Jasper Barenberg: ... Professor Rupert Gerzer, Leiter des medizinischen Instituts vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Köln. Schönen guten Morgen!
Rupert Gerzer: Guten Morgen!
Barenberg: Felix Baumgartner stürzte mit weit über 1000 Stundenkilometern zur Erde zurück. Was passiert in diesem Moment in seinem Körper?
Gerzer: Ja, der Anzug hat ja gehalten, das heißt, die Geschwindigkeit nehmen wir ja eigentlich gar nicht so wahr. Der Anzug war ja gut, das heißt, im Körper ist da eigentlich gar nichts passiert. Wer das gesehen hat, hat aber gemerkt, dass der relativ bald zu trudeln angefangen hat, das heißt, er hat sich gedreht, relativ schnell, und das war ein sehr gefährlicher Augenblick.
Barenberg: Warum ist das so, warum ist das so gefährlich?
Gerzer: Na ja, wenn sich der Körper dreht, dann wird das Blut in eine Richtung gedrückt, entweder in die Beine oder in den Kopf, und beides, wenn das zu stark gedrückt wird, dann ist es für das Bewusstsein und das Leben unter Umständen gefährlich. Wenn das Blut in den Kopf gedrückt wird, kommt es nicht mehr raus, da können Blutgefäße platzen sogar und man kann schnell das Bewusstsein verlieren oder auch dann sterben, wenn es in die Beine gedrückt wird; umgekehrt kommt halt zu wenig Blut ins Hirn und das Hirn hat da großen Sauerstoffmangel. Und dann wird man auch schnell bewusstlos.
Barenberg: Felix Baumgartner hat ja selber danach berichtet, dass er kurz das Gefühl hatte, das Bewusstsein zu verlieren. Wie groß war die Gefahr für ihn, was wäre passiert, wenn er tatsächlich das Bewusstsein verloren hätte?
Gerzer: Also es wäre noch die Möglichkeit gewesen, ... Da gibt es ja so einen Fallschirm, der das Trudeln dann beenden würde. Ich glaube, der ist eingestellt auf irgendwie sechs Sekunden oder so, das heißt, wenn er das Bewusstsein verloren hätte, hätte der Fallschirm wahrscheinlich ausgelöst, dann wäre der Rekord hin gewesen, aber der Baumgartner wäre doch wieder lebend und dann wieder bei Bewusstsein runtergekommen.
Barenberg: Die Kommentatoren im österreichischen Fernsehen sprachen gestern im Anblick sozusagen der Bilder von einem magischen Augenblick und auch davon, dass die Grenzen dessen verschoben werden gerade, was möglich ist. Sehen Sie das auch so?
Gerzer: Na ja, sicher, die Grenzen, was möglich ist, sind schon verschoben worden. Also das war ja vorher nicht möglich. Ich war auch sehr beeindruckt von der Professionalität des Teams, dass doch die Sicherheit und das Leben des Baumgartner überall im Vordergrund gestanden ist. Es war also nicht irgendwas Leichtsinniges, sondern höchst professionell durchgeführt.
Barenberg: War es mehr als ein Spektakel?
Gerzer: Na ja, Spektakel ist sicher dabei gewesen, also man weiß ja, die NASA oder die Raumfahrtorganisationen haben so was am Anfang der bemannten Raumfahrt gemacht, und jetzt war schon, glaube ich, im Vordergrund, dass Herr Baumgartner und sein Sponsor eben einen Weltrekord ja aufstellen mussten, oder wollten, nicht mussten.
Barenberg: Gibt es denn aus Ihrer Sicht auch medizinisches Interesse an diesem spektakulären Fallschirmsprung? Gibt es Ihrer Meinung nach neue Erkenntnisse, die man gewinnen könnte aus diesem Sprung?
Gerzer: Ja, doch. Man kann schon die Erkenntnis bekommen, wie geht so was aus dieser großen Höhe, und es kann auch unter Umständen – das sagen die ja auch und das glaube ich auch –, kann ja auch unter Umständen einfließen in Sicherheitskonzepte, wenn mal in der bemannten Raumfahrt, auch in der kommenden privaten bemannten Raumfahrt da ein Unglücksfall eintreten sollte: Wie legt man die Sicherheitssysteme aus, damit unter Umständen bei einem Unglück doch noch die Leute lebend runterkommen?
Barenberg: Ich habe das bisher so verstanden, dass Sie das auch am Fernsehen verfolgt haben oder sich jedenfalls im Nachhinein angeschaut haben. Bewundern Sie Felix Baumgartner für diesen Sprung oder halten Sie ihn für verrückt?
Gerzer: Eine gute Frage, das ist eine Mischung vielleicht.
Barenberg: Sie finden das schon durchaus beeindruckend?
Gerzer: Also ich habe lange mich überhaupt nicht damit beschäftigt, weil ich erst gedacht habe, na ja, so ein Spektakel, aber ich muss gestehen, ich habe mir das alles von A bis Z angeguckt – ich war dann doch sehr beeindruckt.
Barenberg: Rupert Gerzer, Professor Rupert Gerzer, Leiter des medizinischen Instituts beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt hier in Köln. Danke für das Gespräch heute Morgen!
Gerzer: Ja, bitte schön!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Rupert Gerzer: Guten Morgen!
Barenberg: Felix Baumgartner stürzte mit weit über 1000 Stundenkilometern zur Erde zurück. Was passiert in diesem Moment in seinem Körper?
Gerzer: Ja, der Anzug hat ja gehalten, das heißt, die Geschwindigkeit nehmen wir ja eigentlich gar nicht so wahr. Der Anzug war ja gut, das heißt, im Körper ist da eigentlich gar nichts passiert. Wer das gesehen hat, hat aber gemerkt, dass der relativ bald zu trudeln angefangen hat, das heißt, er hat sich gedreht, relativ schnell, und das war ein sehr gefährlicher Augenblick.
Barenberg: Warum ist das so, warum ist das so gefährlich?
Gerzer: Na ja, wenn sich der Körper dreht, dann wird das Blut in eine Richtung gedrückt, entweder in die Beine oder in den Kopf, und beides, wenn das zu stark gedrückt wird, dann ist es für das Bewusstsein und das Leben unter Umständen gefährlich. Wenn das Blut in den Kopf gedrückt wird, kommt es nicht mehr raus, da können Blutgefäße platzen sogar und man kann schnell das Bewusstsein verlieren oder auch dann sterben, wenn es in die Beine gedrückt wird; umgekehrt kommt halt zu wenig Blut ins Hirn und das Hirn hat da großen Sauerstoffmangel. Und dann wird man auch schnell bewusstlos.
Barenberg: Felix Baumgartner hat ja selber danach berichtet, dass er kurz das Gefühl hatte, das Bewusstsein zu verlieren. Wie groß war die Gefahr für ihn, was wäre passiert, wenn er tatsächlich das Bewusstsein verloren hätte?
Gerzer: Also es wäre noch die Möglichkeit gewesen, ... Da gibt es ja so einen Fallschirm, der das Trudeln dann beenden würde. Ich glaube, der ist eingestellt auf irgendwie sechs Sekunden oder so, das heißt, wenn er das Bewusstsein verloren hätte, hätte der Fallschirm wahrscheinlich ausgelöst, dann wäre der Rekord hin gewesen, aber der Baumgartner wäre doch wieder lebend und dann wieder bei Bewusstsein runtergekommen.
Barenberg: Die Kommentatoren im österreichischen Fernsehen sprachen gestern im Anblick sozusagen der Bilder von einem magischen Augenblick und auch davon, dass die Grenzen dessen verschoben werden gerade, was möglich ist. Sehen Sie das auch so?
Gerzer: Na ja, sicher, die Grenzen, was möglich ist, sind schon verschoben worden. Also das war ja vorher nicht möglich. Ich war auch sehr beeindruckt von der Professionalität des Teams, dass doch die Sicherheit und das Leben des Baumgartner überall im Vordergrund gestanden ist. Es war also nicht irgendwas Leichtsinniges, sondern höchst professionell durchgeführt.
Barenberg: War es mehr als ein Spektakel?
Gerzer: Na ja, Spektakel ist sicher dabei gewesen, also man weiß ja, die NASA oder die Raumfahrtorganisationen haben so was am Anfang der bemannten Raumfahrt gemacht, und jetzt war schon, glaube ich, im Vordergrund, dass Herr Baumgartner und sein Sponsor eben einen Weltrekord ja aufstellen mussten, oder wollten, nicht mussten.
Barenberg: Gibt es denn aus Ihrer Sicht auch medizinisches Interesse an diesem spektakulären Fallschirmsprung? Gibt es Ihrer Meinung nach neue Erkenntnisse, die man gewinnen könnte aus diesem Sprung?
Gerzer: Ja, doch. Man kann schon die Erkenntnis bekommen, wie geht so was aus dieser großen Höhe, und es kann auch unter Umständen – das sagen die ja auch und das glaube ich auch –, kann ja auch unter Umständen einfließen in Sicherheitskonzepte, wenn mal in der bemannten Raumfahrt, auch in der kommenden privaten bemannten Raumfahrt da ein Unglücksfall eintreten sollte: Wie legt man die Sicherheitssysteme aus, damit unter Umständen bei einem Unglück doch noch die Leute lebend runterkommen?
Barenberg: Ich habe das bisher so verstanden, dass Sie das auch am Fernsehen verfolgt haben oder sich jedenfalls im Nachhinein angeschaut haben. Bewundern Sie Felix Baumgartner für diesen Sprung oder halten Sie ihn für verrückt?
Gerzer: Eine gute Frage, das ist eine Mischung vielleicht.
Barenberg: Sie finden das schon durchaus beeindruckend?
Gerzer: Also ich habe lange mich überhaupt nicht damit beschäftigt, weil ich erst gedacht habe, na ja, so ein Spektakel, aber ich muss gestehen, ich habe mir das alles von A bis Z angeguckt – ich war dann doch sehr beeindruckt.
Barenberg: Rupert Gerzer, Professor Rupert Gerzer, Leiter des medizinischen Instituts beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt hier in Köln. Danke für das Gespräch heute Morgen!
Gerzer: Ja, bitte schön!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.