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Medienrechte der Bundesliga
Vereine und DFL hoffen auf Sky

Im kommenden Frühjahr werden wieder die Medienrechte der Bundesliga vergeben - bisher konnten die Erlöse unter DFL-Chef Christian Seifert immer erhöht werden. Diesmal ist es offen - Hoffnung schöpft aber unwillig Anbieter Sky - der Bezahlsender steht unter Druck, während andere in Lauerstellung warten.

Von Heinz Peter Kreuzer |
TV-Kameramann filmt am Spielfeldrand während der Live-Übertragung eines Spiels der Fußball-Bundesliga
TV-Kameramann bei einem Spiel der Fußball-Bundesliga (Sven Simon / picture alliance)
Die Samstagsspiele und die Konferenz bei Sky, die Partien am Freitag und Sonntag auf DAZN, die Samstagabend-Topspiele bei Amazon und die 2. Liga geht an die Telekom. Wer alle Spiele sehen will, benötigt vier Abos. Das Horrorszenario für die Fußballfans, die am ganzen Wochenende Fußball sehen wollen. Christian Seifert der Chef der Deutschen Fußball-Liga DFL, will ein solches Szenario bei der kommenden Rechtevergabe gerne vermeiden. In einem Interview mit der Tageszeitung "Die Welt" sagte er: "Wenn man drei Abos benötigt, um die Bundesliga komplett zu konsumieren, würde das die Schwelle des Erträglichen aus unserer Sicht stark strapazieren."
Seifert hielt sich jedoch eine Hintertür auf, denn das entscheide die DFL nicht allein. Die Auktion finde unter Aufsicht des Kartellamtes statt. Dortige Vorgaben berücksichtigen wir und eine davon ist, dass eine Auktion offen für viele Bieter und damit auch ergebnisoffen ist.
Für die Medienrechte von 2017 bis 2021 konnte die Liga auch unter Aufsicht des Bundeskartellamtes eine neue Rekordeinnahme verkünden. 4,6 Milliarden Euro hatte DFL-Chef Christian Seifert mit den diversen Medienunternehmen ausgehandelt. Stolz verkündete Seifert: "Und mit diesem Abschluss werden wir unser Ziel deutlich erreichen, umsatzseitig zu den drei größten Fußball-Ligen der Welt zu gehören."
Skys Rechte-Not könnte Geldsegen einbringen
Bisher konnte Seifert bei jeder Ausschreibung die Erlöse steigern. Ob bei den kommenden Verhandlungen die Einnahmen noch einmal steigen, das ist die Frage. Die Hoffnungen vieler Ligavertreter ruhen auf Sky. Der Bezahlsender hatte bisher den Löwenanteil gezahlt. Jetzt ist Sky unter Druck geraten. Bei der Vergabe der Medienrechte für die UEFA Champions League ist der Münchner Sender leer ausgegangen. Das befeuert noch einmal die Spekulationen. Viele Ligafunktionäre erwarten jetzt mehr Geld von Sky, kaum einer kann sich den Pay-TV-Sender ohne Bundesliga vorstellen.
Sky muss jetzt nicht nur die Bundesliga halten, sondern auch die 2. Liga. Ende 2018 hatte der Sender zum Ärger der Klubs schon bei einigen Partien des Unterhauses Live-Reporter vor Ort eingespart. Bei der neuen Ausschreibung wurde erwartet, dass der Sender ganz auf die 2. Liga verzichten würde. Diese Situation hat sich nun geändert, meint Yannick Ramcke vom Blog offthefieldbusiness: "Jetzt glaube ich, das nach dem Ausgang der Champions League Ausschreibung die zweite Bundesliga wichtiger ist, als man im Vorfeld gedacht hat für Sky, um genug Sendeminuten im Inventar zu haben, damit man weiterhin ein qualitativ und quantitativ attraktives Angebot dem Konsumenten anbieten kann."
Verschiedene Portfolios unter den Anbietern
Als Interessent für die 2. Liga galt bisher vor allem die Deutsche Telekom. Die hätte hervorragend in deren Portfolio gepasst. Tobias Fröhlich, Gründer der Digitalberatung TeraVolt sieht die beiden Unternehmen nicht nur als Konkurrenten: "Es kann auch sein, das Telekom und Sky auf bestimmte Pakete gemeinsam bieten oder in Absprache oder Gemeinschaft, wie auch immer, das kann für Sky auch Sinn machen, um sich von Amazon oder DAZN auch taktisch schützen zu können. und der DFL auch mehr bieten zu können, was die anderen nicht bieten zu können."
DAZN hatte während der laufenden Rechteperiode das Paket mit Freitags- und Montagsspielen von Eurosport übernommen. Für die kommende Ausschreibung will der Streamingdienst ein größeres Stück vom Kuchen. Im Gegensatz zu Amazon: Der US-Konzern hatte mit dem Erwerb eines Champions League-Paketes den deutschen Markt betreten. Für die Bundesliga wird nur der Kauf eines Pakets erwartet, denn das würde der Strategie des Unternehmens entsprechen, wie Tobias Künkel, Geschäftsführer der Digitalberatung TeraVolt, erklärt.
Ziel sei nicht, direkt mit den Sportrechten Geld zu verdienen – stattdessen sollen durch die Sportübertragungen neue Kunden für Amazons Kerngeschäft gewonnen werden: den Online-Handel: "Das Ziel ist, diese Inhalte nicht direkt zu refinanzieren und zu monetarisieren, sondern Kunden an ihre Plattform zu binden, das Produkt dazu heißt eben Prime und hat ganz andere Vorteile für Amazon, nämlich E-Commerce-Umsätze und Bindung auf ihrer gesamten Plattform. Jeder Kunde, der da gewonnen wird, hat einen viel höheren Wert als eben nur Mediennutzung. Die direkten Umsätze, er bestellt mehr, er konsumiert mehr. Da sind die Sportrechte nur Mittel zum Zweck."
Nach Amazon-Angaben gibt ein normaler E-Commerce-Kunde eine vierstellige Summe auf der Plattform aus. Prime-Kunden das Doppelte und mehr.
Blick ins Stadion beim Spiel Schalke 04 - Manchester City
Champions League - Sky verliert Übertragungsrechte - Ab der Saison 2021/2022 wird die Champions League nicht mehr bei Sky zu sehen sein. Amazon und DAZN teilen sich die Übertragungsrechte, die Endspiele zeigt
das ZDF. Damit zeichnet sich ein deutlicher Trend ab.

"Vielleicht eines Tages, aber sicher nicht heute"
Andere Tech-Riesen aus den USA dürften nicht mitbieten. Peter Hutton, bei Facebook weltweit für Sportrechte verantwortlich, erteilt dem Wunschdenken vieler Funktionäre
eine Absage: "Für die nahe Zukunft erwarte ich keine Investments in Sportrechte. Ich weiß, dass die Leute immer darüber reden, dass die großen Tech-Giganten einsteigen und sich alles verändern wird. Vielleicht eines Tages, aber sicher nicht heute."
Dazu kommen auch noch die Rechte für das Free-TV. Bisher besitzt die ARD die Rechte und die Verantwortlichen wollen auch in Zukunft die Sportschau zeigen. SWR-Intendant Kai Gniffke sagte im SWR-Radio zum Kauf der Bundesliga-Rechte: "Wir werden eine ganze Menge dafür tun. Das wird viel Geld kosten. Weil. Es geht an der Stelle um viel Geld, dass die Deutsche Fußball-Liga einspielen will. Die Vereine sind natürlich interessiert daran, möglichst viel Geld einzuspielen. Wir werden sicherlich nicht alles tun aber wir werden verdammt viel dafür tun, dass die Menschen in der Sportschau weiterhin viel Bundesliga-Fußball kriegen."
Als Konkurrenten für die Öffentlich-Rechtlichen wird RTL gehandelt. ProSiebenSat.1-Chef Max Conze sagte zuletzt zwar, man schaue sich alle Ausschreibungen "sehr genau" an, fügte aber auch an: Die Realität sei, dass der Erwerb dieser sehr teuren Rechte ökonomisch schwierig zu vertreten sei.