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Medizin-Nobelpreis 2018
Die Wurzeln der Krebs-Immuntherapie

Vor gut hundert Jahren schlug Paul Ehrlich vor, gegen Krebs ähnlich vorzugehen wie gegen Grippe. Warum nicht impfen, oder körpereigene Waffen auf den Tumor richten? Es folgte Rückschlag auf Rückschlag. Erst als das Immunsystem besser verstanden war, schöpften Ehrlichs Erben wieder Hoffnung: Es kann funktionieren.

Von Katrin Zöfel |
    01.10.2018, Schweden, Stockholm: Die Nobelpreisträger für Medizin 2018, James P. Allison und Tasuku Honjo, werden auf einer Leinwand gezeigt. Die beiden Wissenschaftler werden für die Entwicklung spezieller Krebstherapien ausgezeichnet. Das teilte das Karolinska-Institut am Montag in Stockholm mit. Foto: Fredrik Sandberg/TT News Agency/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
    Den Medizin-Nobelpreis 2018 erhalten zwei Krebsforscher, die zu Immuntherapien forschen. (TT News Agency)
    Die Idee, das Immunsystem gegen Tumoren in Stellung zu bringen, ist alt. Vor gut hundert Jahren schlug Paul Ehrlich vor, ähnlich wie bei Infektionskrankheiten Antikörper gegen Tumoren einzusetzen oder gegen Krebs zu impfen. Viele Jahrzehnte lang folgte Rückschlag auf Rückschlag, kein Ansatz wollte so recht fruchten. Doch dann wurden vor allem die Methoden besser. Und es zeigte sich: Paul Ehrlich war auf der richtigen Spur, wie Dirk Jäger ausführt:
    Paul Ehrlich war auf der richtigen Spur
    "Wir wissen, dass das Immunsystem jeden Tag in uns allen hundertfach entstandene Tumorzellen als Tumorzellen erkennt und die sehr effektiv abtötet."
    Genau wie gegen Bakterien- oder Vireninfektionen setzt das Immunsystem gegen Tumorzellen alles ein, was ihm zu Verfügung steht. Und das ist eine Menge, meint Jäger:
    "Ich vergleiche es immer gern mit einer akuten Organabstoßungsreaktion. Wenn ein Patient beispielweise eine Leber transplantiert bekommt, ein kilogrammschweres Organ, und es kommt zu einer akuten Abstoßungsreaktion, dann ist das Immunsystem des Patienten in der Lage ein kilogrammschweres Organ in einer Nacht komplett zu vernichten, komplett zu verflüssigen. Aber nur die transplantierte Leber und nicht andere Teile des gesunden Körpers. Das heißt, das Immunsystem, wenn es denn mal effektiv funktionieren kann, ist extrem spezifisch und extrem potent."
    Das Immunsystem braucht in solchen Fällen Hilfe
    Doch manchmal entgehen kranke Zellen dem Angriff: "Wenn ein paar dumme Zufälle zusammenkommen, kann es passieren, dass Zellen entstehen, die sich einer Immunerkennung entziehen, und aus solchen Zellen kann dann ein Tumor wachsen. Die Immunantwort ist nicht mehr stark genug, oder die Mechanismen, die der Tumor benutzt, um sich dieser Antwort zu entziehen, sind relativ clever geworden. Er maskiert sich und macht sich für das Immunsystem weniger gut sichtbar."
    Das Immunsystem, so kann man das sehen, braucht in solchen Fällen Hilfe, um doch noch die Oberhand über die Tumorzellen zu gewinnen. Man muss es wieder scharfmachen. – Die Frage ist nur: wie?