Wirtschaftsminister, Schauspielerin, Komödiant – es gibt viele prominente Beispiele von voll ausgebildeten Medizinern, die in völlig anderen Berufen arbeiten. 40 Prozent der Medizinstudierenden würden am Ende gar keine Ärzte, heißt es immer wieder. Diese Zahl ist total falsch - ärgert sich Volker Hildebrandt, Generalsekretär des Medizinischen Fakultätentages:
"Wir hatten Bundesminister Bahr zu Gast bei unserem ordentlichen Medizinischen Fakultätentag, und er sagte dort noch, dass seiner Ansicht nach 40 Prozent der Mediziner nicht in die kurative Medizin gehen würden. Das ist eine Falschmeldung, die schon ein paar Jahre alt ist, aber immer noch kursiert. Wir haben im Medizinstudium einen Erfolg von 95 Prozent! Also 95 Prozent derjenigen Studierenden, die zum Beispiel vor sieben Jahren begonnen haben, haben dann nach sieben Jahren ihr Staatsexamen erreicht, und von denen möchten ungefähr 96 Prozent auch in die kurative Medizin gehen."
Und Rüdiger Strehl, der Generalsekretär des Verbands der Universitätsklinika Deutschlands, hält das Phänomen, das Mediziner nicht im kurativen Bereich tätig werden, für ein überholtes Problem.
"Da gab es einen Nachholbedarf. Wir haben eine ziemliche Ökonomisierung des Gesundheitswesens hinter uns, und da ist auch der Bedarf an Ärzten in der Wirtschaftsberatung, im Management gestiegen, dieser Nachholbedarf ist inzwischen aber gedeckt. Ich gehe davon aus, dass künftig wieder sehr viel mehr Absolventen eines Medizinstudiums in die originären medizinpraktischen Berufe gehen werden, weil bei diesen Berufen fernab der heilenden Krankenversorgung gar nicht mehr die Kapazitäten sind."
Für die derzeitige Medizinerausbildung spricht auch, dass im März Studierende in einer Umfrage für das Bundesbildungsministerium konstatierten: Sie fänden die Gliederung des Studiums gut und die Lerninhalte bestens auf das Prüfungssystem abgestimmt.
Dennoch sehen die in Berlin versammelten Experten einigen Innovationsbedarf. Ein Problem ist, dass in den Kliniken immer mehr ambulant behandelt wird. Salopp gesagt sind die Patienten schon wieder weg, bevor man dem Medizinernachwuchs am Fallbeispiel etwas erklären konnte. Volker Hildebrandt:
"Die Lehre muss ja nach einem bestimmten Fahrplan organisiert werden, und sie brauchen zu einer bestimmten Uhrzeit einen Patienten mit einem Krankheitsbild, das Sie für diesen Unterrichtstag benötigen. Wenn der Patient stationär aufgenommen wird, ist es relativ einfach, mit einer kleineren Gruppe von Studierenden, ihn aufzusuchen. Schwieriger ist es, wenn Sie nur einen Zulauf haben in den Ambulanzen und sehen müssen, wen können Sie jetzt für den Unterricht gewinnen?"
Ein noch größeres Problem entsteht durch das Kooperationsverbot: Der Bund darf die Universitätsklinika nicht mehr finanzieren. Besonders bei Baumaßnahmen und dem Kauf von Großgeräten ist das ein Problem, das indirekt auch die Lehre betrifft. Es gibt aber auch unmittelbare Auswirkungen, zumal die Bundesländer die Universitätskliniken unterschiedlich gut mit Zuschüssen versorgen, so Rüdiger Strehl:
"Die ganze Infrastruktur, die für die Medizinerausbildung erforderlich ist, moderne 'Skills Labs', an denen die Studenten trainieren können, die sind natürlich in Ländern mit höheren Zuschüssen sehr viel schneller zu ermöglichen als in anderen Ländern."
Strehl möchte deshalb den Status quo ante wieder herstellen:
"Wir hoffen, den Bund wieder stärker mit in die Finanzverantwortung zu nehmen, so wie das auch der Vorsitzende des Wissenschaftsrats vor zwei, drei Tagen noch mal ins Gespräch gebracht hat: Die Föderalismusreform I war ein Fehler, das muss man Herrn Stoiber und den Vertretern aus Baden-Württemberg, die das ja propagiert und gepusht haben, vorwerfen. Sie haben ihre eigenen Kräfte in den Bundesländern überschätzt, und deshalb hoffen wir, dass es zu einer Rückkehr der Gemeinschaftsaufgabe Hochschulen kommt."
Eine Milliarde Euro jährlich war das mal. Und Rüdiger Strehl ist optimistisch, dass Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr diese Appelle aus Berlin hören wird.
"Herr Bahr sieht eben auch die Lobbyisten aus den Ärzteverbänden, von den normalen Krankenhäusern, und er muss eben, so wie Politiker das in einer Demokratie tun müssen: Er muss gucken, wie er unsere Interessen da auch mit vertritt."
"Wir hatten Bundesminister Bahr zu Gast bei unserem ordentlichen Medizinischen Fakultätentag, und er sagte dort noch, dass seiner Ansicht nach 40 Prozent der Mediziner nicht in die kurative Medizin gehen würden. Das ist eine Falschmeldung, die schon ein paar Jahre alt ist, aber immer noch kursiert. Wir haben im Medizinstudium einen Erfolg von 95 Prozent! Also 95 Prozent derjenigen Studierenden, die zum Beispiel vor sieben Jahren begonnen haben, haben dann nach sieben Jahren ihr Staatsexamen erreicht, und von denen möchten ungefähr 96 Prozent auch in die kurative Medizin gehen."
Und Rüdiger Strehl, der Generalsekretär des Verbands der Universitätsklinika Deutschlands, hält das Phänomen, das Mediziner nicht im kurativen Bereich tätig werden, für ein überholtes Problem.
"Da gab es einen Nachholbedarf. Wir haben eine ziemliche Ökonomisierung des Gesundheitswesens hinter uns, und da ist auch der Bedarf an Ärzten in der Wirtschaftsberatung, im Management gestiegen, dieser Nachholbedarf ist inzwischen aber gedeckt. Ich gehe davon aus, dass künftig wieder sehr viel mehr Absolventen eines Medizinstudiums in die originären medizinpraktischen Berufe gehen werden, weil bei diesen Berufen fernab der heilenden Krankenversorgung gar nicht mehr die Kapazitäten sind."
Für die derzeitige Medizinerausbildung spricht auch, dass im März Studierende in einer Umfrage für das Bundesbildungsministerium konstatierten: Sie fänden die Gliederung des Studiums gut und die Lerninhalte bestens auf das Prüfungssystem abgestimmt.
Dennoch sehen die in Berlin versammelten Experten einigen Innovationsbedarf. Ein Problem ist, dass in den Kliniken immer mehr ambulant behandelt wird. Salopp gesagt sind die Patienten schon wieder weg, bevor man dem Medizinernachwuchs am Fallbeispiel etwas erklären konnte. Volker Hildebrandt:
"Die Lehre muss ja nach einem bestimmten Fahrplan organisiert werden, und sie brauchen zu einer bestimmten Uhrzeit einen Patienten mit einem Krankheitsbild, das Sie für diesen Unterrichtstag benötigen. Wenn der Patient stationär aufgenommen wird, ist es relativ einfach, mit einer kleineren Gruppe von Studierenden, ihn aufzusuchen. Schwieriger ist es, wenn Sie nur einen Zulauf haben in den Ambulanzen und sehen müssen, wen können Sie jetzt für den Unterricht gewinnen?"
Ein noch größeres Problem entsteht durch das Kooperationsverbot: Der Bund darf die Universitätsklinika nicht mehr finanzieren. Besonders bei Baumaßnahmen und dem Kauf von Großgeräten ist das ein Problem, das indirekt auch die Lehre betrifft. Es gibt aber auch unmittelbare Auswirkungen, zumal die Bundesländer die Universitätskliniken unterschiedlich gut mit Zuschüssen versorgen, so Rüdiger Strehl:
"Die ganze Infrastruktur, die für die Medizinerausbildung erforderlich ist, moderne 'Skills Labs', an denen die Studenten trainieren können, die sind natürlich in Ländern mit höheren Zuschüssen sehr viel schneller zu ermöglichen als in anderen Ländern."
Strehl möchte deshalb den Status quo ante wieder herstellen:
"Wir hoffen, den Bund wieder stärker mit in die Finanzverantwortung zu nehmen, so wie das auch der Vorsitzende des Wissenschaftsrats vor zwei, drei Tagen noch mal ins Gespräch gebracht hat: Die Föderalismusreform I war ein Fehler, das muss man Herrn Stoiber und den Vertretern aus Baden-Württemberg, die das ja propagiert und gepusht haben, vorwerfen. Sie haben ihre eigenen Kräfte in den Bundesländern überschätzt, und deshalb hoffen wir, dass es zu einer Rückkehr der Gemeinschaftsaufgabe Hochschulen kommt."
Eine Milliarde Euro jährlich war das mal. Und Rüdiger Strehl ist optimistisch, dass Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr diese Appelle aus Berlin hören wird.
"Herr Bahr sieht eben auch die Lobbyisten aus den Ärzteverbänden, von den normalen Krankenhäusern, und er muss eben, so wie Politiker das in einer Demokratie tun müssen: Er muss gucken, wie er unsere Interessen da auch mit vertritt."