Offener Brief
Mehr als 100 Kulturschaffende gegen "ttt"-Moderatorjob für Thilo Mischke

Eine Reihe von Kulturschaffenden hat sich mit einem offenen Brief gegen ein Engagement von Thilo Mischke als Moderator des ARD-Kulturmagazins "ttt - titel thesen temperamente" ausgesprochen. In dem Schreiben, aus dem der Tagesspiegel zitiert, heißt es, eine Zusammenarbeit mit Mischke schließe man aus.

    Der Journalist Thilo Mischke steht bei der Verleihung des Bayerischen Fernsehpreises auf der Bühne vor einer blauen Wand, die mit "BR" beschriftet ist.
    Bringt Thilo Mischke die richtigen Blickwinkel auf Kultur und Gesellschaft als ttt-Moderator - oder ist er ungeeignet für die Kultursendung? (picture alliance / dpa / Matthias Balk)
    Weiter heißt es in dem Brief an die Programmverantwortlichen der beteiligten öffentlich-rechtlichen ARD-Anstalten, man sei "bestürzt über diese Personalentscheidung der ARD, mit der die Kultursendung 'ttt – titel thesen temperamente' nachhaltig beschädigt wird".
    Zu den Unterzeichnern zählen zum Beispiel die Schriftsteller Alena Schröder, Saša Stanišić, Jan Brandt, Ulrike Draesner, Margarete Stokowski und Till Raether. Die Unterzeichner des Schreibens, zu denen neben Autoren auch Journalisten und Kulturschaffende zählen, werfen Mischke auch vor, sich nicht kritisch mit seinem früheren Werk auseinandergesetzt und sich nicht ausreichend distanziert zu haben. 
    Vor Weihnachten hatte die ARD bekanntgemacht, dass Mischke ab Mitte Februar mit Siham El-Maimouni die Moderation der Sendung übernimmt, die traditionell sonntags am späten Abend im Ersten ausgestrahlt wird. "ttt" zählt zu den bekanntesten Kultur-Formaten in der ARD. Die Sendung gibt es seit 1967. Auf Instagram machte Mischke seine neue Aufgabe auch bekannt. Seither hatte er sich dort nicht mehr zu dem Fall geäußert.
    An der Personalie Mischke entzündete sich nach der Bekanntgabe in sozialen Medien Kritik, die sich auf die Vergangenheit bezog. Im Gespräch war etwa sein Buch "In 80 Frauen um die Welt" aus dem Jahr 2010. Die ARD hatte daraufhin betont: "ttt stellt sich gegen jede Form von Sexismus und Rassismus und steht, genauso wie Thilo Mischke, für Meinungsvielfalt und Toleranz." Seit der Veröffentlichung habe er sich "intensiv und selbstkritisch mit den Vorwürfen, darin ein sexistisches Frauenbild vermittelt und stellenweise rassistische Sprache benutzt zu haben, auseinandergesetzt".
    Mischke ist seit Jahren vor allem durch Reportagen für den privaten Fernsehsender ProSieben bekannt. Er gewann 2023 den Deutschen Fernsehpreis für seine ProSieben-Reportage "Verlassen und vergessen? Afghanistan im Griff der Taliban". Vor der vergangenen Bundestagswahl interviewte Mischke im April 2021 für ProSieben die damals erst frisch gekürte Kanzlerkandidatin Baerbock (Grüne). 2020 gewann er den Bayerischen Fernsehpreis für seine ProSieben-Reportage "Deutsche an der ISIS-Front" über Menschen, die für die Terrormiliz Islamischer Staat in den Krieg ziehen.
    Diese Nachricht wurde am 02.01.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.