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Medizintechnik
Robo-Doc im OP

Bei dem Namen "da Vinci" kommt den meisten Menschen wohl ein allseits bekannter Künstler und Erfinder in den Sinn. Viele Ärzte denken bei "da Vinci" hingegen an ein ganz spezielles Gerät: einen Roboter, der Patienten operiert. Bisher kommen solche Chirurgen-Maschinen in Deutschland eher selten zum Zuge – doch das könnte sich jetzt ändern.

Von Christina Sartori |
    Operationsbesteck während eines chirurgischen Eingriffs.
    Ohne Chirurgen kann der Roboter nicht operieren. Er ist eher ein Werkzeug, kein gleichwertiger Kollege oder Ersatz für ihn, betont Dietmar Lorenz vom Sana Klinikum Offenbach. (picture alliance / dpa / Jan-Peter Kasper)
    Es gibt sie tatsächlich: Roboter, die operieren. Nicht nur in Filmen, sondern auch in Krankenhäusern, in Operationssälen, beschreibt Professor Dietmar Lorenz:
    "Man sitzt sehr bequem als Chirurg an einer Konsole, schaut in ein dreidimensionales Bild, das bis zu 10fach vergrößert werden kann, und hat an allen Fingern einzelne Systeme. Man arbeitet mit seinen Händen und diese Bewegungen werden 1:1 übertragen an einen an anderer Stelle neben den Patienten stehenden Roboter, in die drei, vier, fünf Arme eingeführt werden über solche minimal invasiven Zugänge, wie es bei der klassischen minimal invasiven Chirurgie auch ist, nur bewegen die sich dann robotergesteuert."
    Operationen an der Prostata
    Ohne Chirurgen kann der Roboter nicht operieren. Er ist eher ein Werkzeug, kein gleichwertiger Kollege oder Ersatz für ihn, betont Dietmar Lorenz vom Sana Klinikum Offenbach. Bisher kommen solche Roboter vor allem in der Urologie zum Einsatz, besonders bei Operationen an der Prostata.
    "Das liegt im Wesentlichen daran, weil man mit dem Roboter sehr vergrößert, sehr feine Handlungen in einem definierten Umfeld durchführen konnte, und da ging es um die Prostata."
    Dietmar Lorenz selber ist Spezialist für Viszeral-Chirurgie, grob gesagt: Eingeweide-Chirurgie. Er operiert Leber, Darm, Schilddrüse, Leistenbrüche und viel mehr. Bisher spielte in seinem Fachgebiet der Roboter-Chirurg keine große Rolle, denn bei Operationen an großen Organen wie Leber oder Darm stieß die Technik schnell an Grenzen, beschreibt Lorenz:
    "Man braucht eben, wenn man großvolumige Organe operiert, den nötigen Raum um diese Organe von links nach rechts zu bewegen während der Operation. Und die sehr fokussierten älteren Robotik Generationen haben das einfach schwierig gemacht. Die neueren können das sehr viel besser."
    Bessere Ergebnisse erzielen
    Mit der neuen, weiterentwickelten Generation von Roboter-Chirurgen könnten die Maschinen jetzt auch in der Viszeral-Chirurgie häufiger eingesetzt werden. Dabei hofft man, dass damit bessere Ergebnisse erzielt werden, als mit den bisherigen Operationsmethoden.
    "Ob dieser Wunsch wirklich zutrifft wird die Zukunft zeigen, wir stehen da am Anfang einer Entwicklung, deswegen weil eben diese gute neue Generation erst relativ kurz auf dem Markt ist."
    Bisher gibt es nur eine einzige Studie, in der verglichen wurde, welche Methode bessere Ergebnisse bei einer Darmkrebs-Operation erzielt: Die klassische minimalinvasive, oder die Roboter gestützte Technik. Das Ergebnis war nicht eindeutig und eine einzige Studie reicht sowieso nicht aus, um zu bewerten, ob sich der Einsatz lohnt. Schließlich kostet ein solches Gerät etwa 1,8 Millionen Euro – da muss der Nutzen schon sehr groß sein. Um mehr Daten zu erhalten, gibt es nun ein nationales Register: Hier sollen alle viszeral-chirurgischen Operationen mit Roboter eingetragen werden, erklärt Professor Lorenz:
    "Das Register hilft zunächst einmal eine Entwicklung aufzuzeigen. Bei welchen Eingriffen wird der Roboter eingesetzt, wie häufig wird er eingesetzt, und dann natürlich die wichtige Frage: Wie sind die Ergebnisse? Sind die Komplikationen höher, sind die Endergebnisse besser – alles Fragen, die wir jetzt nicht kennen und wir müssen uns dieser Frage stellen."
    Roboterchirurgie fürs Gehirn
    Auf einem anderen Gebiet der Chirurgie wird wohl auch die neue Roboter-Generation erstmal nicht zum Zuge kommen. Professor Gabriele Schackert, Neurochirurgin am Uniklinikum Carl Gustav Carus in Dresden, vertraut bei Hirnoperationen nur ihren eigenen Händen:
    "In der Neurochirurgie sehe ich die Roboterchirurgie fürs Gehirn eigentlich nicht. Das Gehirn bewegt sich, das wär mir zu unsicher und da geht es ja um Millimeter und wenn da der Roboter... Also ich wollte es immer kontrolliert haben, ich würde mich da auf die Technik nicht so gerne verlassen, da bin ich lieber in der Kontrolle für irgendetwas was passiert."
    Höchstens bei Operationen an der Wirbelsäule sieht Gabriele Schackert, Präsidentin der deutschen Gesellschaft für Chirurgie, einen Platz für Doc Roboter.
    "Da kann ich mir vorstellen, dass der Roboter tatsächlich in der Zukunft mehr und mehr an Bedeutung gewinnen kann. Damit man ganz exakt die Schrauben setzt. Man hat den Vorteil man hat feste Strukturen, man hat Knochen, der Knochen bewegt sich nicht und der Roboter kann dann eben ganz exakt nach der Planung die Schraube einbringen."
    Wie hilfreich er sein kann, der Roboter-Gehilfe im Operationssaal – das muss er auf vielen Gebieten der Chirurgie erst noch beweisen.