Flutkatastrophe
Mehr als 100.000 Freiwillige auf dem Weg in spanische Dörfer

Die Welle der Hilfsbereitschaft und Solidarität mit den Betroffenen der schweren Unwetter in Spanien wächst. Die Regierung schickt 10.000 zusätzliche Kräfte in die verwüsteten Orte nahe Valencia. 100.000 freiwillige Helfer sind unterwegs in die Dörfer.

    Eine Frau schiebt mit einem Besen Schlamm beiseite. Der gesamte Boden unter ihr besteht aus braunem Schlamm. Hinter liegen Autos aufeinander und andere Personen sind zu sehen.
    Viele Freiwillige helfen bei Aufräumarbeiten in Spanien (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Manu Fernandez)
    Mit Bussen, die die Regionalregierung organisiert hat, sollten sie in Schichten zu den schwer verwüsteten Dörfern rund um Valencia gebracht werden, um bei den Aufräumarbeiten zu helfen, wie die Nachrichtenagentur Europapress berichtete. 
    Spaniens Regierungschef Sánchez gab nach einer Lagesitzung bekannt, dass mindestens 211 Menschen bei den Unwettern vom Dienstag ums Leben gekommen sind, die meisten von ihnen in der Region Valencia. Viele gelten weiter als vermisst. Es wird mit einer weiter steigenden Zahl von Toten gerechnet.

    Regierung schickt weitere Hilfskräfte

    Insgesamt 10.000 weitere Einsatzkräfte will der Regierungschef jetzt in die betroffenen Gebiete schicken, um die Bergungs- und Aufräumarbeiten zu beschleunigen. 5.000 Soldaten sollen demnach noch dieses Wochenende entsandt werden und die schon etwa 2.000 Militärangehörigen vor Ort verstärken, wie der Sender RTVE berichtete. Zudem ist der Einsatz von 5.000 Polizisten und Angehörigen der Polizeieinheit Guardia Civil geplant. 
    Viele der Dörfer sind von einer Schlammdecke überzogen, in den Straßen liegen nach wie vor übereinander getürmte Autos, Möbel sowie Hausrat. Die Stromversorgung wurde den Behörden zufolge mittlerweile größtenteils wieder hergestellt.

    Koordinationszentrum nimmt Arbeit auf

    Die ersten Freiwilligen verließen bereits heute Morgen in bereitgestellten Bussen die Stadt und kehren am Nachmittag zurück, dann werden weitere Gruppen in die Überschwemmungsgebiete gebracht, wie Europapress weiter berichtete. Gestern hatte die Regionalregierung ein Koordinationszentrum eingerichtet, das heute früh die Arbeit aufnahm. 
    Zugleich wurden Freiwillige aufgerufen, nicht in eigenen Autos in Richtung der Dörfer zu fahren, um die Straßen für Rettungskräfte nicht zu blockieren oder selbst stecken zu bleiben. Die Regionalregierung hatte bis Sonntagabend die Fahrerlaubnis auf wichtigen Verkehrsstraßen stark eingeschränkt, damit Einsatzkräfte freie Fahrt haben.

    Noch keine Verabschiedung möglich

    Die Menschen in Spanien leiden auch darunter, sich nicht von ihren verstorbenen Angehörigen und Freunden verabschieden zu können. Nach der Obduktion werden die identifizierten und nicht identifizierten Todesopfer in die große Messehalle von Valencia gebracht. Dort wurde eine 1.300 Quadratmeter große provisorische Leichenhalle eingerichtet. Familienmitgliedern sei der Zugang nicht gestattet, sagte Nuria Montes, Mitglied der Regionalregierung.

    Heftige Regenfälle auf Mallorca

    Auf der spanischen Urlaubsinsel Mallorca haben starke Regenfälle und Gewitter zu steigenden Flusspegeln und einigen gefährlichen Situationen geführt. Die Feuerwehr musste am Freitag fast 90 Mal ausrücken sowie einmal auf der Nachbarinsel Menorca. Am Flughafen Palma gab es aufgrund der Unwetter zum Teil mehrstündige Verspätungen. Am schwersten getroffen habe es die Bergkette Serra d'Àlfàbia nördlich von Palma, schrieb die Lokalzeitung „Diario de Mallorca“. Dort seien 113 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Der Wetterdienst Aemet gab am Morgen jedoch Entwarnung: Es gelte keine Warnstufe mehr für die Inselgruppe.
    Diese Nachricht wurde am 02.11.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.