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Medienpädagogik
Überforderte Lehrer, unvorsichtige Schüler

Jugendliche surfen täglich fast drei Stunden im Internet, ergab eine Studie. Lehrer hingegen sind nicht selten von digitalen Medien überfordert. Für Schulen ist es deshalb oft schwer, über Risiken und Chancen des Internets aufzuklären.

Von Philip Banse |
    Schüler schreiben SMS und telefonieren auf einem Schulhof
    Wie funktioniert Internet- und Medienpädagogik in der Schule heute? ( picture alliance / dpa)
    "Auf Yotube Video gucken; Emails checken, Spiele spielen."
    "Ich habe kein Smartphone. Wir können uns das nicht leisten. Ich bin ein bisschen neidisch, weil die anderen alle WhatsApp und sowas haben und ich nicht."
    Theresa und Ivan gehen in die siebte Klasse der Friedensburg Oberschule Berlin. Drei von vier Jugendlichen zwischen 12 und 19 besitzen heute ein eigenes Smartphone. Das ergab die jüngste Jugend-Medien-Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest. Täglich sind die Jugendlichen demnach fast drei Stunden im Internet. Schulen tun sich oft schwer, über Gefahren aufzuklären und gleichzeitig das kreative Potenzial dieser Werkzeuge zu nutzen, sagt Birgit Kimmel, pädagogische Leiterin des staatlich geförderten Informationsportals klicksafe:
    "Die Problematik, die wir haben ist, dass Lehrkräfte nicht mit diesen Themen in ihrer Ausbildung konfrontiert werden. Es gibt zwar in vielen Bundesländern viele Fortbildungen dazu, aber trotzdem stellen wir fest, dass sich viele Lehrkräfte hier noch nicht rantrauen."
    Internet als Schulfach gefordert
    Doch bis die Lehrerausbildung geändert, junge Lehrer nachgerückt sind, dauert es Jahre. Medienpädagogin Kimmel plädiert daher dafür, dass Lehrer und Eltern eng zusammenarbeiten, die Medien-Erziehung der Kinder als Gemeinschaftsprojekt begreifen:
    "Wie können wir Elternabende auch so gestalten, dass man sagt: Welche Regeln haben Sie denn zu Hause, was Mediennutzung angeht? Oder Handynutzung? Hier mal andere Perspektiven anhören, mal sehen, was funktioniert in den einen Familien, in den anderen nicht?"
    Der Chaos Computer Club fordert, Risiken und Chancen des Internets zum Schulfach zu machen. Medien-Pädagogin Kimmel weiß von Schulen, die Facebook zum Unterrichtsfach gemacht haben. Viele Bundesländer lehnen es dagegen ab, dass Lehrer mit ihren Schülern über Facebook kommunizieren, Rheinland-Pfalz hat das gar verboten. Davon hält Medienpädagogin Kimmel nicht viel:
    "Statt Verbote auszusprechen, müssen wir sagen, dass bestimmte Daten nicht über diese Kanäle laufen sollen. Aber ich bin dagegen, dass diese Kontakte - hier geht es ja um Beziehung und Bindung - völlig untersagt werden."
    Digitale Medien produktiv nutzen
    Weil Lehrer oft überfordert sind von digitalen Medien, sind externe Aufklärer sehr gefragt, Internetaufklärer wie Felix Ebner. Der Medienexperte vom öffentlich geförderten Informationsportal Handysektor.de geht an Schulen, klärt etwa darüber auf, welche Daten Smartphone-Apps abgreifen.
    "Medienkompetenz sind ja immer verschiedene Felder. Was ich mache, ist Gefahrenbewusstsein wecken. Das bedeutet, hingehen, aufklären: Was sind die Gefahren? Wie könnt ihr Euch schützen? Medienkompetenz ist aber auch kompetenter Umgang mit den Medien selber: Wie kann ich sicher im Netz suchen? Wie kann ich die Ergebnisse einordnen? Wie kann ich Medien wirklich anwenden? Das kann ich in der Schule machen."
    Digitale Medien produktiv nutzen - wie das konkret aussehen kann, erklärt Tina Küchenmeister. Die Lehrerin an der Friedensburg Oberschule bearbeitete mit ihrer Klasse etwa das Thema "Punk in der DDR".
    "Wir sind für vier Tage auf ein Landheim gefahren, haben einen eigenen Blog erstellt und den haben wir gefüttert mit eigenem Material. Wir haben selber Punk gemacht, mehr als zwei Akkorde waren verboten."
    Smartphones als Werkzeuge
    "Wir haben recherchiert, was hieß es in Westberlin Punk zu sein? Was hieß es in Ostberlin Punk zu sein? Wir haben Zeitzeugen interviewt."
    "Von vielen Seiten haben die Jugendlichen was dazu gelernt. Die haben die Sachen alle selber hochgeladen und bearbeitet, die Telefoninterviews selbst geschnitten, und, und, und."
    An der Friedensburg Oberschule in Berlin, sagt Lehrerin Küchenmeister, seien Smartphones Werkzeuge. Schüler filmen Experimente im Biologie-Unterricht und schneiden einen Film daraus, nutzen Apps im Musik- oder Matheunterricht. So lernten Schüler wirklich alle Aspekte der digitalen Medien, Gefahren und Risiken. Küchenmeister rät zögernden ihren Kollegen:
    "Man soll den Schülern auch mal was zutrauen. Man soll die auch mal machen lassen. Man darf auch mal scheitern mit einem Projekt und dann kann man analysieren, wieso das nicht geklappt hat. Also, man muss die Kinder auch mal machen lassen."