Auf dem Tablet die neue Folge "Sendung mit der Maus" schauen, Fotos mit dem Smartphone machen und mit Freunden über "Whatsapp" schreiben - Kinder wachsen heute in einer weitgehend digitalisierten Welt auf. Die Hälfte der 8-Jährigen nutzt mittlerweile zumindest gelegentlich das Internet, bei den über Zwölf-Jährigen sind es fast alle - das hat das Deutsche Jugendinstitut (DJI) 2016 untersucht.
Der Alltag lasse sich nicht mehr in "online" und "offline" aufteilen, schreibt der Medienforscher Uwe Hasebrink im Auftrag des DJI: Damit sich Kinder und Jugendliche in beiden Sphären sicher bewegen könnten, bräuchten sie Unterstützung - von Eltern und Lehrern aber auch von Gleichaltrigen. Die vielfältigen Chancen der Medien seien auch mit einer Reihe Risiken verbunden.
Eltern vor großen Herausforderungen
Die neuen Medien und ihre Möglichkeiten würden die Eltern vor große Herausforderungen stellen: "Wir erwarten viel von Eltern", sagte Uwe Hasebrink im Deutschlandfunk: "Allein sich den Überblick zu verschaffen, ist schon sehr anstrengend". Darüber hinaus gebe es viele Angebote, mit denen Eltern gar nicht umgehen würden und bei denen ihnen die Kompetenz fehle.
Snapchat beispielsweise gehöre zu jenen Medien, die von viel Kindern und Jugendlichen genutzt werden, nicht aber von den Eltern. Jugendlichen würden Sie vor allem nutzen, um unter ihresgleichen zu kommunizieren.
"Ohne Verwirrung keine Identitätsbildung"
Eine der Vorteile, die solche Medien zu bieten haben, sei, dass sie Jugendlichen helfen würden, Unabhängigkeit und Eigenständigkeit zu gewinnen. Das hält Hasebrink für einen positiven Schritt.
Daneben könnten gerade soziale Medien gut dazu genutzt werden, Identitätsarbeit zu leisten: "Identitätsfindung hat sehr viel zu tun mit Verwirrung: ohne Verwirrung keine Identitätsbildung". Allerdings bestehe bei dem großen Angebot, das auf Kinder und Jugendliche einströme, die Gefahr, dass die Verwirrung überhand nehme. Es mangele an orientierungsstiftenden Angeboten, die die Kinder an die Hand nehmen. Es müsse, so Hasebrink, ein guter Ausgleich zwischen dem Neuen, dem Irritierenden und einer Sicherheit und Geborgenheit zu geschaffen werden.
Das werde besonders bei den Familien zum Problem, bei denen die Eltern im Alltag ohnehin schon überfordert seien. In belasteten Familien fehle für die Medienerziehung die Kapazität, die Orientierungshilfen zu geben.