Alles, was im Überfluss vorhanden und zugänglich ist, verliert an Wert, nicht nur an materiellem. Wie sich die Wertigkeit von Popmusik verändert hat, seit man sie nicht nur zu Hause am Plattenspieler und beim Livekonzert hören kann, sondern immer und überall, und seit man sie sich relativ unaufwändig immer und überall besorgen kann.
Und wie sich im Zuge dessen auch ihre Vermarktung und Rezeptionsweisen verändert haben - diesen Fragen ist der Mediensoziologe Robert Seifert nachgegangen, im Transcript Verlag ist soeben seine Dissertation "Popmusik in Zeiten der Digitalisierung" erschienen
Weniger Wertschätzung
Durch die Quantität der verfügbaren Popmusik gehe auch die Wertschätzung und Aufmerksamkeit dafür verloren, da ohne Plattenhüllen und CD-Cover die Informationsbeschaffung nicht mehr automatisch gegeben sein. Gleichzeitig habe man aber über das Internet auch mehr Möglichkeiten, aktiv mit Musik umzugehen, so Robert Seifert.
Wir haben noch länger mit Robert Seifert gesprochen -
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Ein unvorhersehbarer Nebeneffekt der Digitalisierung sei außerdem die verstärkte Nachfrage nach Vinyl und Live-Konzerten, denn die Menschen wollten zurück zur physischen Erfahrung. Der Wunsch nach mehr Authentizität drücke sich auch in dem Trend zu handgemachter Musik, zu Singer-Songwriter- und Folkmusik aus, wie sie etwa Ed Sheeran spiele.
Außerdem werde Musik mittlerweile so produziert, dass sie auch auf schlechteren Laptop- oder Smartphone-Lautsprechern gut klinge.
Robert Seifert: "Popmusik in Zeiten der Digitalisierung. Veränderte Aneignung – veränderte Wertigkeit"
Transcript Verlag Bielefeld, 2018. 368 Seiten, 29,99 Euro.
Transcript Verlag Bielefeld, 2018. 368 Seiten, 29,99 Euro.