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Medienmogul Murdoch in der britischen Zange

Die offene Wunde in Rupert Murdochs weltüberspannendem Firmenkörper: die britischen Inseln. Dort hatte er einst seine Expansion begonnen, vielleicht geht sie dort auch zu Ende.

Von Jochen Spengler |
    Der Verwaltungsrat steht geschlossen hinter ihm. Das oberste Konzerngremium erklärt Mitte der Woche, der 81-jährige Medienmogul Rupert Murdoch sei auch künftig geeignet, das Unternehmen "News Corporation" zu führen. Vorsitzender des Verwaltungsrats ist Sohn James.

    Nein, er sei dazu nicht geeignet, hat dagegen der Medienausschuss des britischen Parlaments in seinen Abschlussbericht geschrieben. Nach monatelanger Untersuchung der illegalen Abhörpraktiken von Murdochs Sonntagsblatts "News of the World", konnte er zwar nicht nachweisen, dass die Murdochs selbst frühzeitig vom Skandal gewusst und ihn vertuscht haben könnten, aber:

    "Vor fünf Tagen hat Rupert Murdoch zugegeben, dass es eine Verschleierung bei "News Corporation" gegeben hat. Wir stellen fest, dass das Unternehmen intensiv versucht hat, seine zügellosen Gesetzesverstöße zu verbergen. Seine leitenden Angestellten haben mehrfach das Parlament getäuscht und beide Männer an der Spitze, Rupert und James Murdoch, müssen dies verantworten."
    sagt der Labour-Abgeordnete Tom Watson und folgert:

    "Nach Ansicht der Ausschussmehrheit ist Rupert Murdoch nicht geeignet, ein Unternehmen wie BSkyB zu leiten."

    Vor allem dieser Satz hat es in sich. Denn damit wird Murdochs Beteiligung am lukrativen Bezahlsender Sky infrage gestellt, den er derzeit zu 39,1 Prozent besitzt. Seinen Plan, BSkyB ganz zu übernehmen, war vom konservativen Kulturminister Jeremy Hunt im letzten Jahr gegen erhebliche Bedenken schon genehmigt worden, doch nach der Aufdeckung des "Phonehacking"-Skandals sah sich Murdoch gezwungen, seinen Antrag zurückzuziehen.

    Derzeit prüft die Aufsichtsbehörde Ofcom, ob der Murdoch-Konzern "fit and proper", also geeignet ist, als Lizenznehmer Fernsehen zu betreiben. Kommt Ofcom zum Schluss, er ist es nicht, dann steht sogar Murdochs 39-Prozent-Anteil infrage. Da trifft es sich gut, dass BSkyB-Geschäftsführer Jeremy Darroch am Mittwoch bekannt gibt, man habe inzwischen 10,5 Millionen Kunden:

    "Man muss sich nach den Kunden richten, wissen, was sie wollen und ihnen das bieten. Und wir müssen unser Unternehmen effizient und gut leiten, sodass wir die Preise minimieren können."

    Die Gewinne seien im letzten 3/4 Jahr um 25 Prozent auf 1,1 Millionen Euro geschnellt, das sei doch der Beweis, dass das Unternehmen "fit und proper" geführt werde.

    Aufseher Ofcom lässt derweil verlauten, man werde den Parlamentsbericht sorgfältig prüfen. Der hat allerdings einen nicht unerheblichen Schönheitsfehler: Er wurde nicht einstimmig verabschiedet, sondern gegen die konservativen Ausschussmitglieder:

    "Niemand von uns konnte dem Bericht zustimmen. Wir haben alle dagegen gestimmt. Deswegen wird er richtigerweise als einseitiger Bericht betrachtet werden, der einen Gutteil seiner Glaubwürdigkeit eingebüßt hat, was eine große Schande ist","

    sagt die Abgeordnete Louise Mersch und erläutert, warum man nicht habe zustimmen können. Es sei nur um diesen einen Satz gegangen:

    ""That said, that Mr. Rupert Murdoch is not a fit person to run an international company."

    Es sei zum einen nicht die Aufgabe des Ausschusses, dies zu beurteilen. Das sei die Sache von Ofcom. Zum anderen aber habe man über eine solche Bewertung im Ausschuss nicht eine Minute lang diskutiert.

    Auch die von Murdoch verlegten Zeitungen "Sun" und "Times" springen ihrem Konzernherrn in Kommentaren und in Fernsehdebatten zur Seite. Natürlich sei er ein geeigneter Medienunternehmer.

    "Was Rupert Murdoch für dieses Land in den letzten drei Jahrzehnten alles geleistet hat",

    preist etwa Roger Alton, Chefredakteur der Times:

    "Dafür, die Presse am Leben zu erhalten, das Fernsehen zu entwickeln..."

    "Und das politische System zu untergraben ..."

    fällt ihm Ex-BBC-Generaldirektor Greg Dyke ins Wort:

    "Das politische System ist deformiert worden durch die Art, wie Murdoch Politiker beeinflusst hat. Das ging so weit mehr als 20 Jahre. Dankenswerterweise ist es jetzt vorbei und wird nicht wieder geschehen, was uns zu einer viel gesünderen Demokratie macht."