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Medikamente
Allergie oder Überempfindlichkeit?

Nebenwirkungen von Medikamenten treten in unterschiedlicher Intensität auf. Eine starke Ausprägung kann eine Unverträglichkeit des Medikaments bedeuten. Dass wirklich eine Allergie gegen ein bestimmtes Präparat vorliegt, ist jedoch eher selten. Ein Test kann hierüber Aufschluss geben.

Von Martin Winkelheide |
    Eine Frau liegt krank im Bett.
    Manchen Menschen geht es nach der Einnahme von Medikamenten noch schlechter als vorher. (picture alliance / dpa / J.M. Guyon)
    "Meistens, dass das Auge zu schwillt, ganz dick, und die Lippe wird schief. So äußert sich das."
    Immer wenn Walburga Ohl ein bestimmtes Schmerzmittel einnimmt, bekommt sie Probleme.
    "Ich bin jetzt ganz vorsichtig mit Medikamenten."
    Dr. Hanan Adib-Tezer, Oberärztin der Hautklinik der Wiesbadener Dr. Horst-Schmidt-Kliniken, will der Sache jetzt auf den Grund gehen:
    "Sie hatte mehrfach, es waren insgesamt vier bis fünf Ereignisse, diese Schwellungen im Gesichtsbereich in zeitlichem Zusammenhang mit der Einnahme von Ibuprofen. Und auch das Aspirin spielte mal eine Rolle in dieser Hinsicht. Wenn man diese Präparate genauer betrachtet, gehören die natürlich in eine bestimmte Gruppe von Schmerzmitteln, die sogenannten nicht-steroidalen Antirheumatika. Deswegen sind Sie da, um Hauttestungen mit den Schmerzmitteln durchzuführen, um doch die eher seltene Schmerzmittel-Allergie zu unterscheiden von der Überempfindlichkeitsreaktion anderer Ursache."
    Nun waren Sie gestern schon einmal hier. Sie haben ganz viele Zahlen auf dem Arm.
    "Zwanzig. Hier von Eins bis 18. Und hier dann noch den Rest..."
    "Es sind 20 verschiedene Schmerzmittel, die wir in Reinsubstanz in Pulverform mit etwas Kochsalzlösung verdünnt haben, und dann auf die jeweiligen Testfelder aufgetragen haben. Anschließend wurde in das jeweilige Testfeld mit einer Prick-Nadel die Haut etwas angeritzt. Und nach einer Wartezeit von 15 Minuten konnten wir dann die Testreaktion ablesen."
    Kochsalzlösung als Negativkontrolle
    Und? Ist eine Stelle dick geworden?
    "Da hat sich gar nichts getan."
    "Frau Ohl hatte keine Reaktion an allen Testfeldern nach 15 beziehungsweise 30 Minuten, und heute wollen wir dann einen sogenannten Intrakutantest mit ausgewählten Schmerzmitteln durchführen.
    So, ich hab jetzt noch einmal aufgezeichnet einmal ein Testfeld für das Histamin, das Histamin wird wieder geprickt. Die Kochsalzlösung würde ich dann als Negativkontrolle in die Haut spritzen. Dann habe ich hier noch einmal vier Testfelder aufgemalt.
    Also Histamin, ist diese Substanz und die trage ich jetzt auf."
    ...ein kleines Tröpfchen...
    "Und dann prick ich mit der Nadel..."
    Das war ein kurzer Piekser.
    "Ein ganz kurzer Piekser. Hat es wehgetan?"
    "Nein."
    "Kochsalz, die Negativkontrolle, spritze ich in die Haut. Also intrakutan. Und setze so ein kleines Depot. Jetzt die Nummer 1. Das ist jetzt ein Präparat. Das habe ich 1 zu 100 verdünnt. Also hundertfach verdünnt. Und auch da setzte ich ein Depot."
    In die Haut.
    "In die Haut. Ist das ok, ist das auszuhalten?"
    Unverträglichkeit lässt sich nicht ausschließen
    Sie verraten aber auch extra nicht, was in den Spritzen drin ist, um das Ergebnis nicht zu verfälschen.
    "So ist es. Jetzt kommt ein Präparat, das ich zehntausendfach verdünnt habe. Und wieder ein kleines Depot. Gut."
    Jetzt heißt es Warten.
    "Jetzt heißt es 15 Minuten warten."
    (Wecker)
    Jetzt würde ich das letzte Präparat injizieren. Das ist jetzt das gleiche Präparat, das im Testfeld 3 injiziert wurde. Das war ja 1 zu 10.000 verdünnt. Jetzt ist es nur noch 1 zu 1.000 verdünnt. Wieder ein kleines Depot in die Haut. Und ich stelle die Uhr auf etwa 15 Minuten.
    (Wecker)
    Jetzt können wir auch im vierten Testfeld ablesen. Und auch hier sehen wir keine Reaktion."
    "Trendmeldung: Bis jetzt also keine Allergie - aber möglicherweise eine Unverträglichkeit."
    "So ist es. Wir haben jetzt keinen Hinweis auf eine Sofort-Typ-Allergie. Aber eine Unverträglichkeit lässt sich durch dieses negative Testergebnis nicht ausschließen. Und deswegen ist es ganz wichtig, dass man die stationäre Provokationstestung auch durchführt."