft deshalb im Zuge der Digitaloffensive der Landesregierung auch auf mehr Geld für Investitionen.
"Ich denke, das ist der Bereich der Tablet-Klassen, das ist der Bereich - natürlich auch als technisches Berufskolleg - in Richtung Smart-Factory, dass wir da mal Konzepte haben, aber es reicht auch nicht aus, so ein Ding zu kaufen für ganz teures Geld. An Fachhochschulen und Universitäten sind drei bis vier wissenschaftlichen Mitarbeiter, die arbeiten sich daran den ganzen Tag ab. Das muss auch runter auf Schulalltag didaktisiert werden. Und ich denke das ist ne ganz zentrale Fragestellung."
Problem: schnelle Internetleitungen auf dem Land fehlen
Andere Schulen wie die Sekundarschule am Eichholz in Arnsberg sind schon bestens technisch ausgestattet - jedenfalls in der Schule. Nützt nur nichts, wenn man von dort kaum ins Internet kommt. Denn im ländlichen Raum fehlen immer noch schnelle Internetleitungen, bemängelt Schulleiter Olaf Schwingenheuer.
"Wir brauchen als erstes, wenn wir in die Richtung gehen wollen, ein leistungsfähiges WLAN und das geht nur mit einer Glasfaserleitung. 400 Meter Glasfaser sind zu überbrücken, und dann können wir auch innen drin gut anfangen. Es ist alles vorbereitet. Die Frage der Endgeräte muss geklärt werden mit den Schülern. Und wir sind gerade dabei, den Medienentwicklungsplan zu schreiben."
Schulministerin Gebauer verspricht Abhilfe: Ihr Ministerium habe mit dem Wirtschaftsministerium und dem kommunalen Ministerium eine Arbeitsgruppe gebildet. Die soll die Infrastruktur in den kommenden Jahren verbessern, so dass auch die letzten Meter bis in die Klasse per Glasfaserkabel erreicht werden. Dafür stünden in den kommenden Jahren bis zu sechs Milliarden Euro für die Kommunen bereit, sagt Yvonne Gebauer. Die Kommunen müssten das Geld nur abrufen. Das hatten in der Vergangenheit viele Kommunen versäumt.
Fortbildungsoffensive für Lehrkräfte
Viel Geld soll auch in die Lehreraus- und -fortbildung investiert werden. Ihr Ministerium arbeite hier bereits mit dem Wissenschaftsministerium zusammen, damit die Lehrer für die Digitaloffensive gerüstet sind, sagt die Schulministerin.
"Hier wollen wir mit einer Fortbildungsoffensive, damit wir auch groß und schnell in die Fläche kommen, nach den Sommerferien starten. Und dafür werden dann unsere einzelnen Zentren auch derzeit ausgestattet. Und dann hoffen wir, dass wir viele Lehrerinnen und Lehrer begeistern können für dieses Zukunftsthema, nämlich Digitalisierung im 21. Jahrhundert."
Das Thema wurde in Nordrhein-Westfalen bisher eher vernachlässigt. In drei Jahren wird man sehen, ob es die neue Landesregierung geschafft hat, die Schulen und Lehrer im Land auf den neuesten technischen Stand zu bringen.