Kurzarbeit ist inzwischen auch für viele Unternehmen aus der Medienbranche ein Thema. Seit dieser Woche gibt es zum Beispiel bei der "Süddeutschen Zeitung" Kurzarbeit.
Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedeutet das, dass der Staat bei "vorübergehendem Arbeitsausfall" einen Teil der Gehälter zahlt.
"In Summe gesunkene Arbeitsaufwände"
Ein Sprecher der Südwestdeutschen Medienholding, zu der die "Süddeutsche Zeitung" gehört, verwies gegenüber dem Deutschlandfunk auf die "in Summe gesunkenen Arbeitsaufwände in den Redaktionen".
Die digitale, aktuelle Berichterstattung sei zwar angestiegen, doch habe die "Süddeutsche Zeitung" "einen um bis zu 23 Prozent geringeren Seitenumfang".
Von den Maßnahmen seien alle Redakteurinnen und Redakteure betroffen, "egal ob Print oder Online, unabhängig vom Ressort". Auch bei den "Stuttgarter Nachrichten" und der "Stuttgarter Zeitung" gebe es Gespräche über Kurzarbeit. Diese seien aber noch nicht abgeschlossen.
Viele Redaktionen mit Kurzarbeit-Plänen
Laut dem Fachportal "Meedia" hat inzwischen auch die Handelsblatt Media Group Kurzarbeit beantragt. Von Anfang April bis einschließlich Juni seien davon die Redaktionen des "Handesblatts" und der "Wirtschaftswoche" betroffen.
Auch in der Printredaktion der Wochenzeitung "Die Zeit" gibt es ab dieser Woche Kurzarbeit. Gründe dafür seien der geringere Seitenumfang und das Wegfallen verschiedener Speziale, sagte eine Verlagssprecherin der Nachrichtenagentur dpa. Regionalzeitungen wie der "Kölner Stadt-Anzeiger" oder die "Würzburger Main-Post" planen ebenfalls Kurzarbeit oder haben diese bereits beantragt.
FAZ und RTL noch ohne Kurzarbeit
Bei der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und der Mediengruppe RTL gibt es dagegen bisher keine entsprechenden Maßnahmen. Der Axel-Springer-Verlag und die Funke-Mediengruppe beantragten Kurzarbeit nur für nicht-redaktionelle Unternehmensbereiche.
Beim "Spiegel" haben sich Geschäftsleitung und Betriebsräte auf die Bedingungen für Kurzarbeit geeinigt. Laut dem Unternehmen steht aber noch die Zustimmung der zuständigen Gremien aus. Die Regeln sollen für mindestens zwei Monate gelten.
Nach Einschätzung des Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) planen aktuell gut 80 Prozent der Verlage Kurzarbeit oder hätten diese bereits veranlasst. "Nach unserer Kenntnis dürfte es bei mehr als 30 Prozent der Unternehmen auch Kurzarbeit in den Redaktionen geben", hieß es vom BDZV.
Weniger Werbung, mehr Nachfrage
Grund für die Maßnahmen sind unter anderem zurückgehende Werbeerlöse. Allerdings hat die Coronakrise andererseits zu einer erhöhten Nachfrage nach Nachrichten geführt. Bei der "Süddeutschen Zeitung" zum Beispiel ist die Nutzerzahl von digitalen Inhalten innerhalb eines Monats um fast 80 Prozent gestiegen. Von steigenden Abrufzahlen berichten auch andere Medienunternehmen.
Deshalb sei es "nicht nachvollziehbar, dass ganze Redaktionen in Kurzarbeit geschickt und Freien keine Aufträge mehr erteilt werden sollen", sagte Cornelia Berger, Bundesgeschäftsführerin der zu Verdi gehörenden Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju).
Kritik von Gewerkschaften
"Diese Situation zeigt anschaulich, wie wichtig es ist, endlich Online-Vertriebsmodelle flächendeckend auszubauen und damit die nachgefragten journalistischen Inhalte zu monetarisieren", sagte Berger auf Anfrage des Deutschlandfunks.
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) verwies darauf, dass "viele Kolleginnen und Kollegen derzeit mehr arbeiten als vor Corona, weil die digitalen Angebote erheblich ausgeweitet wurden und gewohnte Abläufe umgestellt werden mussten". Mit dem Instrument der Kurzarbeit müsse daher verantwortungsvoll und differenziert umgegangen werden.