Archiv

Medizin
MRT-Scanner helfen bei der Diagnose seltener Herzkrankheiten

Mit rund 7.000 Teilnehmern ist der Deutsche Röntgenkongress die größte deutschsprachige Mediziner-Konferenz überhaupt. Der Name ist historisch: Heute geht es nicht mehr allein um die Durchleuchtung mit Röntgenstrahlen, sondern auch um andere bildgebende Verfahren, insbesondere den MR-Scanner. Mittlerweile kommt die schonende Methode sogar in der Notaufnahme zum Einsatz und auch bei der Diagnose von Herzbeschwerden.

Von Frank Grotelüschen |
    Das Anatomische Modell von einem menschlichen Herz, aufgenommen am 05.09.2012 in der Medizinischen Hochschule Hannover
    Die Herz-MRT sorgt für Klarheit bei unklaren Brustschmerzen. (dpa / Emily Wabitsch)
    Der Patient kommt in die Notaufnahme, es schmerzt ihn heftig in der Brust - Verdacht auf Herzinfarkt. Die Ärzte machen ein EKG, nehmen Blut ab und stellen fest, dass der Troponin-Wert erhöht ist. Das ist ein Eiweiß, das bei einer Schädigung des Herzmuskels ins Blut gelangt. Um mit der Diagnose sicher zu gehen, legen die Mediziner nun einen Herzkatheter. Damit können sie erkennen, ob eines der Gefäße, die das Herz versorgen, tatsächlich verstopft ist.
    "Das Ergebnis könnte sein, dass da ein Herzinfarkt vorliegt", sagt Tilmann Emrich, Assistenzarzt an der Universitätsmedizin Mainz. "Aber bei einem Teil der Patienten findet sich gar keine Veränderung im Herzkatheter. Die Frage ist: Was soll mit diesen Patienten weiter geschehen?"
    Nicht selten stehen die Mediziner vor einem Rätsel: Hat der Patient nur vorübergehende, letztlich harmlose Beschwerden, die man nicht weiter behandeln muss? Oder leidet er an einer schweren, womöglich tödlichen Krankheit, die man unbedingt und rasch therapieren sollte? Vielleicht, so dachte sich Tilman Emrich, liegt die Antwort in der Röhre - und zwar in der Röhre eines MRT-Scanners. Das ist ein Gerät, das mit Magnetfeldern und Radiowellen - also ohne schädliche Röntgenstrahlung - dreidimensionale Bilder aus dem Körperinneren aufnimmt. Koppelt man den Scanner mit einem EKG, lassen sich sogar Videos des schlagenden Herzens machen.
    "Man kann neben normalen Standbildern, die man aus der herkömmlichen MRT kennt, auch zeitlich aufgelöste Aufnahmen machen, in denen man sich die Pumpenleistungen des Herzens und die Bewegungen des Herzmuskels sehr genau ankucken kann."
    Hohe Diagnosesicherheit bei Kardio-MRT
    Mit diesem Herz-MRT hat Emrich 125 Patienten untersucht, bei denen das Herzkatheter zwar keinen Befund ergeben hatte, die aber dennoch über heftige Brustschmerzen klagten. Das Ergebnis:
    "Wir haben diese Patienten einem Herz-MRT zugeführt und konnten in 90 Prozent der Fälle eine richtige Diagnose stellen, das heißt, die zugrunde liegende Pathologie für die Brustschmerzen identifizieren."
    Manche der Patienten litten am sogenannten Broken-Heart-Syndrom: Dabei führt eine starke emotionale Belastung dazu, dass der Körper zu viele Stresshormone ausschüttet. Dadurch verengen sich die Herzkranzgefäße, das Blut kann nicht mehr richtig zirkulieren. In der Regel eine vorübergehende Erscheinung, so Emrich: "Wenn man die Akutphase hinter sich hat, heilt die praktisch folgenlos aus."
    Doch die Mediziner spürten auch Krankheiten auf, die unbedingt zu behandeln sind - etwa die krankhafte Erweiterung des Herzmuskels.
    "Diese braucht meist einen Herzschrittmacher oder einen Defibrillator, um ein mögliches Todesereignis zu verhindern."
    In Mainz sei das Verfahren mit dem Herz-MRT bereits etabliert, sagt Emrich - und plädiert deshalb dafür, es nun auch in anderen Städten einzusetzen.